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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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seine Kehle. Mit meiner letzten Kraft versuchte ich sie wegzuschieben.
    »Sie kommt mit mir.« Es war der Wächter, und er sah wahrhaft dämonisch aus. »Lauf, Orakel.«
    Das Leben zerrann mir zwischen den Fingern. Ich hörte Nicks Herzschlag an meinem Ohr, spürte seine Hand an meinem Rücken. Das Licht schwand. Der Tod war gekommen.

Kapitel Zweiundzwanzig
    D REIFACH GENARRT
    Die Zeit zerfiel in einzelne Momente, unterbrochen von reiner Leere. Manchmal sah ich Lichter. Manchmal hörte ich Stimmen. Eine Weile kam es mir so vor, als wäre ich in einem Auto, alles schien sich zu bewegen.
    Irgendwann wurde mir bewusst, dass jemand mein Hemd aufschnitt. Ich wollte die störenden Hände wegschieben, aber mein Körper gehorchte mir nicht. Da erkannte ich das undurchdringliche Wattegefühl von Drogen. Als ich das nächste Mal zu Bewusstsein kam, lag ich im Bett des Wächters, auf die linke Seite gerollt. Meine Haare waren nass. Jeder Quadratzentimeter meines Körpers tat weh.
    »Paige?«
    Die Stimme klang so gedämpft, als wäre ich unter Wasser. Ich stieß ein klägliches Geräusch aus, halb Schluchzen, halb Keuchen. Meine Brust brannte. Und mein Arm. Nick . Blind streckte ich die Hand aus.
    »Michael, schnell.« Eine Hand schloss sich um meine. »Halte durch, Paige.«
    Dann fiel ich wohl wieder in Ohnmacht. Als ich aufwachte, fühlte ich mich so schwer, formlos und schlaff wie eine Daunendecke. Mein rechter Arm war größtenteils taub. Das Atmen tat weh, aber ich konnte den Mund öffnen. Meine Brust hob und senkte sich angestrengt.
    Ich stützte mich auf einen Ellbogen, schob mich ein Stück nach links und fuhr mit der Zunge über meine Zähne. Alle noch da und fest.
    Der Wächter saß in seinem Sessel und blickte auf das Grammophon. Am liebsten hätte ich das Ding zertrümmert. Wie konnten diese Stimmen nur so fröhlich klingen? Als der Wächter mich bemerkte, stand er auf.
    »Paige.«
    Sein Anblick ließ mein Herz schneller schlagen. Mit der Erinnerung an seinen schrecklichen Blick vor Augen, ließ ich mich gegen das Kopfteil des Bettes sinken. »Hast du ihn getötet?« Ich wischte mir den Schweiß von der Oberlippe. »Hast du … hast du das Orakel getötet?«
    »Nein, er lebt noch.«
    Ganz langsam half er mir dabei, mich aufrecht hinzusetzen. Durch die Bewegung ziepte der intravenöse Zugang, den sie in meine Hand gebohrt hatten. »Ich kann nicht richtig sehen.« Meine Stimme war rau, aber wenigstens konnte ich wieder sprechen.
    »Du hast ein periorbitales Hämatom.«
    »Bitte, was?«
    »Ein blaues Auge.«
    Ich strich über die weiche Haut an meinem Jochbein. Jax hatte mich wirklich ziemlich übel zugerichtet. Meine gesamte rechte Gesichtshälfte war geschwollen.
    »So«, sagte ich schließlich, »da wären wir also wieder.«
    »Du hast versucht zu fliehen.«
    »Natürlich habe ich versucht zu fliehen.« Es gelang mir nicht, die Bitterkeit in meiner Stimme zu unterdrücken. »Glaubst du denn, ich will hier sterben und für den Rest der Ewigkeit an Nashira gekettet sein?« Der Wächter sah mich stumm an. In meiner Kehle bildete sich ein Kloß. »Warum hast du mich nicht nach Hause gehen lassen?«
    In seinen Augen war noch ein schwaches grünes Leuchten zu sehen. Offenbar hatte er sich von Eliza genährt. »Das hat seine Gründe«, erwiderte er.
    »Alles Ausreden.«
    Lange Zeit sagte er gar nichts. Und auch dann verriet er mir nicht, warum er mich in diese beschissene Stadt zurückgeschleift hatte. »Die Anzahl deiner Verletzungen ist beeindruckend.« Er schob mir ein paar Kissen in den Rücken. »Jaxon Hall ist wesentlich rücksichtsloser, als wir gedacht hatten.«
    »Dann leg mal los.«
    »Blaues Auge, zwei gebrochene Rippen, aufgeplatzte Lippe, eingerissenes Ohr, Prellungen, Schnittwunde am rechten Arm, Schusswunde im Torso. Ich finde es unglaublich, dass du nach der ersten Runde überhaupt noch in der Lage warst, bis zu dieser Brücke zu laufen.«
    »Adrenalin.« Ich musterte sein Gesicht. »Hast du auch etwas abgekriegt?«
    »Eine Schürfwunde.«
    »Dann wurde also nur ich als Sandsack missbraucht, ja?«
    »Du bist auf eine Gruppe extrem mächtiger Seher getroffen und hast überlebt, Paige. Es ist keine Schande, stark zu sein.«
    Doch, es gab Grund zur Schande. Ich war von Eliza überwältigt, von Nick angeschossen und von Jax verprügelt worden. Das hatte nichts mit Stärke zu tun. Der Wächter setzte mir ein Glas mit Wasser an die Lippen. Ich trank widerwillig. »Weiß Nashira von meinem Fluchtversuch?«
    »Aber

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