The Captain`s Lover 01 - Sklave Seiner Sehnsucht
vorgestellt, wie es sich anfühlte, an Richards Stelle zu sein, wenn er es selbst gewesen wäre, der Richard hart genommen hätte .
Brayden brauchte Ablenkung oder er würde noch durchdrehen. Tagsüber hielten ihn seine Geschäfte von den trüben Gedanken ab, aber nachts wälzte er sich unruhig im Bett. Socke gab zwar alles, um ihn aufzuheitern - zumindest hörte sie auf seine Worte und schmuste öfter als gewöhnlich mit ihm -, aber das half ihm natürlich nicht wirklich. Brayden hätte jemanden zum Reden gebraucht, aber zu wem sollte er mit diesem »speziellen« Anliegen gehen? Zu Sykes?
Bestimmt nicht. Brayden war schon glücklich, wenn sein Offizier den Mund hielt.
Aber Brayden hatte Blut geleckt, daher brauchte er jetzt einen Mann, der seine Sehnsüchte erfüllen konnte. Anonym. Diskret. Ohne Verpflichtungen. Nur dass es hier in London nicht so einfach war, das »schnelle Vergnügen« zu finden, wenn man nicht die richtigen Kontakte hatte. Auf seinen Seereisen hatten sich mehr Gelegenheiten geboten .
In den letzten Nächten war Brayden viel zu Fuß unterwegs gewesen, trieb sich an Orten herum, die einen üblen Ruf hatten und die er unter normalen Umständen nie im Leben aufsuchen würde. Aber die Zeiten hatten sich geändert - seit Richard in sein Leben getreten war.
In einem zwielichtigen Club hatte Brayden vom Sherman-House gehört, einem sehr speziellen Etablissement, in dem nur Männer verkehrten und ihrer Lust frönten. Dorthin wollte Brayden jetzt gehen. Die kühle Nachtluft wehte unter seinen Mantel, aber sie war nicht Schuld an seinem Zittern. Im Sherman-House würde er unerkannt seinen Druck ablassen können, jemanden finden, den er hart rannehmen konnte und dem das nichts ausmachte, hoffte er. Wenn er bis dorthin kam . denn im Moment schlotterten seine Knie und ihm war schlecht. Dennoch trugen ihn seine Beine bis in die Mallory Street, wo eine prächtige Villa stand, die wie das Stadthaus eines Adligen aussah. Tatsächlich befand sich Brayden in einem Stadtteil Londons, in dem überwiegend Reiche und Adlige lebten. Ob er hier wirklich richtig war? Das Haus schien zwar bewohnt, denn hinter einigen Fenstern brannte Licht, aber Brayden sah keine Schatten, keine Silhouetten, die sich hinter den Vorhängen bewegten. Er ging um das Anwesen herum, bis er zu einer Eisentür kam, die in der mit Efeu umrankten Mauer kaum zu erkennen war. So weit stimmte also die Beschreibung. Bis hier hin drang kaum mehr Helligkeit von der Straßenlaterne an der Kreuzung, dennoch schlug Brayden den Kragen seines Mantels nach oben, um sich dahinter zu verstecken. Dann klopfte er drei Mal, so wie er es gehört hatte.
Einen Atemzug später öffnete sich eine Klappe an der Tür - und Brayden hätte vor Schreck fast einen Satz nach hinten gemacht -, aber er konnte wegen der Dunkelheit niemanden erkennen. »Losung?«, flüsterte es durch die Öffnung. Brayden räusperte sich. »Mephisto.«
Kommentarlos wurde ihm eine Halbmaske aus dunklem Leder durch die Klappe gereicht, die sich Brayden sofort umband. Anschließend reichte er einen Umschlag mit Geld zurück und nach einer Weile öffnete sich die Tür mit einem leisen Quietschen. Er wurde tatsächlich eingelassen! Brayden zögerte kurz, aber dann folgte er mit einem mulmigen Gefühl im Bauch einem Mann in einer schwarzen Kutte durch einen kleinen Garten. Am Wegesrand standen Glasbehälter, in denen Kerzen brannten, ansonsten war es stockdunkel. Im hinteren Teil des Hauses drang kein Licht durch die Fenster. Brayden kam sich vor, als ginge er zu einer schwarzen Messe . oder direkt auf das Tor der Hölle zu. Der Kuttenmann, der perfekt mit der Dunkelheit verschmolz, wirkte auch alles andere als einladend auf ihn. Aber Brayden wollte jetzt keinen Rückzieher machen, obwohl ihm das Blut in den Ohren rauschte und sein Herz im wilden Stakkato klopfte.
Sie schritten ein paar Stufen zu einer Hintertür hinauf, die der Mann öffnete und Brayden dann mit einem Wink hineinbat. Er fand sich in einem düsteren Foyer wieder - allein, wie er erst dachte -, aber dann kam ein Diener im Livree auf ihn zu, mit einer Laterne in der Hand und ebenfalls maskiert. Auch er sprach nicht, sondern gab ihm zu verstehen, ihm zu folgen.
Die ganze Situation wurde immer seltsamer. Brayden wusste schon, warum er seine Pistole mitgenommen hatte, die er unter seinem Mantel im Bund seiner Hose verbarg. Die Waffe gab ihm ein wenig Sicherheit.
Er ging hinter dem Diener her durch einen Flur, bis dieser eine Tür
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