The Bards Tale 03 - Gefängnis der Seelen
gelehrt, daß der Dunkle Elf kein Freund überflüssiger Worte war und schon gar keine wertvolle Zeit auf Erklärungen verschwendete. Wenn überhaupt, würde er seinen Schüler tadeln, weil der nicht allein darauf gekommen war.
Und kurz darauf wußte Alaire es auch: »Er ist ein Freund des Prinzen, aber er weiß nicht, warum der König seinem eigenen Fleisch und Blut mißtraut. Und er kann nichts dagegen tun. Das heißt, er steht dem König nicht mehr nahe.«
Naitachal nickte. »Genau. Vielleicht ist seine Unterstützung des Prinzen sogar der Grund, warum er in Ungnade gefallen ist. Und er weiß auch nicht, wer hinter den Scherereien zwischen Vater und Sohn steckt, oder hinter denen zwischen seinem und unserem Land. Da bin ich mir ganz sicher.«
Alaire seufzte und stand auf. »Was machen wir jetzt?«
»Du, mein junger Freund, bleibst bei Kai.« Naitachal dachte kurz über etwas nach und fuhr dann fort: »Ich dagegen werde mir jetzt diesen Sir Jehan vorknöpfen.«
11.
KAPITEL
Naitachal ließ Alaire auf dem Balkon allein und sah sich prüfend im Flur um, ob vielleicht jemand sie belauscht haben könnte. Er fand niemanden, nicht einmal einen Diener, und vertraute darauf, daß sein Gespräch mit Hauptmann Lyam unbeobachtet geblieben war. Die Unterhaltung mit dem kräftigen Schwertkämpfer hatte ihn überzeugt, daß sie hier beide in Gefahr schwebten. Er erwog, nach Althea zurückzukehren … um Alaire zu schützen. Sie hätten einen anderen Botschafter entsenden sollen, jemanden, der mit solchen politischen Schwierigkeiten Erfahrung hatte. Fast hätte er gedacht: »… und entbehrlich ist.« Diese Situation hier ist viel gefährlicher, als ich angenommen habe.
Aber wenn er jetzt abreiste, würde das nur Alaire demütigen, ohne daß sie irgend etwas für Althea erreicht hätten. Außerdem waren sie draußen auf den Straßen noch verwundbarer. Naitachal konnte sich mit Leichtigkeit ausmalen, wie schnell ihre Gegner sie beide eliminieren konnten. Es gäbe keine Zeugen, und man würde das alles auf die Fährnisse der Reise schieben: Raubtiere, Banditen oder einfach nur Pech. Sie waren in vieler Hinsicht hier in dieser Wolfsgrube sicherer, weil jeder Schaden, den man ihnen hier zufügte, nur schwer dem aufgebrachten König Reynard erklärt werden könnte.
Das gewährte ihnen zwar keine Immunität gegen die Gefahren, die im Palast auf sie lauerten, aber sie hatten zumindest eine bessere Ausgangsposition. Vorausgesetzt natürlich, Suinomen erklärte Althea nicht geradeheraus den Krieg. In diesem Fall war ihr Schicksal fraglich.
Es ist besser, sich dem jetzt zu stellen, dachte er und fand sich mit der Herausforderung ab, die auf ihn wartete.
Er fand das Vorzimmer zu den Gemächern des Königs, ein Raum fast von der Größe des Saals. Er war geschmackvoll mit Polstermöbeln und den Trophäen einiger großer Dieren und anderen Kreaturen der Bergwälder dekoriert, die an den gegipsten Wänden hingen. Der Boden bestand, wie überall im Palast, aus hellem, unbehandelten Kiefernholz. Etwa dreißig offenbar hochgestellte Individuen standen allein oder in Gruppen herum und unterhielten sich angeregt in ihrer Muttersprache. Die meisten Höflinge hatten sich um das lodernde Feuer in dem großen Kamin geschart. Irgendwo hinter den Doppeltüren am anderen Ende des Zimmers mußte der Empfangssaal des Königs sein und der Salon für seine privaten Audienzen. Es machte den Dunklen Elfen fast verrückt, so dicht vor dem Ziel zu sein, und dennoch die Türen nicht passieren zu können. Wenn er nur Magie benutzen dürfte … Dann könnte er sich unsichtbar machen.
Aber das kam ja nicht in Frage.
Keiner schien ihn zu beachten, als er eintrat. Vielleicht sind diese Leute einfach zu höflich, um mich anzustarren.
Er konnte es nur hoffen.
John Pikhalas kam durch die Doppeltür am anderen Ende des Raums. In seiner Begleitung war ein grauhaariger Edelmann, den im gleichen Moment jemanden aus einer Gruppe mit Namen rief. Naitachal erkannte jetzt endlich etwas hier im Saal: den Namen Sir Jehans. Offenbar war das der Mann, den Pikhalas gerade zum König geführt hatte.
Er ist also ein Vertrauter des Königs, dachte Naitachal. Sehr interessant. Wirklich, sehr aufschlußreich.
Pikhalas erblickte den Dunklen Elfen sofort. Während Naitachal fürchtete, er würde mit Sir Jehan durch den nächstgelegenen Ausgang fliehen, tat der Handlanger des Königs genau das Gegenteil. Er flüsterte seinem Gefährten etwas zu, der daraufhin nickte und
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