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The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

Titel: The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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über das zu schreiben, was sie »kennen«. Der versierten Schriftstellerin hingegen ist bewusst, dass dieses Unterfangen zwangsläufig zum Scheitern verurteilt ist, denn als Schöpferin einer Figur muss ich weit mehr über sie wissen, als man jemals über eine »reale Person« in Erfahrung bringen könnte. In meiner Rolle als allwissende Erzählerin muss ich jedes noch so winzige Detail aus dem Leben meiner Figur kennen: welche Kleidung sie im Alter von fünf Jahren an Weihnachten trug, welche Geschenke sie bekam, wer sie ihr schenkte, ja sogar mit welchen Worten sie geschenkt wurden. So gesehen könnte man einen fiktiven Charakter wiederum durchaus als eine »reale Person« betrachten, allerdings eine, die in einem Paralleluniversum existiert, das allein auf der Wahrnehmung der Realität des Schreibenden beruht.
    Im Falle der Gestaltung von Romanfiguren greift die gern zitierte Regel »Schreiben Sie über das, was Sie kennen« also nicht, sondern müsste vielmehr lauten: »Schreiben Sie über das, was Sie die Natur des Menschen gelehrt hat.«

Konfrontationstherapie
    Ich schreibe eine Kurzgeschichte über Mary Gordon Howard, in der ihre Haushälterin ihr Gift in den Sherry mischt, worauf sie einen langen und qualvollen Tod stirbt. Sie ist sechs Seiten lang – und schlecht. Ich lege sie in meine Schreibtischschublade.
    In letzter Zeit telefoniere ich viel mit George und fahre Dorrit regelmäßig nach West Hartford zu einem Therapeuten, den wir mit Georges Hilfe gefunden haben.
    Irgendwie kommt es mir so vor, als würde ich auf der Stelle treten.
    Dorrit ist zwar miserabel gelaunt, hat sich bis jetzt aber wenigstens keine weiteren Schwierigkeiten eingebrockt.
    »Dad meinte, dass du an die Brown gehst«, sagt sie eines Nachmittags, als ich sie von ihrer Sitzung nach Hause fahre.
    »Ich hab noch keine Zusage bekommen.«
    »Hofentlich nehmen sie dich«, sagt sie. »Er hat ja schon immer davon geträumt, dass eine seiner Töchter an derselben Uni studiert wie er. Wenn du es schafst, bin ich aus dem Schneider. «
    »Und was ist, wenn ich gar nicht an die Brown will?«

    »Dann musst du ziemlich dämlich sein«, sagt Dorrit.
    »Carrie!« Kaum stehen wir in der Einfahrt, kommt Missy uns entgegengelaufen. »Carrie!« Sie wedelt mit einem dicken Umschlag. »Post von der Brown University.«
    »Siehst du?« Dorrit lächelt sogar ausnahmsweise mal.
    Ich reiße den Umschlag auf. Er enthält das Vorlesungsverzeichnis, einen Plan vom Campus und Broschüren mit Titeln wie »Studentisches Leben«. Mit zitternden Händen falte ich den Brief auf. »Sehr geehrte Ms Bradshaw«, heißt es darin, »wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können …«
    »Ich bin angenommen!« Ich mache einen Luftsprung und renne vor Freude sogar einmal um den Wagen. Dann trifft mich plötzlich eine Erkenntnis und ich bleibe wie erstarrt stehen. Providence liegt nur eine Dreiviertelstunde entfernt. Abgesehen davon, dass ich Studentin sein werde, wird sich in meinem Leben absolut nichts verändern.
    Allerdings werde ich nicht an irgendeiner Uni studieren, sondern an der Brown. Das ist schon etwas Besonderes. Das ist sogar richtig gut.
    »Du bist an der Brown University angenommen«, sagt Missy ehrfürchtig. »Damit machst du Dad wahnsinnig glücklich.«
    »Ich weiß.« Jetzt strahle ich wieder und bin fast ein bisschen euphorisch. Vielleicht habe ich endlich auch mal wieder Glück. Vielleicht hat mein Leben jetzt die richtige Wendung genommen.
    »Du, Dad«, sage ich etwas später, nachdem er mich umarmt, mir auf die Schulter geklopft und immer wieder »Ich wusste, dass du das Zeug dazu hast, wenn du dich nur richtig anstrengst« gesagt hat. »Jetzt, wo geklärt ist, dass ich ab Herbst an der Brown studiere …« Ich zögere und suche nach den richtigen
Worten, um ihm das, was ich von ihm will, möglichst so zu präsentieren, dass er es mir nicht abschlagen kann. »Ich hab mir schon seit Längerem überlegt, dass ich den Sommer gern in New York verbringen würde.«
    Die Frage trifft ihn offensichtlich völlig unvorbereitet, aber er ist von der Freude über meine Zulassung an der Brown noch so durchdrungen, dass er lediglich fragt: »Mit George?«
    »Äh, nein, es geht nicht um George«, sage ich schnell. »Die New School bietet einen Sommerkurs für Kreatives Schreiben an, für den ich mich schon mal beworben hatte …«
    »Kreatives Schreiben?« Er sieht mich verwundert an. »Was willst du denn damit? Jetzt, wo du an der Brown angenommen worden bist, wirst du

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