The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
wie eines dieser hübschen Arschlöcher aus einer Ralph-Lauren-Werbung?«
»Das ist er!«
»Heißer Typ«, sagt Randy. »Aber definitiv nicht schwul. Ich hab gesehen, wie er sich Pornos ausgeliehen hat. Und zwar einen mit Möpsen, nicht mit Schwänzen.«
Pornos? Was ist Sebastian für ein Typ? »Na toll!«, brülle ich.
»Vergiss den Scheißkerl.« Randy wirft einen Blick in den Rückspiegel und zwinkert mir zu. »Du wirst gleich mindestens zweihundert süße Jungs trefen, die dich anbeten werden.«
Augenommen, x ist …
»Carrie?«, ruft Missy leise.
»Aufwachen!«, brüllt Dorrit mir ins Ohr.
Ich stöhne, während mir im Halbschlaf noch Traumfetzen lasziv tanzender Körper durch den Kopf geistern.
»Carrie? Lebst du noch?«
Ich gebe ein würgendes Geräusch von mir.
»Oh-oh«, sagt Dorrit, als ich die Bettdecke von mir schleudere, mit auf den Mund gepresster Hand aus dem Bett springe, ins Bad renne und mich in hohem Bogen in die Toilettenschüssel übergebe.
Als ich mich ein paar Minuten später umdrehe, stehen die beiden in der Tür. Dorrit grinst schadenfroh.
»Hat Dad was mitbekommen?«, frage ich mit zittriger Stimme.
»Davon, dass du erst um drei Uhr morgens nach Hause gekommen bist? Ich glaub nicht«, flüstert Missy.
»Wehe, ihr sagt auch nur ein Wort!«, zische ich und werfe Dorrit einen drohenden Blick zu.
»Sebastian wartet übrigens unten auf dich«, flötet sie.
Was?
Er sitzt mit Dad am Esstisch. »Wenn x gleich minus y hoch zehn ist«, sagt mein Vater gerade und kritzelt eine Gleichung auf die Rückseite eines Briefumschlags, »dann ergibt sich daraus die Zufallszahl z.« Er schiebt den Umschlag Sebastian hin, der höflich einen Blick darauf wirft.
»Hallo.« Ich bleibe in der Tür stehen und hebe kurz kraftlos die Hand.
»Guten Morgen«, begrüßt mich mein Vater. Ich sehe ihm an, dass er in Erwägung zieht, mich wegen meines mitgenommenen Zustands ins Kreuzverhör zu nehmen, aber die Gleichung ist ihm dann ofensichtlich doch wichtiger. »Verstehst du, Sebastian?« Er tippt mit der Bleistiftspitze auf das x. »Es hängt natürlich immer davon ab, welche Zahl du anstelle von x einsetzt …«
Ich flitze an den beiden vorbei in die Küche, nehme das alte Glas Pulverkafee aus dem Vorratsschrank, kippe die Hälfte davon in einen Becher und setze Wasser auf. Dann bleibe ich vor dem Herd stehen, starre den Kessel an und warte darauf, dass das Wasser anfängt zu kochen. Irgendwo habe ich mal gehört, dass es länger dauert, wenn man zuschaut. Aber das ist totaler Blödsinn. Dem Wasser ist es völlig egal, ob es beobachtet wird oder nicht, sobald die nötige Temperatur erreicht ist, fängt es an zu brodeln. Das erscheint mir fast wie eine bedeutungsschwere Metapher für meine derzeitige Situation, aber vielleicht ist es ja auch nur mein verkatertes Gehirn, das sich ebenfalls anfühlt, als würde es gleich zu brodeln anfangen.
Ein paar Minuten später setze ich mich mit meinem Kafee an den Esstisch. Dad ist inzwischen dazu übergegangen, Sebastian nach seinen Zukunftsplänen zu verhören. »Wo, sagtest du noch mal, willst du studieren?«, fragt er etwas verkrampft, woraus
ich schließe, dass Sebastian ihn nicht mit seinen Mathekenntnissen beeindrucken konnte.
»Von Studieren habe ich nichts gesagt.« Sebastian lächelt und legt besitzergreifend seine Hand auf meinen Schenkel, was Dad garantiert einen kleinen Herzinfarkt beschert. Ich schiebe sie diskret weg. »Ich dachte, ich nehm mir nach der Schule erst mal ein Jahr Auszeit«, sagt Sebastian. »Ein bisschen um die Welt reisen, mir den Himalaja ansehen – so was in der Art.«
Dad hebt skeptisch die Brauen, und ich trinke hastig einen Schluck aus meinem Becher, um seinem Blick nicht begegnen zu müssen. Der Kafee ist immer noch brühend heiß und hat eine schleimige Konsistenz. War wohl doch ein bisschen zu viel Pulver.
»Wissen Sie, ich habe keine Lust, mich jetzt schon festzulegen«, sagt Sebastian, als würde das seinen mangelnden Ehrgeiz erklären.
»Nun, wenn das Geld keine Rolle spielt.«
»Dad!«, zische ich.
»Tut es tatsächlich nicht.« Sebastian lächelt und streicht sich eine widerspenstige dunkelblonde Strähne hinters Ohr. »Meine Großmutter hat mir und meiner Schwester ihr Vermögen hinterlassen.«
»Aha.« Mein Vater nickt. »Verstehe. Du scheinst ja ein richtiger Glückspilz zu sein. Ich wette, du kommst auch immer mit einem blauen Auge davon, wenn du mal in der Klemme steckst.«
»Das weiß ich nicht«, sagt
Weitere Kostenlose Bücher