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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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stand und mich in eine andere Welt lockte. In ein anderes Leben, vor dem Mohnblumenfeld.
    »Ja.«
    Sobald ich es ausgesprochen hatte, war der Wächter bei mir. Hinter ihm entdeckte ich Pleione. »Paige, du musst jetzt so viele deiner Schutzmechanismen fallen lassen, wie du irgend kannst«, erklärte er mir. »Schaffst du das?«
    Als hätte ich überhaupt noch irgendeine Abwehr übrig.
    Pleiones in Leder gekleidete Hand tauchte auf, und der Wächter nahm ein kleines Fläschchen von ihr entgegen. Eine Phiole mit Amarant, allerdings fast leer. Die Gezeichneten . Offenbar hatten sie es irgendwo gelagert und so viel wie möglich davon aufgespart. Er tupfte mir einen Hauch davon unter die Nase und ein wenig mehr auf die Lippen. Unter der Haut breitete sich Hitze aus – ein Gefühl, als würde der Æther mich rufen, mich bitten, ihm meinen Geist zu öffnen. Immer tiefer drang die Wärme in mich ein und verschloss die Risse in meiner Traumlandschaft. Der Wächter strich mir mit dem Daumen über die Wange.
    »Paige?«
    Ich blinzelte.
    »Geht es dir gut?«
    »Ja«, ächzte ich, »denke schon.«
    Langsam setzte ich mich auf, dann wollte ich aufstehen. Nick half mir auf die Beine. Keine Schmerzen. Verblüfft rieb ich mir die Augen und blinzelte, um trotz der Dunkelheit etwas zu erkennen. »Wie zum Teufel seid ihr hierhergekommen?«, wollte ich wissen und hielt mich an seinen Armen fest. Fassungslos starrte ich ihn an. Er war tatsächlich hier, es war keine Einbildung.
    »Mit den Abgeordneten von Scion, ich erkläre es dir später.« Er zog mich so fest an sich, dass er mich fast erdrückte. »Komm jetzt, wir verschwinden von hier.«
    Jaxon stand einige Schritte entfernt und stützte sich mit beiden Händen auf seinen Stock. Neben ihm warteten Danica und Zeke. Sie trugen alle die Farben von Scion. Auf der anderen Seite der Galerie war Nadine dabei, mit ihrer Pistole willkürlich auf die Abgesandten zu schießen. Die beiden Rephaim musterten mich stumm.
    »Wächter, wie viel … « Ich atmete tief durch. »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
    »Fünfzig Minuten. Ihr müsst sofort aufbrechen.«
    Weniger als eine Stunde. Je schneller wir die Bahn erreichten, desto schneller konnte ich den anderen Sehern das Leuchtsignal geben.
    »Ich gehe davon aus, dass du noch immer weißt, wem deine Loyalität gilt, Paige«, sagte Jaxon und musterte mich von oben bis unten. »Nach dieser Nummer in London hätte ich fast an dir gezweifelt, meine kleine Ganovenbraut.«
    »Jaxon, hier sterben Menschen, hier sterben Seher ! Können wir diese Geschichte erst mal beiseitelassen und uns darauf konzentrieren, hier heil rauszukommen?«
    Er bekam nicht mehr die Gelegenheit, mir zu antworten, da einige Rephs auf die Galerie stürmten, umgeben von Unmengen gebundener Geister. Der Wächter und Pleione stellten sich schützend vor uns.
    »Geht«, befahl der Wächter.
    Ich war hin und her gerissen, während Jaxon bereits die Treppe hinunterstürmte, dicht gefolgt von den anderen. »Paige, komm !«, drängte Nick.
    Pleione wehrte die ersten Geister ab. Der Wächter drehte sich noch einmal zu mir um.
    »Lauf! Lauf nach Port Meadow«, rief er. »Wir treffen uns dort.«
    Mir blieb keine andere Wahl, schließlich konnte ich ihn nicht zwingen, mitzukommen … Ich konnte nur tun, was er sagte, und hoffen, dass es das Richtige war. Nick packte mich am Arm, dann rannten wir die Stufen hinunter und durch die Eingangshalle. Keine Zeit für Pausen.
    Die Clowns und Rephs hatten sich inzwischen auch in den Straßen verteilt. Panische Abgesandte und ihre NVD -Bodyguards drängten nach draußen. Nick wollte sich ihnen anschließen, doch ich blieb stehen, als eine Erschütterung durch den Æther lief.
    Langsam sah ich mich in der Halle um. Irgendetwas stimmte hier nicht, das erkannte ich mit absoluter Sicherheit. Noch bevor ich einen klaren Gedanken gefasst hatte, stürmte ich zurück zur Treppe. Jaxon rief mir hinterher: »Und wo genau wollen wir jetzt wieder hin?«
    »Lauft zur Bahn, Jaxon.«
    Seine Antwort hörte ich schon nicht mehr. Nick aber folgte mir und hielt mich zurück. »Wo willst du hin?«
    »Geh einfach mit Jaxon.«
    »Wir müssen weg . Wenn die von der NVD meine Aura sehen … «
    Als wir den nun verlassenen Saal erreichten, verstummte er.
    Die Dunkelheit hatte den ganzen Raum erfasst. Fast alle Kerzen waren erloschen, nur drei der roten Laternen, die irgendwo fallen gelassen worden waren, leuchteten noch. Die Seidenbänder, an denen Liss ihre Künste gezeigt

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