The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
beiden etwas läuft, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Will es immer noch nicht wahrhaben. »Seit wann?«, frage ich.
»Willst du das wirklich wissen?«
»Ja.«
»Es fing schon an, bevor er weggefahren ist.«
»Was?«
»Er braucht mich.«
»Er braucht mich. Das hat er mir selbst gesagt.«
»Dann hat er seine Meinung eben geändert.«
»Oder du hast ihn dazu gebracht, sie zu ändern.«
»Glaub, was du willst«, sagt sie. »Jedenfalls will er jetzt mit mir zusammen sein.«
»Nein, das stimmt nicht«, stoße ich hervor. »Du willst nur lieber mit ihm zusammen sein als mit mir.«
»Was soll das denn heißen?«
»Begreifst du denn nicht, was das bedeutet? Wir sind keine Freundinnen mehr. Wir werden nie wieder Freundinnen sein. Wie soll ich dir denn jemals wieder vertrauen können?«
Langes, schreckliches Schweigen. Dann: »Ich liebe ihn, Carrie. « Ein Klicken. Gefolgt vom Freizeichen.
Ich sitze wie betäubt auf meinem Bett.
Bringe nicht die Kraft auf, in die Morgenversammlung zu gehen. Schleiche mich stattdessen in die Scheune. Vielleicht bleibe ich den ganzen Tag hier. Rauche drei Zigaretten hintereinander. Es ist beschissen kalt. Beschließe, in Zukunft bei jeder sich bietenden Gelegenheit »beschissen« zu sagen.
Wie konnte es nur so weit kommen? Was hat sie, was ich nicht habe? Aber ich weiß schon. Ofensichtlich habe ich ihm einfach nicht genügt. Und vielleicht geschieht es mir auch ganz recht. Ich habe ihn Donna LaDonna ausgespannt und jetzt hat Lali ihn mir ausgespannt. Nichts im Leben bleibt ungestraft. Irgendwann wird ein anderes Mädchen kommen und ihn Lali ausspannen.
Wie konnte ich nur so dumm sein? Ich wusste doch die ganze Zeit, dass ich ihn nicht für immer würde halten können. Ich war ihm nicht interessant genug. Nicht sexy genug. Nicht hübsch genug. Nicht intelligent genug. Oder vielleicht ja auch zu intelligent.
Ich begrabe mein Gesicht in den Händen. Manchmal habe ich mich ihm gegenüber absichtlich dumm gestellt. Habe erstaunt »Ach, wirklich?« gesagt, obwohl ich genau wusste, wovon er redete. Was ich in solchen Momenten nicht wusste, war, wer ich eigentlich bin oder sein soll. Ich kicherte über Dinge, die ich nicht witzig fand, und fragte mich ständig, ob ich beim Reden zu viele Grimassen schnitt oder zu viel mit den Händen herumfuchtelte. Diese Unsicherheit nistete sich in meinem Bewusstsein ein wie ein unwillkommener Gast, der sich weigert zu gehen, aber permanent etwas an der Unterkunft herumzumäkeln hat.
Im Grunde sollte ich erleichtert sein. Das Kämpfen hat ein Ende.
»Carrie?«, fragt Maggie besorgt. Ich blicke auf, und da steht sie mit von der Kälte rosig überhauchten Wangen in der Tür, die Haare zu zwei langen Zöpfen geflochten. »Alles okay?«
»Nein.« Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
»Mouse hat mir erzählt, was passiert ist«, sagt sie mitfühlend.
Ich nicke. Und bald werden es alle wissen. Sie werden hinter meinem Rücken über mich tuscheln und lachen. Ich werde zur Witzfigur werden. Ich bin das Mädchen, dem der Freund weggelaufen ist. Das Mädchen, das nicht gut genug war. Das Mädchen, das von ihrer besten Freundin vorgeführt wurde. Das Mädchen, mit dem man es machen kann. Das Mädchen, das niemand will.
»Und was hast du jetzt vor?«, fragt Maggie.
Ich zucke traurig mit den Achseln. »Nichts? Angeblich hat er gesagt, dass er sie braucht.«
»Das hat Lali sich doch nur ausgedacht!«, ruft Maggie. »Sie ist eine miese kleine Lügnerin, die es nicht ertragen kann, dass
sie mal nicht die erste Geige spielt. Sie war grün vor Neid und hat dir Sebastian nur ausgespannt, um zu beweisen, dass sie toller ist als du.«
»Vielleicht findet er sie ja wirklich toller als mich«, sage ich erschöpft.
»Das glaube ich nicht. Und wenn doch, dann kann er einem nur leidtun. Aber davon mal abgesehen, solltest du froh sein, dass du ihn los bist. Egal warum die beiden es getan haben, das ist einfach das Allerletzte. Und wenn du mich fragst, war er sowieso nicht gut genug für dich.«
Doch, das war er. Er war alles, was ich mir jemals erträumt hatte. Wir gehörten zusammen. Ich werde niemanden mehr so sehr lieben, wie ich ihn geliebt habe.
»Du musst irgendwas unternehmen, Carrie«, sagt Maggie. »Du darfst Lali nicht einfach ungeschoren davonkommen lassen. Hey, ich weiß – jag ihren Pick-up in die Luft.«
»Ach, Mags.« Ich sehe sie an. »Dazu bin ich viel zu müde.«
Statt in Mathe zu gehen, verstecke ich mich in der
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