The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Sebastian zusammen ist?«, rufe ich ihm hinterher.
»Wir sind hier auf der Highschool.«
»Soll heißen?«
»Soll heißen, dass es nicht wichtig ist. Die Zeit in der Highschool ist eine häufig unangenehme, aber relativ kurze Phase des Lebens. In fünf Monaten sind wir hier raus und dann spielt das alles keine Rolle mehr.
Stimmt nicht. Für mich schon.
Ich folge ihm die Treppe hinauf in den Raum, in dem das
Redaktionstrefen stattfindet. Von den anderen scheint keiner sonderlich überrascht zu sein, als ich mich an den Tisch setze. Ms Smidgens nickt mir zerstreut zu. Anscheinend sieht sie das mit der Anwesenheit nicht mehr so streng. Die Hälfte des Schuljahrs ist vorbei, und wahrscheinlich ist es ihr zu anstrengend, sich noch über irgendwas aufzuregen.
Gayle kommt rein und setzt sich neben mich. »Ich bin echt enttäuscht«, sagt sie.
Oh Gott. Hat sich die Sache mit mir und Sebastian jetzt schon bis in die neunte Klasse rumgesprochen? Das Ganze ist noch schlimmer, als ich dachte.
»Du hast gesagt, dass du einen Artikel über die Cheerleader schreibst. Und dass du Donna LaDonna an den Pranger stellen wirst. Und du hast gesagt …«
»Ich hab viel gesagt, okay?«
»Aber warum hast du es gesagt, wenn du dann gar nicht …«
»Ich hab nicht gesagt, dass ich es nicht machen werde«, unterbreche ich sie. »Ich bin bis jetzt nur einfach noch nicht dazu gekommen.«
»Dann schreibst du den Artikel also noch?«
»Mal sehen.«
»Aber …«
Plötzlich ertrage ich Gayles nörgelnde Stimme nicht mehr, und ich mache etwas, das ich noch nie zuvor getan habe, aber schon immer mal tun wollte: Ich packe meine Sachen zusammen, stehe auf und gehe. Einfach so, ohne mich von irgendjemandem zu verabschieden.
Es fühlt sich unglaublich gut an.
Ich springe die Treppe hinunter und schiebe mich durch die Tür in die kalte Winterluft hinaus.
Und jetzt?
Die Bibliothek. Das ist einer der wenigen Orte, der nicht von Lali oder Sebastian verpestet ist. Lali ist noch nie gern in die Bibliothek gegangen, und das eine Mal, als ich mit Sebastian hier war, war ich glücklich.
Werde ich jemals wieder glücklich sein?
Ich kann es mir nicht vorstellen.
Etwa zehn Minuten später stapfe ich mit einem Pulk anderer Leute durch schmutzigen Schneematsch auf den Eingang der Bibliothek zu. Heute scheint besonders viel los zu sein. Ms Detooten, die nette Bibliothekarin, steht neben der Treppe. »Hallo, Carrie. Sie haben sich ja schon eine ganze Weile nicht mehr hier blicken lassen.«
»Musste viel lernen«, murmle ich.
»Sind Sie wegen des Fotokurses hier? Der findet oben statt.« Sie deutet die Treppe hinauf.
Fotokurs? Warum nicht? Fotografieren hat mich immer schon interessiert. Weil ich gerade sowieso nichts anderes zu tun habe, beschließe ich, mir den Kurs mal anzusehen.
In dem kleinen Raum finden gerade mal zwanzig Klappstühle Platz, von denen die meisten schon besetzt sind. Die Teilnehmer kommen aus allen Altersgruppen – anscheinend ist das einer dieser kostenlosen Kurse, mit denen die Gemeinde versucht, Leute in die Bibliothek zu locken. Ich setze mich in die letzte Reihe. Ein nicht unattraktiver Typ um die dreißig mit schwarzen Haaren und einem dünnen Schnurrbart steht hinter einem Tisch. Er blickt sich lächelnd im Raum um.
»Hallo zusammen«, begrüßt er uns. »Ich heiße Todd Upsky, bin Fotograf und arbeite für den Castlebury Citizen. Ich mache zwar am liebsten künstlerische Fotos, fotografiere aber auch
Hochzeiten. Falls Sie also jemanden kennen, der vorhat zu heiraten, können Sie ihn gerne bei mir vorbeischicken.«
Er grinst lässig, als würde er nicht zum ersten Mal Eigenwerbung machen, und die Kursteilnehmer schmunzeln.
»Dieser Kurs wird zwölf Wochen dauern«, fährt er fort. »Wir trefen uns einmal pro Woche, Sie bekommen jedes Mal eine Aufgabe für ein Foto, anschließend entwickeln wir die Bilder und besprechen …«
Er bricht mitten im Satz ab und blickt angenehm überrascht Richtung Tür.
Ich drehe mich um. Oh nein. Bitte nicht. Es ist Donna LaDonna in einem dieser steppdeckenartigen Daunenmäntel und Ohrenschützern aus Hasenfell.
Was will die denn hier?
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin«, entschuldigt sie sich atemlos.
»Kein Problem.« Todd Upsky strahlt sie an. »Setzen Sie sich einfach irgendwohin. Vielleicht dorthin.« Er zeigt auf den leeren Platz neben mir.
Scheiße.
Während Donna seelenruhig ihren Mantel auszieht, die Ohrenschützer abnimmt, sich die Haare zurechtzupft und eine
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