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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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schwieg. Ich versuchte immer noch, herauszufinden, woher die Stimme kam. Irgendwo von oben, von der Galerie.
    »Stellt euch einen Schmetterling vor, seine bunten, schimmernden Flügel. Er ist wunderschön, wird bewundert. Und nun die Motte: dieselbe Grundform, aber welche Unterschiede! Die Motte ist farblos, schwach und hässlich. Ein jämmerliches, selbstzerstörerisches Ding. Sie hat keinerlei Kontrolle über sich, denn sieht sie das Feuer, überkommt sie die Sehnsucht nach Wärme. Und erreicht sie dann die Flamme, verbrennt sie.« Seine Stimme schien überall zu sein, in meinen Ohren und in meinem Kopf. »Genauso sehen wir deine Welt, Paige Mahoney: als eine Schachtel voller Motten, die nur darauf warten, zu verbrennen.«
    Seine Traumlandschaft war so nahe. Ich machte mich bereit. Diesmal war mir egal, welchen Schaden mein Geist anrichten würde. Er hatte Liss getötet – nun würde ich ihn töten. Der Wächter packte mein Handgelenk. »Tu es nicht«, sagte er. »Wir werden uns um ihn kümmern.«
    »Ich will mich aber um ihn kümmern.«
    »Du kannst sie nicht rächen, Traumwandlerin.« Pleione ließ den Feind keine Sekunde aus den Augen. »Geh zum Trainingsgelände. Die Zeit drängt.«
    »Ja, geh nach Port Meadow, 40. Fahre mit unserer Bahn in unsere Zitadelle.« Gomeisa trat hinter einer Säule hervor. In seinen Augen leuchtete eine frische Aura … es war das letzte Mal gewesen, dass er Liss Rymore etwas genommen hatte. »War es hier denn wirklich so schrecklich, 40? Wir haben dir Schutz geboten, unser Wissen – ein neues Heim. Hier warst du keine Widernatürliche. Eine Untergebene, ja, doch du hattest deinen Platz. Für Scion bist du nichts weiter als das Symptom einer Epidemie. Ein Geschwür auf ihrer zarten Haut.« Er streckte die Hand aus, die natürlich verhüllt war. »Dort hast du keine Heimat, Traumwandlerin. Bleib bei uns. Finde heraus, was unter der Oberfläche liegt.«
    Meine Muskeln spannten sich an, bis ich das Gefühl hatte, dass sie gleich reißen würden. Er sah mich durchdringend an – nicht nur in meine Augen, sondern direkt in meine Traumlandschaft, in meine dunkelsten Abgründe. Er wusste genau, dass seine Argumente sinnvoll klangen. Diese verdrehte Logik war ihm in Fleisch und Blut übergegangen; immerhin hatte er sich zwei Jahrhunderte lang darauf gestützt und sie dazu benutzt, die Schwachen zu verführen. Bevor ich etwas erwidern konnte, riss mich der Wächter so heftig zurück, dass ich das Gleichgewicht verlor. Eine geschwungene Klinge zischte über seine Schulter hinweg – und über meinen Kopf. In der Dunkelheit hatte ich sie nicht bemerkt. Während ich zu Boden fiel, rannte der Wächter zu Gomeisa hinüber. Terebell und der männliche Reph sprinteten hinterher und zogen dabei Geister an sich, die grässliche Laute ausstießen. Nick zerrte mich auf die Füße, doch ich spürte seine Hände nicht. Ich fühlte nur noch den Æther, in dem die Rephaim tanzten.
    Die Luft um uns herum wurde zu einem dünnen Silberschleier. Ich konnte die vier Rephs zwar nicht sehen, spürte aber ihre Bewegungen. Jede Muskelzuckung, jede Wendung, jeder Schritt schickte eine Welle durch den Æther. Sie balancierten am Rande des Lebens. Ein Tanz der Giganten, der Danse Macabre .
    Die Geister der Knochenernte waren noch immer im Saal. Terebells gebundene Helfer flogen durch die Säulen hindurch: dreißig ineinander verschlungene Geister, die sich gemeinsam erhoben und sich auf Gomeisas Traumlandschaft stürzten. Kein Seher konnte einen solchen Angriff überleben. Ich wartete auf den finalen Schlag.
    Gomeisas Lachen stieg bis zur Decke hinauf. Mit einem Wink seiner Hand zerfetzte er das Gewebe seiner Angreifer. Wie Spiegelscherben verteilten sich die Geister unkontrolliert im Saal. Terebells Körper prallte schlaff gegen eine Säule. Das Geräusch ihrer Knochen, die am Stein zerbrachen, hallte durch die kalte Luft. Als der andere Reph auf ihn losging, riss Gomeisa einfach die Hand hoch. Die simple Bewegung schleuderte den Angreifer bis auf die Bühne. Unter seinem Gewicht zersplitterten die Bretter, sodass er in dem kleinen Raum darunter landete.
    Hastig rutschte ich zurück, aber meine Stiefel fanden auf den blutverschmierten Platten keinen Halt. War Gomeisa eine Art Poltergeist? Er konnte den Apport einsetzen, also Objekte bewegen, ohne sie berühren zu müssen. Bei diesem Gedanken begann mein Herz zu rasen. Er konnte mich einfach so an der Decke zerschmettern.
    Jetzt war nur noch der Wächter übrig. Er

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