The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Warum hätte Sebastian nicht mit mir tanzen sollen? Bin ich etwa so abstoßend? Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht findet er mich ja intelligent und interessant und irgendwie besonders. So wie Elizabeth Bennet in »Stolz und Vorurteil«.
Ich wühle in meiner Tasche und finde eine von Maggies Zigaretten. Ich zünde sie an, inhaliere kurz und blase den Rauch zum Fenster hinaus.
»Ha«, sage ich.
Wenn die Chemie nicht stimmt
Ich habe schon ein paar Freunde gehabt, aber ehrlich gesagt war jeder einzelne von ihnen eine Enttäuschung.
Das lag nicht daran, dass sie so grauenhaft gewesen wären. Es lag eher an mir. Ich habe ziemliche Ansprüche, was Jungs angeht.
Das größte Problem war bisher, dass keiner von ihnen besonders intelligent war. Und nach einer Weile fing ich dann jedes Mal an, mich dafür zu hassen, dass ich mit ihnen zusammen war. Es machte mir Angst, dass ich versuchte, jemand zu sein, der ich nicht war. Ich merkte, wie leicht das war, und mir wurde klar, dass die meisten anderen Mädchen es genauso machten: Sie verstellten sich. Als Mädchen kann man schon in der Highschool damit anfangen, und am Ende verstellt man sich sein ganzes Leben lang, bis man dann eines Tages den Druck nicht mehr aushält, implodiert und einen Nervenzusammenbruch hat, was bei ein paar Müttern hier in der Gegend tatsächlich so passiert ist. Eines Tages macht irgendetwas klick! in ihnen und dann stehen sie die nächsten drei Jahre nicht mehr aus ihrem Bett auf.
Aber ich schweife vom Thema ab – ich und die Jungs. Bis jetzt hatte ich zwei Freunde, die eine größere Rolle in meinem Leben gespielt haben: Sam und Doug. Sam war Kifer und Doug spielte im Basketballteam. Sam mochte ich lieber. Vielleicht hätte ich mich sogar in ihn verlieben können, aber ich wusste, dass das mit uns nicht von Dauer sein konnte. Sam war schön, aber dumm. Er machte einen Tischlerkurs – ein Fach, von dem ich damals gar nicht wusste, dass es an unserer Schule überhaupt unterrichtet wurde, bis er mir zum Valentinstag eine selbst gemachte Holzschatulle schenkte. Trotz seiner mangelnden Intelligenz – oder, was noch viel bedenklicher ist, vielleicht gerade deswegen – fand ich ihn so wunderschön, dass ich ihn die ganze Zeit anschauen musste, wenn wir zusammen waren. Nach der Schule gingen wir meistens zu ihm, hingen mit seinen älteren Brüdern im Keller ab und hörten »The Dark Side of the Moon« von Pink Floyd, während sie eine Bong herumgehen ließen. Irgendwann verzogen Sam und ich uns dann immer nach oben in sein Zimmer und knutschten stundenlang. Währenddessen hatte ich immer wieder heftige Anfälle von schlechtem Gewissen und sagte mir, dass ich eigentlich gar nicht bei ihm sein sollte, dass ich kostbare Zeit mit etwas verplemperte, was sowieso keine Zukunft hatte (also meine Zeit nicht »konstruktiv« verbrachte, wie mein Vater es ausgedrückt hätte). Andererseits war es ein so unglaublich gutes Gefühl, dass ich einfach nicht gehen konnte. Mein Kopf drängte mich, aufzustehen, nach Hause zu gehen, zu lernen, zu schreiben, mein Leben zu organisieren. Aber mein Körper war wie ferngesteuert und weigerte sich, einen vernünftigen Befehl auszuführen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sam und ich uns jemals unterhalten hätten. Wir schwebten in einer von Zeit und Raum losgelösten Seifenblase,
in der es nichts gab außer endlosen Küssen und sanften Berührungen.
Dann lud mein Vater mich und meine Schwestern auf eine Bildungskreuzfahrt nach Alaska ein und ich lernte Ryan kennen. Er war groß und gut aussehend und auf dem Weg nach Duke Island. Ich verliebte mich auf der Stelle in ihn. Zurück in Castlebury konnte ich Sam kaum in die Augen schauen. Er fragte mich ständig, ob ich einen anderen kennengelernt hätte. Ich war feige und sagte jedes Mal, es würde keinen anderen geben, was ja irgendwie auch stimmte, weil Ryan in Colorado lebte und ich wusste, dass ich ihn nie wiedersehen würde. Aber Ryan hatte unsere Seifenblase zum Platzen gebracht. Zurück blieb nichts als eine kleine Pfütze, weil so eine Seifenblase nun mal aus nichts anderem besteht als aus Seifenwasser und viel Luft. So viel also zu dem vermeintlichen Wunder, wenn die Chemie zwischen zwei Menschen stimmt.
Stimmt sie nicht, wird noch nicht einmal eine Seifenblase daraus. Ich und Doug? Klarer Fall von: Die Chemie stimmte nicht.
Doug ging in die Zwölfte und ich in die Elfte. Er gehörte zu den Sportskanonen an unserer Schule, spielte in der
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