The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Zeit ganz schön mies drauf bist?«
»Wie kommst du denn darauf? Ich bin wie immer.«
»Es ist wegen Maggie, oder?«
»Nein, mit ihr hat es nichts zu tun.«
»Was ist es dann?«
»Ach, egal.« Er winkt ab. »Aber Maggie ist der Grund, warum ich hier bin. Sie sitzt mal wieder heulend auf der Toilette.«
Ich seufze. »Es ist wegen mir, oder?«
»Nein, ausnahmsweise geht es mal nicht um dich, Carrie. Sie hat sich anscheinend mit Peter gestritten, und jetzt soll ich dich suchen und dir sagen, dass sie im Klo neben dem Chemiesaal auf dich wartet.«
»Und wieso schickt sie dich und sucht mich nicht selbst?«
»Ach, ich hab damit kein Problem«, sagt er müde. »Lieber tu ich ihr den Gefallen, als mich deswegen mit ihr rumzustreiten. «
Ich mache mich nachdenklich auf den Weg zum Chemiesaal. Irgendetwas stimmt nicht mit Walt. Er hatte immer schon eine sarkastische Ader, und genau das mag ich auch so an ihm, aber in letzter Zeit scheint sich sein Sarkasmus in Zynismus verwandelt zu haben, als wäre er wegen irgendetwas verbittert.
Die kleine Mädchentoilette im alten Trakt des Schulgebäudes wird kaum benutzt, weil die Spiegel fast blind und die sanitären Anlagen ein halbes Jahrhundert alt sind. Dementsprechend antiquiert klingen auch die an die Kabinentüren gekritzelten Sprüche. Am besten gefällt mir der: »Mit Myrtle ist im Dunkeln gut munkeln«. Myrtle? Wann haben Eltern ihre Töchter das letzte Mal Myrtle genannt?
Ich drücke die Tür auf und rufe leise. »Maggie?«
»Carrie!«, tönt es erleichtert aus einer der Kabinen. »Bist du allein?«
»Ja.«
Die hinterste Tür geht auf und Maggie kommt mit rot verquollenem Gesicht heraus.
»Mein Gott, Mags! Was ist denn passiert?«, frage ich erschrocken und rupfe schnell ein paar Papierhandtücher aus dem Spender.
Sie putzt sich die Nase und wirft mir über das zerknitterte Papier hinweg einen leidgeprüften Blick zu. »Mir ist schon klar, dass du gerade an nichts anderes denken kannst als an Sebastian, aber ich brauche deine Hilfe.«
»Okay …«
»Ich muss zum Arzt und da kann ich auf keinen Fall alleine hingehen.«
»Kein Problem, ich komme gerne mit«, sage ich, erleichtert darüber, dass sie anscheinend nicht mehr sauer auf mich ist. »Wann denn?«
»Jetzt.«
»Jetzt sofort?«
»Außer du hast was Wichtigeres vor.«
»Hab ich nicht, aber warum musst du unbedingt jetzt sofort zum Arzt, Mags?« Und noch während ich die Frage stelle, keimt plötzlich ein Verdacht in mir auf. »Zu was für einem Arzt überhaupt?«
»Du weißt schon.« Sie senkt die Stimme. »Zum … Frauenarzt. «
»Etwa wegen einer Abtreibung?«, entfährt es mir entsetzt.
Maggie wird bleich. »Um Gottes willen.«
»Bist du …?«
»Nein!«, zischt sie. »Aber ich hab gedacht, ich wäre es. Am Montag hab ich dann zum Glück meine Tage bekommen.«
»Heißt das, ihr … habt nicht verhütet?«
»Weißt du, so was plant man in der Regel nicht, es passiert einfach«, sagt Maggie schnippisch. »Und außerdem hat er ihn immer rechtzeitig rausgezogen.«
»Oh Mann, Maggie.« Auch wenn ich selbst noch keinen Sex gehabt habe, bin ich immerhin aufgeklärt genug, um zu wissen, dass Rausziehen keine besonders sichere Methode ist. Und Maggie sollte das eigentlich auch wissen. »Schon mal was von der Pille gehört?«
»Genau darum geht es ja.« Sie lächelt verkrampft. »Ich will sie mir verschreiben lassen und dafür muss ich zu diesem Arzt nach East Milton.«
East Milton ist eine unserer Nachbargemeinden, die bei den braven Bürgern von Castlebury als krimineller Brennpunkt gilt, weshalb viele Leute es sogar vermeiden, auch nur durchzufahren. Und ausgerechnet dort will Maggie sich ihr Pillenrezept besorgen?
»Wie bist du denn auf diesen Arzt gekommen?«
»Ich hab ihn im Telefonbuch gefunden.« Die Lüge steht ihr ins Gesicht geschrieben. »Ich hab auch schon angerufen und für heute um halb zwei einen Termin ausgemacht. Und du musst mitkommen. Bitte, Carrie. Du bist der einzige Mensch, dem ich vertrauen kann – außer Walt natürlich. Aber den kann ich ja schlecht fragen, ob er mich begleitet …«
»Und warum gehst du nicht mit Peter hin? Den geht die Sache doch schließlich genauso viel an.«
»Ich will nicht, dass er mitkommt«, sagt Maggie. »Als ich ihm gesagt hab, dass ich vielleicht schwanger bin, ist er so geschockt
gewesen, dass er einen ganzen Tag lang nicht mehr mit mir geredet hat.«
Irgendetwas an der ganzen Geschichte kommt mir seltsam vor. »Okay, aber eins
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