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The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1

Titel: The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Bushnell
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versucht anhand der Entfernung die
exakte Reisezeit zu ermitteln. Jede unbekannte Größe, die nicht Teil einer mathematischen Gleichung ist, bereitet ihm Unbehagen. Ich erinnere ihn zum wiederholten Mal daran, dass wir nur zur Brown University fahren, wo er selbst einmal studiert hat. Die Fahrt dorthin dauert gerade mal eine Dreiviertelstunde. Aber er tut so, als stünde eine Weltreise bevor. Fährt den Wagen vorher durch die Waschanlage. Geht noch mal zur Bank, damit er auf jeden Fall genügend Bargeld bei sich hat. Inspiziert seinen Reisekamm.
    Dorrit verdreht genervt die Augen. »Mein Gott, Dad! Morgen um diese Zeit seid ihr doch schon wieder zurück.«
    Während der Fahrt regnet es. Je weiter wir Richtung Osten kommen, desto kahler werden die Bäume. Es ist, als würden die Blätter vor dem bevorstehenden Winter fliehen wie die Vögel, die in den Süden ziehen.
    »Carrie«, sagt mein Vater. »Zerbrich dir nicht zu sehr den Kopf über Kleinigkeiten. Das ist es nicht wert.« Er spürt meistens, wenn irgendwas mit mir los ist, obwohl es ihm nur selten gelingt, den wahren Grund dafür zu erraten.
    »Tu ich doch gar nicht, Dad.«
    »Wenn du das tust …«, er lässt nicht locker, hier geht es schließlich um eines seiner Lieblingsthemen, »… bist du doppelt gestraft. Dann musst du nicht nur damit klarkommen, dass bestimmte Dinge nun mal nicht zu ändern sind, sondern verlierst auch noch die Perspektive aus den Augen. Leben ist etwas, was einem passiert, Carrie. Es ist größer als wir Menschen. Eine Naturgewalt. Wir haben es nicht in unserer Hand.«
    Aber das ist unfair, denke ich. Es müsste ein Gesetz geben, laut dem ein Junge ein Mädchen innerhalb von drei Tagen anrufen muss, wenn er es geküsst hat.

    »Schon gut, weiser alter Mann, ich hab verstanden: Das Leben ist eine Achterbahn und am Ende stirbt man, stimmt’s?«
    Ich sage es so, dass mein Vater lachen muss. Und nicht nur er, sondern auch der imaginäre Sebastian, der auf dem Rücksitz mitfährt.
     
    »Hi. Du musst Carrie Bradshaw sein.«
    Mein studentischer Betreuer, der sich mir als George Carter vorgestellt hat, klemmt sich meine Akte unter den Arm und schüttelt mir die Hand. »Und Sie, Sir, sind dann sicher Mr Bradshaw. «
    »So ist es«, bestätigt mein Vater. »Abschlussjahrgang 1958.«
    George sieht mich prüfend an. »Bist du nervös?«
    »Ein bisschen.«
    »Das brauchst du nicht.« Er lächelt beruhigend. »Dr. Hawkins ist einer unserer besten Professoren. Und hat übrigens einen Doktor in Englischer Literatur und in Physik. In deiner Bewerbung steht, dass du dich sowohl für Naturwissenschaften als auch für Literatur interessierst. Hier an der Brown kannst du beide Fächer belegen.« Er wird rot, als wäre es ihm ein bisschen peinlich, die Brown anzupreisen wie ein übermotivierter Autoverkäufer, und fügt ein unvermitteltes »Du siehst übrigens toll aus« hinzu.
    »Danke«, murmle ich und fühle mich ein bisschen wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.
    Dabei habe ich gar keinen Grund, mich so anzustellen.
    George hat recht: Alles an der Brown – die charmanten roten Backsteingebäude auf dem Campus der Pembroke-Fakultät, der Park mit seinen ausladenden Ulmen, die immer noch Laub tragen, und der prächtige Säulenbau der John-Carter-Brown-Bibliothek
– ist schlichtweg perfekt. Ich muss nur noch mein fabelhaftes Selbst in diese Postkartenidylle einpassen.
    Aber während ein Programmpunkt den nächsten jagt – nach dem Bewerbungsgespräch im formvollendet chaotischen Büro des Professors (»Was sind Ihre Ziele, Ms Bradshaw?« – »Ich möchte etwas Sinnvolles zum Wohle der Gesellschaft beitragen«), folgen die Besichtigung des Campus, der Labore, des Computerraums, des Erstsemester-Wohnheims und schließlich ein Abendessen mit George in einem Restaurant in der Thayer Street –, werde ich immer dünnhäutiger. Als George dann vorschlägt, noch auf ein Konzert im Avon Theatre zu gehen, habe ich das Gefühl, nicht ablehnen zu können, obwohl ich mich lieber in mein Hotelbett legen und an Sebastian denken würde.
    »Geh mit«, drängt mein Vater. Er hat mir bereits zu verstehen gegeben, dass George genau der Typ junger Mann ist – intelligent, höflich, aufmerksam –, den er sich immer als Freund für mich vorgestellt hat.
    »Ich bin mir sicher, dass du dich an der Brown sehr wohlfühlen wirst«, sagt George, als wir in seinem Wagen sitzen. Er fährt einen Saab. Solide Bauweise, gehobene Preisklasse, europäischer Stil. Genau

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