The Captain`s Lover 01 - Sklave Seiner Sehnsucht
nickte ihm kaum merklich zu und sagte: »Es war wohl ein Wink des Schicksals, dass wir uns in Bridgetown über den Weg liefen, denn mein Schiff war das einzige, das zu diesem Zeitpunkt nach England segelte.«
»Captain!« Jacinda kam auf Brayden zu, um ihm die Hände zu drücken, dann tupfte sie sich mit ihrem Spitzentaschentuch die Lider ab. »Dann sind sie mein Held. Ich danke Ihnen vielmals, dass Sie meinen Jungen zurückgebracht haben.«
Brayden verbeugte sich leicht. »Es war mir eine Ehre, Mylady.«
»Captain Westbrook, wenn Sie mir bitte folgen würden, dann können wir das Geschäftliche regeln«, warf der Viscount plötzlich ein.
»Natürlich, Mylord.« Brayden verbeugte sich abermals vor Lady Albright und nickte Richard kurz du, dann verschwanden beide Männer durch die große Flügeltür.
Mit gerunzelter Stirn blickte Richard ihnen nach. »Das Geschäftliche?«, fragte er seine Mutter. »Ja weißt du das nicht, mein Junge? Dein Vater hat demjenigen, der dich zurückbringt, eine hohe Belohnung versprochen. Also ... Ich musste ihn dazu drängen, aber ich bin so glücklich, denn es hat ja geklappt!« Abermals umarmte sie ihn, aber Richard blieb erstarrt stehen. »Eine Belohnung?«, murmelte er fassungslos. Brayden hatte ihn nur wegen des Geldes gerettet?
Freudestrahlend verkündete seine Mutter: »Ich konnte deinen Vater überreden, Plakate und Flugblätter herstellen zu lassen, die wir überall in London aufhängen ließen.« Sie lachte und wedelte mit ihrem Taschentuch. »Dein Vater hat nicht daran geglaubt, dass es dich zurückbringen würde.« Richard hörte seiner Mutter überhaupt nicht mehr zu, denn es zog ihm beinahe die Füße weg. Eine gewaltige Übelkeit erfasste ihn und sein Magen ballte sich zu einem Klumpen zusammen. Außerdem fühlte sich sein Herz an, als würde es in Fetzen gerissen.
»Entschuldige mich, Mutter, ich möchte mich einen Moment zurückziehen«, sagte Richard leise. »Natürlich, du bist sicher müde von der Reise. Joseph soll dir ein Bad richten.« Mit verschwommener Sicht stolperte Richard zur Tür hinaus und erklomm die Stufen, die zu seinem Zimmer unter dem Dach führten. Mehrmals musste er beim Gehen innehalten und den Brechreiz unterdrücken. Brayden ... Nein, das glaube ich nicht!, ging ihm durch den Kopf, bis er im obersten Stockwerk ankam. Dort schloss er sich sofort in seinem Zimmer ein und ließ seinem Leid - und vor allem seiner Wut - freien Lauf .
***
Gestern hatte Brayden ihn ohne ein weiteres Wort verlassen. Richard konnte das immer noch nicht begreifen. Ständig hatte er das Bild vor Augen, wie Brayden mit seinem Vater durch die große Tür geschritten war, um sich seine Belohnung abzuholen.
Dann hatte Brayden ihn also nicht aus Nächstenliebe gerettet . Das war verdammt hart. Richard hatte mit diesem Mann doch so schöne Stunden erlebt, wie konnte Brayden dann nur das Geld annehmen? Richard musste mit ihm reden, und zwar sofort. Er musste wissen, was der Mann wirklich für ihn empfand. Daher ließ er ein Pferd satteln und machte sich gegen Abend auf zu den Docklands, die ein gutes Stück von den nobleren Stadtteilen Londons entfernt lagen. Die Dunkelheit brach bereits herein, als Richard die gepflasterten Straßen Richtung Osten zur Themse ritt. Das Klappern der Hufe hallte von den Hauswänden, bis er die weniger gut befestigten Wege erreichte, je näher er dem Hafen kam.
Der Schiffsbau und die Metallindustrie erfuhren gerade einen Aufschwung, daher war das Gebiet dicht besiedelt: Arme und Reiche, Hafenarbeiter, Ingenieure, Zimmerleute und Händler wohnten direkt nebeneinander.
Arbeiter mit Rucksäcken gingen ihm auf der staubigen Straße entgegen, denn es war Feierabend. Viele würden zu ihren Familien heimkehren, mit ihnen zu Abend essen und dann zu Bett gehen. Wie verbrachte Brayden seinen Abend? Allein? Oder mit seiner ehemaligen Crew? Schon von Weitem erkannte Richard die Cassandra. Braydens Fregatte lag noch immer im Dock vor dem großen Warenhaus, wo sie bis zu ihrem nächsten Auslaufen ankern würde. Bei den Erinnerungen an die gemeinsame Zeit auf See, verkrampfte sich Richards Magen. Er war unsagbar wütend auf Brayden, weil er ihn dermaßen getäuscht hatte.
Ein paar Männer manövrierten die letzten mit Holz beladenen, flachen Boote an Stangen über die Themse. Überall wurde Baumaterial gebraucht. Werften reihten sich an Lagerhäuser, Piers, Anlegestellen, Docks und Reedereien.
Richard band sein Pferd in der Nähe des Lagerhauses
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