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The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

The Bone Season - Die Träumerin (German Edition)

Titel: The Bone Season - Die Träumerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Shannon
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Aber sie ist so ein reizender Anblick.« Er schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Erlaube mir, dich persönlich in Sheol I willkommen zu heißen. Ich bin Beltrame, der Oberaufseher. Hoffentlich hast du durch meinen Fluxpfeil keine Narben davongetragen.«
    Ich konnte einfach nicht anders, ich musste reagieren. »Wenn du meinem Vater irgendetwas angetan hast … «
    »Ich habe dir nicht erlaubt, zu sprechen, XX -40.«
    Der Wächter sah mich drohend an, doch der Oberaufseher lachte nur und tätschelte meine Wange. Angewidert wich ich vor ihm zurück. »Aber nicht doch, dein Vater ist wohlauf und in Sicherheit.« Seine Hand wanderte über die Brust und schlug ein Zeichen. »Auf Ehre und Gewissen.«
    Das hätte mir Erleichterung bringen sollen, aber ich war nur wütend über seine Dreistigkeit. Der Wächter musterte den Jungen. »Wer ist das?«
    »Das ist XX -59–12.« Der Oberaufseher legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ein äußerst treuer Diener von Pleione. Er hat sich in den letzten Wochen bei seinen Studien über die Maßen hervorgetan.«
    »Verstehe.« Mit einem kurzen Blick prüfte der Wächter seine Aura. »Du bist ein Orakel, Junge?«
    »Jawohl, Wächter.« 12 verbeugte sich.
    »Die Blutsherrscherin ist sicherlich erfreut über deine Fortschritte. Wir haben seit der XVI . Knochenernte kein Orakel mehr gehabt.«
    »Ich hoffe, bald in ihren Dienst treten zu können, Wächter.« Sein Akzent klang so, als käme er aus dem Norden.
    »Das wirst du, 12. Und ich denke, du wirst dich gut gegen die Emim behaupten. 12 wird nun seine zweite Prüfung ablegen«, erklärte der Oberaufseher. »Wir waren gerade auf dem Weg zu Merton, um uns dem Rest seines Batallions anzuschließen. Pleione und Alsafi werden sie anführen.«
    »Wissen die Sualocin schon von der verletzten Rotjacke?«
    »Ja, sie machen Jagd auf den Emit, der ihn gebissen hat.«
    Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über das Gesicht des Wächters. »Dann viel Glück bei deinem Vorhaben, 12.«
    12 verbeugte sich wieder.
    »Doch eines möchte ich noch vorbringen, bevor wir gehen«, fügte der Oberaufseher hinzu. »Ich bin hier, um der Traumwandlerin eine Einladung zu überbringen, falls du gestattest.«
    Der Wächter drehte sich noch einmal zu ihm um. Sein Schweigen sah der Oberaufseher wohl als Erlaubnis, denn er fuhr fort: »Anlässlich dieser Knochenernte, der Zwanzigsten Knochenernte, werden besondere Feierlichkeiten stattfinden, XX -40.« Mit einer umfassenden Geste deutete er auf die Hüttensiedlung. »Unsere besten Akrobaten, ein Freudenfest für die Sinne. In einem berauschenden Taumel aus Musik und Tanz zeigen unsere Jungen und Mädchen, was sie können.«
    »Du meinst die Zweihundertjahrfeier«, unterbrach ihn der Wächter.
    Davon hörte ich zum ersten Mal.
    »Ganz genau.« Der Oberaufseher lächelte. »Die Zeremonie, bei der das Große Territorialabkommen unterzeichnet wird.«
    Das klang ganz und gar nicht gut. Doch bevor ich weiter zuhören konnte, blendete mich eine Vision.
    Als Orakel war Nick dazu in der Lage, lautlose Bilder durch den Æther zu senden. Er nannte sie khr smoi , ein griechischer Begriff. Da ich das nicht aussprechen konnte, hießen sie bei mir einfach »Schnappschüsse«. Auch 12 hatte dieselbe Gabe. Ich sah eine Uhr, bei der beide Zeiger auf zwölf standen, dann Säulen. Sobald ich blinzelte, verschwanden die Bilder, doch als ich die Augen öffnete, sah mich der Junge durchdringend an.
    Das alles hatte kaum eine Sekunde gedauert. »Ich weiß durchaus, was es mit dem Abkommen auf sich hat«, sagte der Wächter gerade. »Komm auf den Punkt, Oberaufseher. 40 ist erschöpft.«
    Der Oberaufseher nahm kommentarlos hin, dass der Wächter so mit ihm sprach. Offensichtlich war er Abscheu gewöhnt. Stattdessen wandte er sich mit einem schmierigen Lächeln an mich.
    »Ich würde 40 gerne dazu einladen, am Tag der Zweihundertjahrfeier mit uns aufzutreten. Ich war beeindruckt von der Kraft und Beweglichkeit, die sie in der Nacht gezeigt hat, als ich sie gefangen nahm. Deshalb wäre es mir eine besondere Freude, wenn sie einer meiner Hauptakteure würde, zusammen mit XIX -49–1 und XIX -49–8.«
    Ich setzte dazu an, abzulehnen, und zwar auf eine Art und Weise, die mir sicher eine schwere Strafe eingebracht hätte, doch der Wächter kam mir zuvor.
    »Als ihr Hüter verbiete ich es.«
    Überrascht sah ich zu ihm hoch.
    »Sie ist keine Akrobatin, und solange sie nicht vor der Zweihundertjahrfeier bei den Prüfungen versagt, bleibt sie

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