The Best Year of my Life – Ein Jahr als Gastschüler (German Edition)
Gasteltern kommen mich im November besuchen. In zwei Wochen geht’s weiter
zur Schule. Englisch darf ja jetzt kein Problem mehr sein. Der Weg ist frei
fürs Abitur! Ich werde planmäßig die elfte Klasse machen, da mir die zweite
Fremdsprache fehlt.
An den Qualm der Volkskrankheit Rauchen muss ich mich auch wieder gewöhnen. In
den USA habe ich nur sehr selten den Glimmstängel gesehen – umso mehr fällt es
hier auf, wie Kinder schon rauchen.
Bei einer kleinen Feier in einer großen Bar wollte ich mit Kreditkarte bezahlen
– nur leider wird diese hier viel seltener akzeptiert. Sogar in einem bekannten
Multimediamarkt war eine Kartenzahlung nicht möglich. Jetzt hab ich das
Wahlspektakel in den USA schon mitbekommen und stehe jetzt hier und weiß nicht
so Recht, was ich hier im September 2005 wählen soll. Fakt ist, ich hab viel
gelernt, kann über jedes US-Vorurteil nur müde lachen. So genannte
Ruf-mich-an-und-gewinn-Telefonsendungen gibt es in den USA nicht. Genauso wenig
wie jede zwei Sekunden Mobiltelefon-Werbung (der Begriff „Handy“ ist ein
deutscher und wird nirgendwo sonst verwendet). Filme aus den USA sind hier
genauso alt, Mobilfunktarife fallen hier jetzt auch, und das Bier schmeckt hier
immer noch besser!
Ich stehe noch mit vielen in Kontakt, ob Freunde aus China, Kasachstan oder
Dänemark! Ich kann ein ganzjähriges Austauschjahr nur wärmstens empfehlen, mein
Jahr war nur ein kleines Beispiel, wie eine Reise in die große Welt verlaufen
kann. Mir kam das eh nur vor wie drei Wochen. Ich kann leider nicht auf die
Frage antworten, welches Land nun besser ist. Jedes hat seine Vor- und
Nachteile. Es sollte so einen Misch zwischen beiden geben!!! Wie
das Motto schon sagt: „It’s not wrong, it’s not right – it’s just different!“ Das Gelernte in diesem aufregenden Jahr wird mich noch das ganze Leben
begleiten! Vielen Dank an meine Familie, die mir dieses Jahr überhaupt
ermöglicht hat und mich am Anfang glücklicherweise ein bisschen dazu überredet hat!
Verrücktes Deutschland.
Zurück in Deutschland
Wiedereinleben
Sonntag,
23. Oktober, 21:10 Uhr
Die ersten Wochen zurück in
meiner Heimat waren ein ganz neues Kapitel! Ich wurde von meiner Organisation
über den so genannten Kulturschock in den USA informiert – jedoch habe ich
diesen nie bekommen – bis ich zurück in Deutschland war ...
Meine neue Schule, ein
Wirtschaftsgymnasium, ist recht nett. Nach einem Jahr „Urlaub“ muss ich mich
wieder etwas mehr anstrengen. Ich bin in die elfte Klasse gekommen, da ich die
zweite Fremdsprache Französisch damals abgewählt habe. Die Schule ist auch
etwas weit entfernt, was den Vorteil (oder auch Nachteil) hat, dass mich
niemand kennt und so keinen Vergleich zu früher ziehen kann. Inwiefern das
positiv ist? Ich denke, dass jeder von uns Momente hat, die sich bei den
Mitmenschen einprägen, und es wäre in der alten Umgebung umso auffälliger, dass
ich als „neuer Mensch“ aus den USA zurückgekommen bin und jetzt mit vielen
neuen Erfahrungen auf die „Alten“ stoße.
Seit drei Monaten bin ich schon zu Hause, jedoch habe ich weiterhin
„amerikanisches Blut“. Ein Beispiel ist, dass ich manchmal in Englisch denke,
und mein Deutsch in Sachen Grammatik schlechter geworden ist. Jedoch kann ich
dies nun locker mit dem Schulfach Englisch ausgleichen!
Leider gibt es keinen gelben
Schulbus, der mich morgens direkt an meiner Haustür abholt.
Die erste Schulwoche habe ich
mich sehr aktiv darum bemüht, meine neuen Mitschüler kennen zu lernen. Ich habe
mir angewöhnt, mit einem Lächeln und einer Umarmung Leute zu begrüßen – dies
kommt jedoch hier weniger gut an und wird als „Anmache“ missverstanden! Eine
weitere „Macke“ aus der Sicht meiner Mitschülern ist, dass ich zu allem und
jedem „Danke“ sage, auch zu den Lehrern, was nun mal als „Schleimtour“
bezeichnet wird. Ich bin auf dem Niveau angelangt, freundlich zu sein und ein
erfolgreiches und friedliches Leben leben zu wollen. Aber da gibt es halt
kleine, aber feine Unterschiede auf der Welt.
Mein Französischkurs fängt
bei null an. Hier liegt auch mein größtes Problem: Meine Denksprache ist
Englisch, zusammen mit ein bisschen Spanisch aus New Mexico. Das ist das totale
Chaos: Ähnlich klingende Worte bedeuten im Französischen etwas ganz anderes als
im Spanischen. Darüber hinaus ist der amerikanische Akzent in Französisch
tödlich.
Eine weitere Umstellung ist
die Benutzung der Toilette: Meine Mutter
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