The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)
Augen. Eliza war für den Erstkontakt ausgewählt worden. Dani hielt sich direkt hinter ihr. Ihre Lippen waren zusammengepresst, und auch sie war verkleidet.
Ich an ihrer Stelle hätte Antoinette durch einen meiner kleinen »Stupser« auf mich aufmerksam gemacht, um herauszufinden, ob die Luft rein war, aber Eliza verfügte nicht über eine solche Gabe. Der Æther spielte mit ihr, nicht andersrum. Stattdessen spreizte sie nun vier Finger ihrer rechten und drei ihrer linken Hand und fuhr sich damit durchs Haar, als wollte sie es entwirren. Antoinette begriff sofort. Sie trat auf Eliza zu und streckte die Hand aus. Eliza ergriff sie.
Situla führte den ersten Schlag. Noch bevor ich begriff, was vorging, hatte sie sich auf Antoinette gestürzt und würgte sie. Der Wächter peilte Zeke an, gleichzeitig schleuderte Carl einen Geist auf Eliza. Es muss wohl Nelson gewesen sein, die mächtigste Präsenz auf dem Platz, denn Eliza wurde gegen einen der Löwen geschleudert, griff sich an die Brust und rief mit erstickter Stimme: »Kann ich Winde nicht befehlen, das Wetter nicht beherrschen, noch meinen Tod!« Amelia flog als Nächste durch die Luft, wurde aber von Nick aufgefangen, dessen Wut durch den Anblick von Elizas Schmerzen noch weiter angefacht wurde. David übernahm Jax … oder versuchte es zumindest. Vorher erwischte Dani ihn mit der Faust, sodass eine Blutfontäne aus seinem Mund schoss. Nach nur zehn Sekunden war ich die Einzige, die sich noch nicht in den Kampf gestürzt hatte.
Mir passte das gut. Jaxon weniger.
Er entdeckte mich sofort, sah einen weiteren maskierten Feind in mir. Sechs Geister zog er an sich und schleuderte sie in meine Richtung. Ich musste reagieren, und zwar schnell – die Geister von Trafalgar konnten zu einer echten Bedrohung werden. Also schoss ich einen Fluxpfeil auf ihn, zielte aber ein ganzes Stück über seinen Kopf hinweg. Trotzdem duckte sich Jax, sodass seine toten Helfer sich über den ganzen Platz verteilten. Gib auf , dachte ich. Zwing mich nicht, dich anzugreifen.
Aber Jaxon gab niemals auf, er war außer sich vor Wut. Wir hatten seine Pläne durchkreuzt. Mit erhobenem Stock stürmte er auf mich zu. Ich wollte ihm in den Magen treten, um ihn von mir fernzuhalten, legte aber nicht genug Kraft hinein. Er packte meinen Fuß, und mit einem Dreh seines Handgelenks warf er mich zu Boden. Schmerz. Weg hier, weg.
Zu langsam. Jax rammte mir die Stahlkappe seines Stiefels in die Seite, sodass ich auf den Rücken rollte. Sein Knie landete schwer auf meiner Brust. Ich sah verschwommen eine Faust auf mich zukommen, dann traf etwas Hartes die ungeschützte Seite meines Gesichts. Schlagring. Und noch einmal, diesmal in die Rippen. Ein Knacken, dann Schmerz. Wieder ein Schlag. Verzweifelt riss ich einen Arm hoch, um die vierte Attacke abzuwehren. In seinen Augen flackerte Mordlust. Jax würde mich umbringen.
Ich hatte keine Wahl. Da mein Körper wehrlos war, setzte ich meinen Geist ein.
Damit rechnete er nicht, meine Aura hatte er außer Acht gelassen. Der Schlag gegen seine Traumlandschaft riss ihn von den Füßen. Klappernd landete der Spazierstock auf dem Boden. Hastig rappelte ich mich auf. Mein Gesicht pochte, meine Rippen brannten und irgendetwas stimmte mit meinem rechten Auge nicht. Ich schlang die Arme um die Knie und atmete mühsam durch die Nase. Mir war nie klar gewesen, wie brutal Jax sein konnte.
Ein schriller Schrei lenkte mich ab. Nadine hockte neben einem der Brunnen. Den Kampf mit Geistern hatte sie aufgegeben und nagelte Amelia nun körperlich am Boden fest. Ich holte die Spritze aus meiner Jacke, riss mit blutigen Fingern die Verpackung ab und schob die Nadel in mein Handgelenk. Nach ein paar Sekunden reduzierte sich der Schmerz zu einem dumpfen Druck. Meine Sicht normalisierte sich nicht, aber sie schränkte mich auch nicht wirklich ein. Mein linkes Auge funktionierte noch einwandfrei.
Auf meiner Brust erschien ein kleiner roter Punkt. Anscheinend hatten sie Scharfschützen in den Gebäuden postiert.
Es musste einen Ausweg geben.
Mit neuer Kraft rannte ich auf den Brunnen zu, wo Amelia hilflos um sich trat. Auch wenn ich Nadine den Sieg wünschte, konnte ich nicht tatenlos mit ansehen, wie ein Mensch starb. Also schlang ich ihr die Arme um die Brust und riss sie von Amelia runter, direkt in den Brunnen. Das Wasser wurde rot, als die Sicherheitsbeleuchtung die Farbe wechselte. Nadine tauchte kurz nach mir wieder auf. Sie biss die Zähne zusammen, und die Muskeln
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