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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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kannst du ja wohl nicht mich verantwortlich machen«, erwiderte ich.
    Erschöpft ließ ich mich in die Kissen sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Er kam zum Bett und setzte sich wieder neben mich. Wenigstens war er so schlau, mich nicht zu berühren. »Du fürchtest mich nicht, Paige. Ich glaube, du hasst mich, aber Furcht empfindest du nicht. Trotzdem fürchtest du das Band zwischen uns.«
    »Du bist ein Rephait.«
    »Und deswegen verurteilst du mich. Weil ich Nashiras Gefährte bin.«
    »Sie ist skrupellos und böse. Trotzdem hast du dich für sie entschieden.«
    »Habe ich das?«
    »Zumindest hast du zugestimmt.«
    »Die Sargas erwählen ihre Gefährten. Dem Rest von uns wird dieses Privileg nicht zuteil.« Seine Stimme wurde zu einem leisen Grollen. »Falls du es wissen musst: Ich verabscheue sie. Mit jedem Atemzug wird sie abstoßender für mich.«
    Abschätzend sah ich ihn an. Er hatte die Stirn gerunzelt, fast als würde er etwas bedauern. Als er meinen Blick bemerkte, glättete sich seine Miene.
    »Verstehe«, sagte ich knapp.
    »Du verstehst es nicht. Du hast es nie miterlebt.«
    Er wandte sich ab. Ich wartete geduldig. Als er sich nicht rührte, brach ich das Schweigen: »Ich würde es gerne verstehen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann.« Das Licht in seinen Augen erlosch. »Zwar glaube ich, dass du vertrauenswürdig bist … Den Menschen gegenüber, die dir wichtig sind, bist du zutiefst loyal. Es wäre bedauerlich, das goldene Band mit jemandem zu teilen, dem ich nicht trauen kann und der mir nicht vertraut.«
    Dann wollte er mir also vertrauen. Und er bat mich, ihm ebenfalls zu vertrauen. Geben und Nehmen. Waffenstillstand. In diesem Moment konnte ich ihn um alles bitten, einfach alles, und er würde es tun.
    »Lass mich in deine Traumlandschaft«, sagte ich.
    Immerhin, überrascht wirkte er nicht. »Du möchtest meine Traumlandschaft sehen?«
    »Nicht nur sehen, sondern mich darin bewegen. Wenn ich weiß, was in deinem Kopf vorgeht, kann ich vielleicht Vertrauen zu dir fassen. Dann kann ich dich richtig einschätzen.« Und ich wollte einmal die Traumlandschaft eines Rephait von innen sehen. Hinter all diesen Panzerungen musste sich doch etwas Lohnenswertes verbergen.
    »Das würde ein ebensolches Vertrauen meinerseits voraussetzen. Ich müsste mich darauf verlassen können, dass du meinem Verstand keinerlei Schaden zufügst.«
    »Stimmt.«
    Er dachte eine Weile nach. »Also gut«, sagte er dann.
    »Ehrlich?«
    »Falls du dich stark genug fühlst, ja.« Er sah mir direkt ins Gesicht. »Wird das Morphin deine Gabe beeinflussen?«
    »Nein.« Ich setzte mich auf. »Es könnte sein, dass ich dir wehtue.«
    »Das werde ich verkraften.«
    »Ich habe durch das Traumwandeln schon Menschen getötet.«
    »Ich weiß.«
    »Wie willst du dann sicher sein, dass ich dich nicht auch töte?«
    »Das kann ich nicht wissen. Dieses Risiko muss ich eingehen.«
    Ich achtete darauf, mein Gesicht völlig ausdruckslos zu halten. Das war meine Chance, ihn zu brechen, seine Traumlandschaft zu zerquetschen wie eine Fliege an der Wand.
    Gleichzeitig war ich neugierig, mehr als neugierig. Ich hatte eine fremde Traumlandschaft noch nie richtig gesehen, immer nur in kurzen Ausschnitten, die im Æther aufblitzten. Aber dieser schillernde Garten in dem Schmetterling – so etwas wollte ich noch einmal erleben. Ich wollte darin eintauchen . Und nun bot der Wächter mir dazu sein Bewusstsein an.
    Es wäre faszinierend, eine Traumlandschaft zu sehen, die Jahrtausende Zeit gehabt hatte, um sich zu entwickeln. Und nach diesem unvermuteten Geständnis im Hinblick auf Nashira wollte ich mehr über seine Vergangenheit erfahren. Ich wollte wissen, wie das Innere von Arcturus Mesarthim aussah.
    »Okay«, entschied ich schließlich.
    Er rutschte näher an mich heran. Seine Aura berührte meine und brachte meinen sechsten Sinn durcheinander.
    Ich sah in seine Augen: gelb. So nah konnte ich erkennen, dass er keine Kolobome hatte. Aber er verfügte doch sicherlich über die Zweitsicht, oder? »Wie lange kannst du bleiben?«, wollte er wissen.
    Die Frage brachte mich aus dem Konzept. »Nicht lange«, gab ich zu. »Es sei denn, du hast hier irgendwo einen vollautomatischen Beatmungsbeutel versteckt.« Fragend kniff er die Augen zusammen. »Das ist so etwas wie eine Sauerstoffmaske. Er sorgt für künstliche Beatmung, wenn mein Körper sie einstellt.«
    »Verstehe. Und mit einem solchen Gerät kannst du längere Zeit … in der Schwebe

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