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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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auch nur die geringste Chance sieht, dass du eine Wandlerin sein könntest, wird sie dich fertigmachen.«
    »Wie das?«
    »Das wird dir gar nicht gefallen.«
    Ich hatte so meine Zweifel, dass mich jetzt noch irgendetwas überraschen konnte.
    »Nashira ist anders als die anderen«, begann Liss. »Ist dir aufgefallen, was für eine seltsame Aura sie hat?« Ich nickte. »Sie verfügt über mehr als eine Gabe. Ihr stehen verschiedene Wege in den Æther offen.«
    »Das ist unmöglich. Wir haben alle nur eine bestimmte Gabe.«
    »Du glaubst, die Wirklichkeit zu kennen? Vergiss es. In Sheol I gelten andere Regeln. Wenn du das gleich akzeptierst, wird alles einfacher.« Sie zog die aufgeschlagenen Knie an die Brust. »Nashira hat fünf Schutzengel. Irgendwie bringt sie sie dazu, bei ihr zu bleiben.«
    »Ist sie eine Fesselmeisterin?«
    »Wissen wir nicht. Früher muss sie wohl mal eine gewesen sein, aber ihre Aura wurde verfälscht.«
    »Wodurch?«
    »Durch die Engel.« Auf mein skeptisches Stirnrunzeln reagierte sie mit einem Seufzen. »Das ist natürlich nur eine Theorie. Wir glauben , dass sie die Gaben nutzen kann, über die die Engel zu ihren Lebzeiten verfügten.«
    »Das können nicht einmal Fesselmeister.«
    »Ganz genau.« Sie warf mir einen warnenden Blick zu. »Wenn ich dir einen Rat geben darf: Zieh immer schön den Kopf ein. Gib niemals preis, was du bist. Wenn sie herausfindet, dass du eine Wandlerin bist, kannst du dich einsargen lassen.«
    Krampfhaft behielt ich eine neutrale Miene bei. Nach drei Jahren im Syndikat war ich an ständige Gefahren gewöhnt, aber hier war alles anders. Ich würde lernen müssen, neuen Bedrohungen aus dem Weg zu gehen. »Wie kann ich sie daran hindern, es herauszufinden?«
    »Das wird schwierig. Sie werden dich prüfen, um deine Gabe ans Licht zu bringen. Dafür stehen die verschiedenen Tuniken: rosa nach dem ersten Test, rot nach dem zweiten.«
    »Aber du hast die Tests nicht bestanden.«
    »Zum Glück. Jetzt unterstehe ich dem Oberaufseher.«
    »Wer war denn dein Hüter?«
    Liss starrte in die Flammen. »Gomeisa Sargas.«
    »Wer ist das?«
    »Der vom Blut bestimmte Herrscher. Es gibt immer zwei, einen männlichen und einen weiblichen.«
    »Aber Arcturus ist doch … «
    »Nashiras Gefährte, ja. Aber er ist nicht ›von Blut‹«, erklärte sie leicht abfällig. »Nur die Familie Sargas hat Anspruch auf die Krone. Die vom Blut bestimmten Herrscher dürfen kein Paar sein, das wäre Inzest. Arcturus entstammt einer anderen Familie.«
    »Dann ist er also der Prinzgemahl.«
    »Blutsgefährte, selbe Chose. Noch etwas Suppe?«
    »Mir reicht’s, danke.« Ich sah zu, wie sie meine Schale in eine Wanne mit schlierigem Wasser warf. »Wie bist du durchgefallen?«
    »Ich bin ein Mensch geblieben«, erwiderte sie mit einem schmalen Lächeln. »Rephs sind keine Menschen. Ganz egal, wie sehr sie uns äußerlich ähneln, sie sind nicht wie wir. Hier haben sie gar nichts.« Sie tippte sich mit dem Finger auf die Brust. »Wenn sie wollen, dass wir mit ihnen zusammenarbeiten, müssen sie unsere Seelen loswerden.«
    »Wie das?«
    Liss setzte zu einer Antwort an, doch da wurde der Vorhang aufgerissen. Ein schlanker, männlicher Rephait erschien auf der Schwelle.
    »Du«, fauchte er Liss an. Reflexartig hob sie die Arme vor den Kopf. »Aufstehen, anziehen. Faules Stück. Und mit einem Gast ? Bist du jetzt eine Königin, oder was?«
    Liss erhob sich. Sämtliche Kraft schien sie verlassen zu haben, sie wirkte klein und zerbrechlich. Ihre linke Hand zitterte. »Es tut mir leid, Suhail«, sagte sie hastig. »40 ist neu hier. Ich wollte ihr nur die Regeln von Sheol I erklären.«
    »40 sollte die Regeln von Sheol I bereits kennen.«
    »Vergib mir.«
    Er hob die Hand, als wollte er sie schlagen. »Hol deine Seide.«
    »Ich wusste nicht, dass ich heute auftreten soll.« Langsam wich sie in eine Ecke zurück. »Hast du mit dem Oberaufseher gesprochen?«
    Ich sah mir den Eindringling genauer an. Er war groß und hatte goldene Haut wie die anderen Rephaim, aber ihm fehlte der leere Blick, den die anderen zur Schau trugen. Jede Falte seines verzerrten Gesichts verströmte blanken Hass.
    »Ich brauche nicht mit dem Oberaufseher zu sprechen, kleine Marionette. 15 ist immer noch indisponiert. Und die Rotjacken erwarten, dass er durch ihren bevorzugten Narren ersetzt wird.« Er verzog abfällig die Lippen. »Wenn du ihm nicht im Arrestblock Gesellschaft leisten möchtest, stehst du in zehn Minuten auf der

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