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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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mir in der Strafkolonie Gesellschaft leisten. Ich durfte nicht zulassen, dass Nashira sie in die Finger bekam.
    Trotz der künstlichen Beleuchtung am Trafalgar Square war es noch dunkel genug, damit wir nicht weiter auffielen. Situla, Amelia und David näherten sich von der anderen Seite. Geschlossen verschwanden sie hinter einem der vier Bronzelöwen, von denen die Nelsonsäule bewacht wurde. Der Wächter beugte sich zu mir hinab.
    »Carter wird bald kommen«, kündigte er leise an. »Wir müssen abwarten, bis sie mit den Siegeln Kontakt aufnimmt. Ihr dürft unter gar keinen Umständen zulassen, dass man euch gefangen nimmt.« Carl nickte. »Sobald das Umfeld geräumt ist, wird die NVD uns zu den Fahrzeugen zurückbringen. Sollten die Siegel die Grenzen von Parzelle I überschreiten, stellt ihr die Verfolgung ein.«
    Mir brach der kalte Schweiß aus. Seven Dials lag noch innerhalb der ersten Parzelle. Falls die Gang zum Unterschlupf floh, würde man sie eventuell bist dorthin verfolgen.
    In zwei Minuten würde Big Ben sein Glockenspiel ertönen lassen. Der Wächter schickte Carl zur Treppe an der Säule, er sollte sich auf die Stufen setzen. Als Wahrsager war er am unauffälligsten. Sobald er seinen Posten bezogen hatte, führte der Wächter mich am Brunnen vorbei zu einer der sieben Statuen, die überall auf dem Platz verteilt waren – eine für jede Persönlichkeit, die maßgeblich an Aufbau und Leitung von Scion beteiligt gewesen waren: Palmerston, Salisbury, Asquith, MacDonald, Zettler, Mayfield und Weaver. Der siebte Sockel trug immer das Abbild des herrschenden Inquisitors, zusammen mit seinem Wahlspruch.
    Hinter der Statue blieb der Wächter stehen. Er sah mich eindringlich an, trotz Maske. »Verzeih mir«, sagte er leise. »Ich wusste nicht, dass sie euch mundtot machen würden.«
    Ich ließ mir nicht anmerken, ob ich ihn gehört hatte. Dazu war ich zu sehr damit beschäftigt, durch die Atemschlitze genug Luft zu bekommen.
    »Sieh noch nicht hin. Carter wartet wie geplant am Fuß der Säule.«
    Ich wollte das nicht tun. Antoinette sollte von hier verschwinden. Am liebsten wäre ich in ihre Traumlandschaft eingedrungen und hätte dafür gesorgt, dass sie die Beine in die Hand nahm.
    Und dann spürte ich sie.
    Ja, das waren sie, ohne jeden Zweifel. Jeder kam aus einer anderen Richtung. Jax musste die gesamte Gang mobilisiert haben, alle sechs verbliebenen Siegel. Würde er meine Aura sofort erkennen oder eher davon ausgehen, dass es hier noch einen anderen Traumwandler gab, auch wenn die Chance minimal war?
    »Ich spüre ein Medium«, sagte der Wächter. »Und einen Flüsterer.«
    Eliza und Nadine. Ich spähte zur Nelsonsäule hinüber. Ja, dort stand Antoinette.
    Sie trug einen Militärmantel und einen schwarzen Hut mit breiter Krempe. Hinter ihren Ohren quoll rotes Haar hervor, das von grauen Strähnen durchzogen war. Viel konnte ich von ihrem Gesicht nicht sehen, entdeckte aber tiefe Falten, die in ihrer Fernsehshow offenbar weggeschminkt worden waren. Zwischen ihren Fingern hing eine silberne Zigarettenspitze mit einer Selbstgedrehten. Sah ganz nach violetter Aster aus. Die hatte vielleicht Nerven! Niemand rauchte in aller Öffentlichkeit solche Drogen.
    Die Vorstellung, gegen Toni Carter zu kämpfen, reichte aus, um meine Nerven bis zum Zerreißen anzuspannen. In ihrer Show hatte sie oft heftige Anfälle bekommen, bevor sie eine Voraussage machte, was die Quoten immer zum Explodieren gebracht hatte. Ich wollte mir gar nicht erst vorstellen, wie sie wohl kämpfte. Nick sah darin die Bestätigung dafür, dass sie kein Orakel war; Orakel verloren niemals derartig die Beherrschung.
    Nadine kam als Erste. Sie trug einen halb zugeknöpften Nadelstreifenblazer. Der diente mit Sicherheit dazu, ein paar Waffen darunter zu verstecken. Nach und nach tauchten auch die anderen auf. Sie ließen sich durch nichts anmerken, dass sie einander kannten. Nur ihre Auren stellten eine Verbindung zwischen ihnen her. Als ich Nick sah, wäre ich fast in Tränen ausgebrochen, in Lachen, in Singen. Er war von Kopf bis Fuß verkleidet. Na ja, das war unvermeidlich, immerhin musste er an seine glänzende Scion-Karriere denken. Seine Haare verschwanden unter einer dunklen Perücke samt Hut, und er trug eine dunkle Brille. Nur wenige Schritt entfernt spielte Jax mit seinem Spazierstock herum. Der Wächter, der dicht neben mir stand, verhielt sich ruhig. Erst als eine der Zielpersonen sich Antoinette näherte, verdunkelten sich seine

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