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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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in ihrem Nacken traten deutlich hervor. Instinktiv wich ich zurück.
    »Nimm die Maske ab, Miststück«, rief sie mir zu.
    Ich richtete meine Fluxpistole auf sie.
    Nadine fing an, mich zu umkreisen. Dann schlug sie ihren Mantel zurück und zog ein Messer. Ihr war Stahl schon immer lieber gewesen als jeder Geist.
    Mein Herz schlug so heftig, dass ich es bis in die Fingerspitzen spürte. Nadines Messer fand fast immer sein Ziel, und meine Schutzweste konnte auch nicht alles abfangen: Falls sie mich oberhalb des Brustkorbs erwischte, war ich tot. Genau in diesem Moment tauchte David auf. Kurz bevor Nadine das Messer werfen konnte, traf sein Fluxpfeil sie genau zwischen den Schulterblättern. Ihre Augen wurden weit, sie taumelte, schwankte und brach dann auf dem Rand des Brunnens zusammen. David schleifte sie aus dem Becken und nahm ihren Kopf zwischen beide Hände. Man hatte uns angewiesen, niemanden zu töten, aber in der Hitze des Gefechts schien er das vergessen zu haben. Wie wichtig konnte ein Flüsterer schon sein?
    Mir blieb keine Zeit zum Nachdenken, hastig ließ ich meinen Geist los. Zeke würde mir nie verzeihen, wenn ich seine Schwester sterben ließ. Das war der perfekte Moment für einen Sprung.
    Ich ging zu weit. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich in Davids Bewusstsein und löste seine Hände von Nadines Kopf. Dann war ich wieder in meinem Körper und rannte zu ihm. Mit meinem ganzen Gewicht rammte ich ihn, sodass wir beide stürzten.
    Mir wurde schwarz vor Augen. Ich hatte gerade von David Besitz ergriffen. Es hatte nur einen Herzschlag lang angehalten, aber ich hatte seine Arme bewegt.
    Nun hatte ich doch die Kontrolle über einen Menschen erlangt.
    David drückte die Hände an die Schläfen. Ich war nicht gerade sanft gewesen. Mühsam stand ich auf und versuchte die weißen Flecken wegzublinzeln, die vor meinen Augen tanzten. Antoinette und Situla waren verschwunden.
    Ohne mich weiter um Nadine oder David zu kümmern, entfernte ich mich vom Brunnen. Meine Kleider waren klatschnass. Ich kletterte auf einen der Löwen und verschaffte mir einen Überblick über die Szene. Beide Gruppen hatten sich über den Platz verstreut. Zeke war kein großer Kämpfer und hatte klugerweise die Segel gestrichen – verdammte Seefahrergeister – , als er den Wächter auf sich zukommen sah. Stattdessen hatte er seine Sturmhaube hochgezogen und prügelte sich nun mit Amelia. Der Wächter hatte seine Aufmerksamkeit Nick zugewandt, der wiederum Carl mit einigen Geistern schachmatt gesetzt hatte. Mir blieb fast das Herz stehen, als ich die beiden sah: mein Hüter und mein bester Freund. Ängstlich sprang ich von dem Sockel. Ich musste Nick helfen. Der Wächter konnte ihn umbringen.
    Plötzlich tauchte Eliza auf, und sie war stinksauer. Aus allen Richtungen flogen Geister auf mich zu. Sie schlugen sich immer auf die Seite der Medien. Drei französische Seeleute platzten in meine Traumlandschaft. Geblendet von ihren Erinnerungen geriet ich ins Taumeln: meterhohe Wellen, das Dröhnen der Musketen, Feuer an Deck der Achille , Geschrei, Chaos … Dann versetzte Eliza mir einen Stoß, und ich fiel um. Indem ich sämtliche Schutzschilde hochriss, versuchte ich, die Eindringlinge zu vertreiben.
    Einen Moment lang war ich völlig hilflos. Eliza kniete sich auf mich. »Bleibt drin, Jungs!«
    Meine Traumlandschaft wurde überflutet. Kanonenkugeln zerfetzten sie. Brennende Holzlatten flogen herum. Elizas Hände griffen nach meiner Maske.
    Nein, nicht! Sie durfte mich nicht sehen. Die NVD würde sie erschießen. Mit letzter Kraft vertrieb ich die Geister und versetzte ihr einen Tritt gegen den Kiefer, der sie zurückschleuderte. Sie schrie laut auf. Sofort fühlte ich mich schuldig. Ich wirbelte herum und konnte gerade noch mit der Fluxpistole Jax’ Stock abwehren.
    »Sieh mal einer an, ein Wandler in Uniform«, sagte er leise. »Wo haben sie dich gefunden? Wo hattest du dich versteckt?« Er beugte sich zu mir runter und starrte angestrengt in die Augenlöcher der Maske. »Du kannst unmöglich meine Paige sein.« Der Stock drückte meinen Arm zurück. Meine Muskeln verkrampften sich. »Also, wer bist du?«
    Bevor ich etwas unternehmen konnte, wurde Jax von einer Horde Geister zurückgedrängt, die größer war als alles, was ein Mensch an sich binden konnte. Der Wächter. Ich sprang auf und griff nach meiner Waffe, aber Jax schlug blind mit seinem Stock zu. Instinktiv riss ich den Kopf nach links. Nicht schnell genug. Scharfe,

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