The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
»Es sind zwei – ›Der Texaner‹ und ›Zwei glorreiche Halunken‹.«
»Echt? Super«, sage ich so begeistert wie möglich, in der Hofnung, damit meine Unwissenheit zu überspielen. Hey, ich kann wirklich nichts dafür. Schließlich habe ich keinen Bruder, von dem ich hätte lernen können, wofür Jungs sich interessieren. Ich lehne mich lächelnd zurück und nehme mir vor, dieses Date als eine Form von anthropologischer Feldforschung zu betrachten.
»Cool.« Sebastian nickt und sieht aus, als würde ihm der Plan, ins Kino zu gehen, mit jeder Sekunde besser gefallen. »Wirklich cool. Und weißt du was?«
»Was?«
»Du bist cool. Ich will mir diese Retrospektive schon seit einer Ewigkeit anschauen und kenne kein anderes Mädchen, das mitkommen würde.«
»Oh.« Das höre ich natürlich gern.
»Die wenigsten Mädchen stehen auf Filme mit Clint Eastwood, aber du bist eben anders.« Er nimmt den Blick von der Straße, um mich anzusehen, und in seinen Augen liegt so viel Ernsthaftigkeit, dass mein Herz sofort zu klebrig-süßem Sirup zerschmilzt. »Du bist irgendwie mehr als nur ein Mädchen.« Er zögert kurz, als würde er nach den richtigen Worten suchen. »Du bist … du bist eher wie ein Kerl im Körper eines Mädchens.«
»Wie bitte?«
»Jetzt mach nicht gleich so ein Gesicht. Ich hab ja nicht gesagt, dass du wie ein Kerl aussiehst. Ich will damit nur sagen, dass du wie ein Kerl denkst. Du bist praktisch veranlagt und ziemlich hart im Nehmen, und du hast keine Angst, dich auf Abenteuer einzulassen.«
»Fürs Protokoll, mein Freund: Dass man ein Mädchen ist, schließt nicht automatisch aus, dass man praktisch veranlagt, hart im Nehmen und abenteuerlustig ist. Um genau zu sein, sind sogar die meisten Mädchen so – zumindest so lange, bis ihr Typen ins Spiel kommt und sie dazu bringt, sich wie albern kichernde Hühner zu benehmen.«
»Tja, Baby, so ist das Leben.« Sebastian grinst. »Männer sind Arschlöcher und Frauen hysterische Hühner.«
Ich zerre mir den linken Schuh vom Fuß und ziehe ihm eins über.
Vier Stunden später kommen wir aus dem Kinosaal getaumelt. Meine Lippen sind wund geküsst und mir ist ganz schwummrig. Meine Haare sind zerwühlt, und ich bin mir sicher, dass meine Wimperntusche total verschmiert ist. Als wir nach draußen treten, zieht Sebastian mich an sich, küsst mich wieder und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Und, wie hat’s dir gefallen?«
»Ganz gut. Am besten fand ich die Szene, wo Eli Wallach schon am Galgen steht und Clint Eastwood den Strick durchschießt. «
»Die finde ich auch am besten«, sagt er und legt den Arm um meine Taille.
Ich kämme mir mit den Fingern durch die Haare, um wieder halbwegs manierlich auszusehen und nicht wie ein Mädchen, das stundenlang in einem dunklen Kinosaal mit einem Jungen rumgeknutscht hat. »Wie sehe ich aus?«
»Hm.« Sebastian tritt einen Schritt zurück und grinst. »Genau wie Tuco.«
Ich gebe ihm einen Klaps auf den Hintern. Tuco ist der Name des Typen, den Eli Wallach im Film spielt. Tuco alias »Der Hässliche«.
»Weißt du was? Ich glaube, das wird mein neuer Kosename für dich«, sagt er lachend. »Mein süßer, kleiner Tuco. Was sagst du dazu?«
»Ich bring dich um«, sage ich und jage ihn quer über den Parkplatz zum Wagen.
Liebe bleibt nicht ohne Folgen
Während der nächsten Tage verhalte ich mich so unauffällig wie möglich und versuche, Donna LaDonna aus dem Weg zu gehen, indem ich die Morgenversammlungen schwänze und mittags nicht in der Cafeteria esse. Am dritten Tag stöbert Walt mich in der Schulbücherei auf, wo ich mich in der Abteilung für Selbsthilferatgeber verstecke und heimlich Linda Goodmans »Sternzeichen der Liebe« lese, um herauszufinden, ob Sebastian und ich eine Zukunft haben. Leider ist meine Recherche nicht besonders ergiebig, weil ich nicht weiß, wann er Geburtstag hat. Ich kann bloß hoffen, dass er Widder ist und nicht Skorpion.
»Astrologie? Also wirklich, Carrie …« Walt schüttelt den Kopf.
Ich knalle das Buch zu und stelle es ins Regal zurück. »Was hast du gegen Astrologie?«
»Das ist doch totaler Humbug«, sagt Walt abfällig. »Wie kann man ernsthaft glauben, anhand des Geburtsdatums etwas über den Charakter eines Menschen zu erfahren? Jeden Tag werden circa 2,6 Millionen Menschen geboren. Du willst mir doch nicht weismachen, dass die alle die gleichen Eigenschaften haben.«
»Hat dir eigentlich schon mal jemand gesagt, dass du in letzter
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