The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
wir vor ein paar Jahren in einem Schwimm-Trainingslager erfunden haben. Eine Mischung aus Funky Chicken und Saturday Night Fever. Als das Lied zu Ende ist, steht auf einmal Sebastian Kydd auf der Tanzfläche und fängt an, Lali anzutanzen.
Er tanzt richtig gut, aber etwas anderes habe ich von ihm auch nicht erwartet. Nach einer Weile kommt er mit wiegenden Schritten auf mich zu, nimmt meine Hand und beginnt, den Hustle mit mir zu tanzen. Irgendwann schiebt er sein Knie zwischen meine Beine und ich lasse im Takt der Musik die Hüften kreisen – nein, das ist kein öfentlich zur Schau gestellter Sex, sondern gehört zur offiziellen Schrittfolge des Tanzes.
Dann sagt er plötzlich: »Sag mal, kenne ich dich nicht von irgendwoher?«
Und ich sage: »Doch, tust du.«
»Stimmt, jetzt weiß ich es wieder.« Er lächelt. »Unsere Mütter sind befreundet.«
»Waren befreundet«, korrigiere ich ihn. »Sie haben zusammen am Smith College studiert.« Der Song endet und wir kehren an unsere jeweiligen Tische zurück.
»Ganz großes Kino.« Mouse nickt anerkennend. »Du hättest Donna LaDonnas Gesicht sehen sollen, als er mit dir getanzt hat.«
»Er hat mit uns beiden getanzt«, stellt Lali richtig.
»Schon, aber mit Carrie hat er länger getanzt.«
»Ja, aber nur, weil Carrie kleiner ist als ich«, sagt Lali spitz.
»Ist doch egal, warum.«
»Genau«, sage ich und stehe auf, um aufs Klo zu gehen.
Die Toilette befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Raums am Ende eines schmalen Gangs. Als ich wieder herauskomme, steht Sebastian Kydd vor der Tür, als würde er darauf warten, dass die Toilette frei wird.
»Hallo«, sagt er. Die Szene wirkt irgendwie einstudiert, als würde er für eine Rolle in einem Film vorsprechen, aber weil er unfassbar gut aussieht, beschließe ich, mich nicht daran zu stören.
»Hi«, sage ich zurückhaltend.
Er lächelt. Und dann sagt er etwas unglaublich Dämliches. »Wo hast du dich nur mein ganzes Leben lang versteckt?«
Ich muss mir auf die Lippen beißen, um nicht laut herauszulachen, aber sein Blick bleibt ernst. Mir schießen mehrere Antworten gleichzeitig durch den Kopf, und schließlich entscheide ich mich für: »Entschuldige, aber bist du nicht mit deiner Freundin hier?«
»Wer sagt, dass sie meine Freundin ist? Ich hab sie erst vorhin auf der Party kennengelernt.«
»Dafür seid ihr euch aber schon ziemlich nahegekommen.«
»Wir amüsieren uns«, sagt er. »Heute Abend jedenfalls. Wohnst du noch da, wo du früher gewohnt hast?«
»Kann schon sein …«
»Gut. Ich komme in nächster Zeit mal vorbei«, sagt er und schlendert davon.
Ich starre ihm verwirrt hinterher. Das war die mit Abstand seltsamste und gleichzeitig faszinierendste Begegnung mit einem Jungen, die ich jemals hatte. Und obwohl alles, was er gesagt hat, geklungen hat wie aus einem schlechten Film, hofe ich, dass er es ernst gemeint hat.
Aufgeregt kehre ich zu den anderen zurück, aber die Stimmung am Tisch scheint inzwischen gekippt zu sein. Mouse sagt etwas zu Lali, die mit gelangweilter Miene dasitzt, Walt starrt düster vor sich hin, Peter klimpert ungeduldig mit den Eiswürfeln in seinem Glas.
Kaum habe ich mich wieder gesetzt, verkündet Maggie, dass sie fahren will.
»Tja, das bedeutet für mich dann wohl auch das Ende des Abends«, seufzt Walt.
»Okay, dann setze ich zuerst dich ab und bringe danach Peter nach Hause«, beschließt Maggie. »Er wohnt ja gleich bei uns um die Ecke.«
Wir gehen zu den Wagen zurück, und ich kann es kaum erwarten, endlich mit Lali allein zu sein und ihr von meiner Begegnung mit dem berüchtigten Sebastian Kydd zu erzählen. Aber bevor ich ein Wort sagen kann, eröfnet Lali mir, dass sie »ziemlich sauer« auf Mouse ist.
»Warum denn?«
»Na, wegen dem, was sie gesagt hat. Über diesen Typen – diesen Sebastian Kydd. Dass er mit dir getanzt hat und nicht mit
mir. Ich meine, es war doch wohl ofensichtlich, dass er mit uns beiden getanzt hat, oder?«
Merke: Selbst wenn du dir damit den Dolch ins eigene Herz rammst – widersprich niemals deiner besten Freundin, wenn du nicht riskieren willst, dass du sie verletzt.
»Klar«, sage ich und hasse mich dafür. »Natürlich hat er mit uns beiden getanzt.«
»Was hätte er denn auch für ein Interesse haben sollen, mit dir zu tanzen?«, setzt Lali noch einen drauf. »Ich meine, immerhin war er mit Donna LaDonna da.«
»Keine Ahnung.« Aber dann fällt mir wieder ein, was Mouse in der Bibliothek gesagt hat.
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