The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Bibliothek und blättere wie besessen in Büchern über Sternzeichen.
Lali ist Löwe. Sebastian (Se-Bastard) ist Skorpion – seinen Stachel habe ich ja jetzt zu spüren bekommen. Löwe und Skorpion sind ofenbar wie dafür geschafen, hochexplosiven, rauschhaften Sex miteinander zu haben.
Ich denke darüber nach, was ich an der Situation am schlimmsten finde. Die Demütigung? Dass ich gleichzeitig meinen Freund und meine beste Freundin verloren habe? Den Betrug? Sie müssen es schon seit Wochen geplant haben. Müssen über mich geredet haben und darüber, wie sie mich am besten loswerden. Müssen geheime Trefen ausgeheckt
und gemeinsam überlegt haben, wie sie es mir sagen sollen. Aber das taten sie nicht. Dazu fehlte ihnen der Anstand. Nein, sie ließen sich lieber in flagranti ertappen, weil sie zu feige waren, es mir offen ins Gesicht zu sagen. An meine Gefühle haben sie keinen einzigen Gedanken verschwendet. Ich bin für sie nichts weiter als ein Hindernis gewesen, das es aus dem Weg zu räumen galt.
Und Lalis und meine jahrelange Freundschaft … war das alles eine einzige Lüge?
Mir fällt ein, wie Lali mich in der sechsten Klasse einmal nicht zu ihrem Geburtstag einlud. Und zwar einfach so, ohne dass ich gewusst hätte, warum. Eines Tages kam ich in die Schule und Lali redete nicht mehr mit mir. Niemand redete mehr mit mir. Bis auf Maggie und Mouse. Aber Lali und die anderen Mädchen, mit denen wir befreundet waren, darunter auch Jen P, schnitten mich. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Meine Mutter schlug vor, Lali anzurufen und sie ganz direkt darauf anzusprechen, aber als ich ihren Rat befolgte, ging Lalis Mutter dran und behauptete, Lali sei nicht zu Hause, dabei hörte ich, wie Lali und Jen P im Hintergrund kicherten.
»Warum sind sie so gemein zu mir?«, fragte ich meine Mutter.
»Ich weiß es nicht, Schatz«, antwortete sie hilflos. »Mädchen sind eben manchmal so.«
»Aber warum?«
Sie schüttelte den Kopf. »Weil sie neidisch sind.«
Aber ich glaubte nicht, dass es etwas mit Neid zu tun hatte. Ich hatte vielmehr das Gefühl, dass es dabei um irgendeinen Urinstinkt ging, so als hätte ich einem Rudel wilder Tiere angehört, das mich ohne ersichtlichen Grund ausgestoßen und dem sicheren Tod überlassen hätte.
Denn machen wir uns nichts vor: Ein Mädchen ohne Freundinnen ist verloren.
»Beachte sie einfach nicht«, riet mir meine Mutter. »Tu so, als sei alles wie immer. Dann kommt Lali schon von ganz alleine wieder, du wirst sehen.«
Meine Mutter hatte recht. Ich tat so, als wäre nicht das Geringste vorgefallen, Lalis Geburtstag kam und ging, und vier Tage später waren sie und ich auf mysteriöse Weise wieder Freundinnen.
Als Lali vier Wochen später ihren Geburtstag erwähnte – sie hatte ihn mit sechs anderen Mädchen in einem Freizeitpark verbracht –, spürte ich von Neuem die Scham darüber, einfach so übergangen worden zu sein. Als ich sie schließlich irgendwann fragte, warum sie mich nicht eingeladen hatte, schaute sie mich völlig überrascht an. »Was? Du bist an dem Tag gar nicht dabei gewesen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Oh«, sagte sie. »Tja, irgendwas Blödes wirst du schon gemacht haben, dass ich dich nicht dabeihaben wollte.«
»Diese Lali ist wirklich eine Pflaume«, sagte meine Mutter, wobei »Pflaume« ein Schimpfwort war, das sie sich für die allerverwerflichsten Subjekte vorbehielt.
Ich sprach Lali nie wieder darauf an. Ich fand mich einfach damit ab, dass Mädchen so etwas eben manchmal machten. Aber dieser Betrug jetzt – ist das auch etwas, das Mädchen eben manchmal machen?
»Hey«, ruft Mouse, als sie mich zwischen den Bücherregalen entdeckt. »Er war nicht in Mathe. Und in der Morgenversammlung hab ich weder ihn noch Lali gesehen. Anscheinend haben sie ein ziemlich schlechtes Gewissen.«
»Oder liegen in irgendeinem Hotelbett und vögeln sich die Seele aus dem Leib.«
»Solche Gedanken darfst du gar nicht erst zulassen, Braddie. Sonst haben sie gewonnen. Du musst versuchen, so zu tun, als wäre es dir egal.«
»Aber es ist mir nicht egal.«
»Das weiß ich doch. Aber manchmal muss man das Gegenteil von dem tun, was die Leute erwarten, verstehst du? Die wollen, dass du ausflippst. Dass du sie hasst. Und je mehr du sie hasst, desto stärker werden sie.«
»Ich will doch nur wissen, warum.«
»Was für Feiglinge.« Walt knallt in der Cafeteria sein Tablett neben meins. »Haben noch nicht mal den Mumm, in der Schule
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