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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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Eigentum bin, Jaxon, dann ist meine ›Anstellung‹ bei dir nichts anderes als Sklaverei.« Ich versuchte ihn wegzuschieben. »Und davon habe ich mehr als genug gehabt.«
    Obwohl die Worte über meine Lippen kamen, schienen sie nicht meinem Gehirn zu entspringen. Innerlich wurde ich langsam völlig taub. »Wenn ich dich nicht haben kann, kriegt dich auch sonst keiner.« Sein Griff verstärkte sich. »Ich werde ganz sicher keinen Traumwandler aufgeben.«
    Er meinte es ernst. Nach allem, was am Trafalgar Square passiert war, wusste ich, wie blutrünstig er sein konnte. Seine Aura verriet es deutlich. Wenn ich aus seinen Diensten ausschied, würde er mich umbringen.
    Nick hatte uns entdeckt. »Jaxon, was machst du da?«
    »Ich kündige«, erklärte ich ihm. Und noch einmal: »Ich kündige.« Ich musste hören, wie ich es laut aussprach. »Wenn wir wieder in London sind, komme ich nicht mit nach I-4.«
    Nicks Blick wanderte zu Jaxon. »Das besprechen wir später«, verkündete er. »Jetzt haben wir keine Zeit für so etwas. Uns bleiben nur noch fünfzehn Minuten.«
    Als ich das hörte, wurde mir ganz anders. »Wir müssen alle zum Zug schaffen, schnell.«
    Nadine tauchte auf. »Wo ist der Eingang?« Sie schwitzte stark. »Wir sind durch einen Tunnel auf dieses Gelände gekommen. Wo ist er?«
    »Wir werden ihn schon finden.« Ich sah mich um, entdeckte aber nur Zeke hinter ihr. »Wo steckt Dani?«
    »Über das Funkgerät antwortet sie nicht. Sie könnte überall sein.«
    »Sie arbeitet für Scion«, warf Nick beruhigend ein. »Vielleicht kommt sie damit durch, wenn sie sich als Abgesandte ausgibt. Aber ideal ist das nicht.«
    »Ist Eliza mitgekommen?«
    »Nein, wir haben sie in Seven Dials gelassen. Ein Siegel musste in der Zitadelle bleiben.«
    Jaxon trat ein paar Schritte zurück und klopfte sich den Staub von der Kleidung. »Lasst uns für jetzt Freunde sein. Unsere Differenzen können wir nach unserer Rückkehr klären.« Er gab den anderen ein Zeichen. »Diamant, Glocke, ihr gebt uns bitte Rückendeckung. Wir müssen einen Zug erwischen.«
    »Und was ist mit Dani?« Zeke wirkte angespannt.
    »Die schafft das schon, mein Junge. Dieses Mädchen könnte selbst ein Minenfeld heil überstehen.«
    Jaxon schob sich an mir vorbei und zündete sich eine Zigarre an. Wie konnte er in einem solchen Moment bloß rauchen? Diese Lässigkeit war doch reine Show. Er wollte mich nicht verlieren. Und ich war mich nicht sicher, ob es mir nicht genauso ging. Warum hatte ich das alles gesagt? Jaxon war weder ein Orakel noch ein Wahrsager, aber seine Worte hatten etwas Prophetisches an sich gehabt. Ich wollte nicht als Straßenkünstler – oder noch schlimmer, als Leichtes Mädchen – in einem Seherslum wie Jacob’s Island enden. Es gab wesentlich schlimmere Orte, an denen man sein konnte, als im sicheren Hafen von I-4 für Jaxon zu arbeiten.
    Ich hätte mich gerne entschuldigt. Musste mich entschuldigen. Ich war die Ganovenbraut, er der Denkerfürst. Aber mein Stolz hielt mich zurück.
    Stattdessen schoss ich die nächste Leuchtrakete ab. Es war die letzte. Die letzte Chance für die letzten Überlebenden. Dann rannte ich hinter Jaxon her. Der Wächter heftete sich wie ein Schatten an meine Fersen.
    Die glühende Rakete spendete uns Licht. Vereinzelt kamen noch Menschen durch das Tor und folgten uns auf das Gelände hinaus, einige paarweise, andere allein. Die meisten waren Seher. Als Michael uns einholte, packte er mich am Arm. Sein Gesicht war durch eine schlimme Schnittwunde verunstaltet, die sich von der Augenbraue bis zum Unterkiefer zog, aber er konnte laufen. Er drückte mir meinen Rucksack in die Hand.
    »Danke, Michael, das hättest du nicht tun müssen … « Er schüttelte nur den Kopf und rang nach Luft. Während ich mir den Schulterriemen überstreifte, fragte ich: »Kommt sonst noch jemand?«
    Er machte drei knappe Gesten. »Die Abgesandten«, übersetzte der Wächter. »Mit ihren Bodyguards. Wann werden sie hier sein?« Indem er zwei Finger zeigte, fuhr er fort: »Zwei Minuten. Wir müssen einen ordentlichen Vorsprung haben, bevor sie hier ankommen.«
    Das war ein Albtraum. Ich spähte über die Schulter. »Können sie uns nicht einfach gehen lassen?«
    »Man wird ihnen befohlen haben, sämtliche Augenzeugen dieser Vorfälle festzuhalten. Es könnte also sein, dass uns ein Kampf bevorsteht.«
    »Dann werden wir ihnen einen liefern.«
    Ein Schmerz schoss in meine Seite. Plötzlich tauchte vor uns ein Verletzter auf, lang

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