The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
damit übers Gesicht. Sie und ein anderer Cheerleader, ein Mädchen namens Naomi, gehen zur Tribüne und setzen sich zwei Reihen vor mich, ohne mich zu bemerken.
Donna schüttelt ihre Haare. »Becky muss dringend was gegen ihren Körpergeruch unternehmen«, sagt sie.
»Vielleicht sollten wir ihr eine Familienpackung Deo schenken«, sagt Naomi.
»Deo nützt bei Becky nichts. Ich dachte eigentlich eher an etwas gegen … Intimgeruch.« Sie grinst und Naomi kichert, als hätte Donna einen besonders komischen Witz gemacht. Dann wechselt Donna abrupt das Thema und sagt ziemlich laut: »Stell dir vor, Sebastian Kydd ist immer noch mit dieser Lali Kandesie zusammen. Unfassbar, oder?«
»Ich hab gehört, er steht auf Jungfrauen«, sagt Naomi. »Und sobald sie dann keine mehr sind, lässt er sie wieder fallen.«
»Das ist ja fast schon so, als würde er eine Dienstleistung anbieten. Sebastian Kydds Entjung ferungsservice – ex und hopp!« Donnas Stimme wird immer lauter, als fände sie sich selbst irrsinnig witzig. »Was meinst du, wer als Nächstes dran ist? Hübsch kann sie eigentlich nicht sein – die hübschen Mädchen hatten ja alle schon Sex. Nein, es müsste irgendeine sein, die richtig hässlich ist, so eine wie diese Ramona. Du weißt schon,
die, die drei Jahre lang versucht hat, bei uns aufgenommen zu werden. Manche Leute kapieren es eben nie. Traurig, traurig.«
Plötzlich dreht sie sich um und ruft übertrieben überrascht: »Carrie Bradshaw!« Sie reißt die Augen auf und lächelt künstlich. »So ein Zufall! Wir haben gerade über dich gesprochen. Erzähl doch mal, wie ist Sebastian denn so? Im Bett, meine ich natürlich. Ist er wirklich so ein Hengst, wie Lali die ganze Zeit behauptet?«
Aber ich bin vorbereitet. Tatsächlich habe ich schon die ganze Zeit mit so etwas gerechnet.
»Wie bitte, Donna?«, frage ich unschuldig. »Das weißt du nicht? Dabei bist du doch bestimmt schon eine Stunde, nachdem du ihn kennengelernt hast, mit ihm ins Bett gestiegen. Oder war es eher eine Viertelstunde?«
»Also wirklich, Carrie.« Sie verengt die Augen. »Ich hätte gedacht, du würdest mich besser kennen. Sebastian ist mir viel zu unerfahren. Mit kleinen Jungs mache ich es nicht.«
Ich beuge mich zu ihr vor und sehe sie mit festem Blick an. »Ich hab mich schon immer gefragt, wie es wohl wäre, du zu sein.« Ich blicke mich in der Sporthalle um und seufze. »Ich stelle es mir wahnsinnig … anstrengend vor.«
Dann greife ich nach meiner Sporttasche und springe leichtfüßig von der Tribüne. Als ich zur Tür schlendere, ruft sie mir hinterher: »So wie ich zu sein, davon kannst du doch nur träumen, Carrie Bradshaw!«
Genau. In meinen schlimmsten Albträumen vielleicht.
Warum mache ich das immer wieder? Warum bringe ich mich immer wieder in solche Situationen, obwohl ich ganz genau weiß, dass ich nicht gewinnen kann? Es ist fast schon zwanghaft. Als wäre ich ein gebranntes Kind, das einfach nicht
aufhören kann, die Hand immer wieder auf die heiße Herdplatte zu legen. Wie um mir zu beweisen, dass ich noch am Leben bin. Um mich daran zu erinnern, dass ich noch etwas fühlen kann.
Dorrits Therapeut hat zu ihr gesagt, es sei besser, überhaupt irgendwas zu fühlen als gar nichts. Dorrit habe Angst vor ihren eigenen Gefühlen gehabt und sie deshalb abgeschaltet, aber das habe ihr dann wiederum auch Angst gemacht, weshalb sie angefangen habe, über die Stränge zu schlagen, um Reaktionen zu provozieren.
Klingt doch total einleuchtend, oder? Und dann bindet man noch eine große Schleife um seine Probleme und schafft es am Ende vielleicht sogar, so zu tun, als wären sie ein Geschenk.
Als ich aus der Sporthalle komme, sehe ich, wie Sebastian neben der Tür zur Schwimmhalle parkt.
Ich renne los.
Aber nicht in die entgegengesetzte Richtung, wie es jeder vernünftige Mensch getan hätte – nein, ich renne direkt auf ihn zu.
Nichts ahnend sitzt er im Auto, betrachtet sich zufrieden im Rückspiegel und streicht sich über seinen Dreitagebart.
Ich ziehe das schwerste Buch aus der Tasche – mein Mathebuch – und schleudere es mit aller Kraft auf die Corvette. Es streift das Heck, klappt auf und landet mit aufgeschlagenen Seiten auf dem Asphalt, wie ein Cheerleader, der in den Spagat springt. Der Aufprall ist gerade laut genug, um Sebastian aus seinen selbstverliebten Träumereien zu reißen. Er fährt zusammen und sieht sich erschrocken um. Das nächste Buch – es ist ein Taschenbuch, »Fiesta« von
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