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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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drehte sich zu seinem Gegner um. Im Halbdunkel wirkte er mehr als Furcht einflößend. »Dann komm, Arcturus«, sagte Gomeisa und breitete einladend die Arme aus. »Verdiene dir deine Lorbeeren.«
    In diesem Moment explodierte die Bühne.

Kapitel Neunundzwanzig
    T RENNUNG
    Der Hitzesturm fegte mich quer durch den Saal und ließ meine Ohren rauschen. Ich landete auf der Seite und spürte, wie meine Hüfte knackte. Dann war Nick da, packte mich am Handgelenk, zerrte mich auf die Füße und schob mich in die Eingangshalle hinaus. Wir schafften es gerade noch durch die Tür, bevor die Flammen heranrasten. Ich warf mich zu Boden und legte schützend die Arme über den Kopf. Das Feuer brach aus der Gildehalle hervor und sprengte die Fenster. Nach dem Knall kroch ich geduckt weiter, so schnell es irgend ging. Die Leuchtpistole hielt ich fest in der Hand.
    Keiner der Clowns verfügte über einen Sprengstoff, mit dem er eine solche Explosion hätte auslösen können. Offenbar hatte Julian mir etwas verschwiegen. Wo hatte er eine Mine aufgetrieben, und wann hatte er sie platziert? Stammte sie aus dem Niemandsland? Und was für Minen schickten einen solchen Feuersturm durch ein Gebäude?
    In dem dicken Qualm griff Nick nach meinem Ellbogen und half mir auf die Füße. Glassplitter lösten sich aus meinen Haaren. Ich hustete krampfhaft und meine Augen brannten.
    »Warte.« Ich riss mich von Nick los. »Der Wächter … «
    Er durfte nicht tot sein. Nick brüllte etwas, doch es drang wie aus weiter Ferne an meine Ohren. Ich versuchte, das goldene Band zu aktivieren, um etwas zu sehen, zu spüren oder zu hören. Nichts.
    Überall in der Stadt heulten die Sirenen, und in der angrenzenden Straße war Feuer ausgebrochen. Der Raum stand völlig in Flammen und war von schwarzen Qualmwolken eingehüllt. Eine, nein, zwei Residenzen brannten ebenfalls. Die eine war Balliol, das einzige Bauwerk, das noch Strom hatte. Nun würde es für die Abgeordneten schwer werden, die Zitadelle zu informieren. Vielen Dank, Julian , dachte ich. Wo auch immer du steckst, danke .
    Nick hob mich auf und trug mich. »Wir müssen hier weg«, verkündete er mit krächzender Stimme. Angespannt sah er sich in der Stadt um, die ihm völlig fremd war. »Ich kenne mich hier nicht aus, Paige. Wie finden wir die Bahn?«
    »Immer Richtung Norden.« Ich wollte runter, aber er hielt mich nur noch fester. »Verdammt, ich kann selbst laufen!«
    »Du hast gerade eine Explosion und einen Poltergeist überlebt«, brüllte Nick mich an. Er war rot vor Wut. »Und ich habe bestimmt nicht den weiten Weg hierher gemacht, damit du losrennst und dich umbringen lässt, Paige. Also lass dich dieses eine Mal in deinem Leben einfach von jemandem tragen!«
    Sheol I befand sich im Krieg. Nachdem die Gildehalle erledigt war, hatten sich die Rebellen in den Straßen verteilt, wo sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die Rephaim kämpften. Scion-Abgesandte flohen in alle Richtungen, immer gefolgt von ihren Bodyguards, die ziellos auf die Seher schossen. Julians Gruppe, die für die Brandstiftung zuständig war, hatte ihre Aufgabe mit mörderischer Begeisterung erfüllt, ein Großteil der Hüttensiedlung stand bereits in Flammen. Ich wollte bleiben und kämpfen, musste aber gleichzeitig das Leuchtsignal geben. Auf diese Weise würde ich wesentlich mehr Leben retten.
    Nick entschied sich für die sicherste Route, weg von den Kämpfen, und bog in eine schmale Straße ein. Auch hier bemerkte ich einzelne Gefechte: Clowns Seite an Seite mit Amaurotikern und Tunikaträgern, die sich alle zusammenschlossen, um einen einzigen Reph niederzumachen – selbst Cyril hatte sich dem Kampf angeschlossen.
    Ein schriller Schrei drang zu uns herüber, sodass ich über Nicks Schulter blickte: Nell. Zwei Rephs bogen ihr die Arme auf den Rücken. »Du wirst nirgendwohin gehen, 9. Wir brauchen Nahrung.« Einer von ihnen riss an ihren Haaren, bis er ihren Kopf zu sich herumgedreht hatte.
    »Nein! Pfoten weg! Ihr werdet euch nie wieder von mir nähren, ihr Parasiten!«
    Ihre Schreie verstummten abrupt, als ihr Hüter ihr den Mund zuhielt. »Nick!«, rief ich.
    Er hörte die Panik in meiner Stimme und ließ mich los. Sobald ich auf den Füßen stand, rannte ich zu Nell. Ich hatte keinerlei Waffen, aber mir blieb meine Gabe. Jawohl, Gabe, nicht länger Fluch. Heute Nacht würde sie ein Leben retten, statt eines auszulöschen.
    Ich schleuderte meinen Geist gegen den größeren der beiden Rephs.

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