The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)
Bühne. Die weiblichen Betreuer im schicken Anzug tanzten auf
Backstreet Boys, die Jungs in feiner Damenkleidung auf Britney Spears. Das
Publikum explodierte, als wir uns mit Schminke und Stöckelschuhen zeigten! Das
harte Üben hatte sich gelohnt.
Der letzte Tag hieß noch mehr Arbeit: Während des Tages im Büro die Flugtickets
aufteilen und aufräumen, am Abend Koffer für Koffer annehmen – da blieb kaum
Zeit, tschüss zu sagen oder sogar unseren eigenen Kram zu packen! Während des
Abschlussballs habe ich eine DVD über unser Camp erstellt. Ein riesiges
Feuerwerk läutete die Schlussphase ein: Über 25 Busse mit Gepäck und Schülern
beladen – nebenbei die DVDs brennen! Um 3 Uhr nachts mussten auch wir von
unserem Campdirektor Abschied nehmen, und es ging nach Boston. Um 10 Uhr war
der letzte Schüler durch den Check-in: Nun hatten wir endlich Rast.
Am Abend ging es dann für uns zurück nach Deutschland. Die meisten Betreuer
(Returnees) mussten auch zum „Drehkreuz Deutschland“. Mit
15 Kilogramm Handgepäck waren auch meine Koffer am Gewichtslimit.
Auf dem siebenstündigen Rückflug hatten wir viel Spaß – schlafen konnte eh
keiner! Bei den üblichen Sicherheitshinweisen habe ich einen Lachkrampf
bekommen – Deutsch war ganz komisch! „Bitte blasen Sie Luft in die Weste“ hat
dann dafür gesorgt, dass ich vor lauter Lachen fast keine Luft mehr bekommen
habe! Es war halt zu komisch. Ich hab mich auch weiter mit dem Personal und
Freunden auf Englisch unterhalten. Auf dem Weg gab es einen dreistündigen
Sonnenuntergang, drei Stunden Nacht und dann schon wieder Sonnenaufgang. Wie
verrückt! Mit Tränen haben wir Returnees uns in Frankfurt getrennt, mit dem
Versprechen, uns alle wieder zu sehen! Gegebenenfalls gibt es ja die
Möglichkeit als Squad Leader, also Betreuungsführer, im nächsten Camp dabei zu
sein. Frühmorgens in Düsseldorf habe ich dann meine Familie in die Arme
geschlossen. Alles war so komisch. Es hat sich alles so fremd angefühlt. Als ob
ich unter friedliche Aliens gekommen wäre. Alles hat sich ein wenig verändert.
Die Motoren der Autos, das Rascheln der Bäume – alles hört sich anders an.
Irgendwie noch viel komischer als vor einem Jahr, als ich in den USA gelandet
war. Frühstück war ganz einfach: Ich brauchte stinknormale, frische Brötchen!
Wie lecker: richtiger Honig, fruchtige Marmelade und gesunde Milch. Nachdem ich
mein frisch renoviertes Zimmer in Empfang genommen habe, fiel ich erst einmal
ins Bett. Am Abend kamen enge Freunde und Familie zu Besuch. Manchmal fehlten
mir die deutschen Worte, oder ich hab einfach Englisch gesprochen. Nach 24
Stunden hat sich dies aber deutlich gebessert.
Durch den Jetlag war ich am darauf folgenden Tag bis 17 Uhr im Bett!!! Dafür
war ich nachts oft bis 4 Uhr morgens wach. Die erste Woche zurück in der Heimat
war total verrückt.
MITTWOCH war ich dann mit Freunden in Aachen einkaufen. Ich hab wieder
rauchende Kinder gesehen, Fahrräder, Zigarettenautomaten, Bierflaschen auf der
Straße, deutsche Ampeln, und so weiter ... ich bin ja in den USA 18 Jahre alt
geworden – mir fällt aber nichts ein, etwas damit anzufangen! In einem Geschäft
bin ich direkt auf eine unfreundliche Kassiererin gestoßen: Ich verabschiedete
mich mit „Auf Wiedersehen!“ und habe keine Antwort bekommen. In einem anderen
Geschäft habe ich an der Kasse versehentlich auf die „eingetütete Ware“
gewartet – in den USA ist es nämlich üblich, dass die gekaufte Ware direkt vom
Geschäft in Tragetaschen getan wird. Natürlich muss ich mich auch an den Euro
wieder gewöhnen, genauso wie an die kürzeren Öffnungszeiten, an Regenwetter und
dass man nicht überall mit Plastik (Kreditkarten) bezahlen kann! Benzin ist
auch teurer, dafür haben wir ein gutes, öffentliches Verkehrsnetz und höhere
Mehrwertsteuern!
Jetzt bin ich wieder hier, ich hatte bereits eine kleine Feier – und habe alle
meine Freunde behalten. Neue halt dazu kennen gelernt! Aber wozu brauche ich
noch mehr Freunde, wenn ich doch schon Bekanntschaften aus allen fünf
Kontinenten der Erde habe?!
Für meinen Vater bin ich immer noch der „Kleine“, und deshalb wird der Traum
vom eigenen Auto sehr schwer. Dafür werde ich mit meinem vollen deutschen
Führerschein ohne jegliche Prüfung belohnt – Fahrtraining werde ich
sicherheitshalber trotzdem machen.
So langsam komme ich wieder in den Schlafrhythmus und gehe meinem Alltag nach.
Einen großen Döner konnte ich auch schon essen.
Meine
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