The Carrie Diaries - Carries Leben vor Sex and the City - Band 1
Sebastian …«
»Was hat Sebastian?«, fragt er.
»Er hat dich gesehen – in diesem Laden. Deswegen sind Mouse und ich … also wir haben dir hinterherspioniert.«
So. Jetzt ist es raus. Aber ich werde ihm nicht sagen, dass Maggie auch dabei war. Das sage ich ihm irgendwann später. Vielleicht. Jetzt muss er erst einmal verdauen, dass wir wissen, was los ist.
Walt lacht nervös. »Und was habt ihr gesehen?«
Ich bin so erleichtert, dass er nicht sofort ausrastet, dass ich noch einmal von meinem Cheeseburger abbeiße. »Dich«, sage ich mit vollem Mund. »Und Randy Sandler.«
Er erstarrt kurz, dann reißt er sich die Schürze über den Kopf. »Toll. Ganz toll«, stößt er bitter hervor. »Wer außer euch weiß es noch?«
»Niemand«, beteuere ich. »Wir haben es niemandem weitererzählt. Das würden wir nie machen. Es ist doch völlig klar, dass das ganz allein deine Angelegenheit ist.«
»Anscheinend nicht. Sonst hättet ihr euch ja wohl nicht eingemischt.« Er schleudert die Schürze ins Spülbecken und stürmt durch den Hinterausgang hinaus.
Ich seufze. Wer hätte gedacht, dass dieser Abend noch schlimmer werden könnte?
Entschlossen greife ich nach meiner Jacke und laufe ihm hinterher.
Er steht hinter dem Restaurant und zündet sich eine Zigarette an. »Es tut mir leid, Walt.«
Er zieht den Rauch ein, behält ihn einen Moment lang in den Lungen und bläst ihn dann langsam aus. »Früher oder später wäre es sowieso rausgekommen.« Er nimmt den nächsten Zug. »Aber ehrlich gesagt hatte ich gehofft, es wenigstens so lange geheim
halten zu können, bis ich auf der Uni und damit von meinem Vater weg bin.«
»Warum? Was würde der denn tun?«
»Mich zu Hause einsperren. Oder mich zu einem Seelenklempner schleppen, damit der wieder einen ordentlichen Mann aus mir macht. Vielleicht würde er mich auch zu einem Priester schicken, um mir die bösen Dämonen austreiben zu lassen. Keine Ahnung, was schlimmer wäre.«
»Oh Mann, Walt. Ich fühl mich total mies.«
»Warum? Du bist schließlich nicht schwul.« Er legt den Kopf in den Nacken und bläst den Rauch in den Himmel. »Wobei es für ihn wahrscheinlich gar keine so große Überraschung wäre. Er nennt mich sowieso öfter mal Schwuli oder Warmduscher.«
»Dein eigener Vater?«
»Ganz genau, Carrie. Mein eigener Vater.« Walt zerquetscht die Zigarette unter seinem Absatz. »Ach, weißt du was? Scheiß auf meinen Vater«, sagt er plötzlich. »Wie soll ich vor so jemandem Achtung haben? Wenn er sich für mich schämt, ist das sein Problem.« Er wirft einen Blick auf seine Uhr. »Ich nehme nicht an, dass du noch mal auf den Diskoabend willst.«
»Ich kann nicht.«
»Randy holt mich gleich ab. Wir wollten noch irgendwo hin. Hast du Lust mitzukommen?«
Kurz darauf biegt Randy in seinem frisierten Mustang auf den Parkplatz. Er und Walt unterhalten sich einen Moment lang leise, dann winkt Walt mich zu sich und ich kauere mich auf den winzigen Rücksitz.
Zehn Minuten später heizen wir auf dem Highway 91 Richtung Süden. Die Anlage ist auf volle Lautstärke gestellt, und ich komme kaum darüber hinweg, dass ich tatsächlich mit Randy
Sandler unterwegs bin – dem Supermacho und gefeierten Ex-Quarterback der Castlebury High –, der jetzt Walts Freund ist. Mir wird klar, dass ich nicht einmal halb so viel über Menschen weiß, wie ich dachte. Ich muss wohl noch eine Menge lernen, aber eins ist sicher – es ist wahnsinnig spannend.
»Wohin fahren wir eigentlich?«, überbrülle ich die Musik.
»Nach P-Town«, ruft Walt.
»Provincetown?«
»Wir müssen über die Staatsgrenze, wenn wir uns amüsieren wollen«, sagt Randy. »Ist das nicht total krank?«
Oh-oh. Provincetown liegt an der Spitze von Cape Cod und ist mindestens eine Stunde Autofahrt entfernt. Wenn ich mit den beiden mitfahre, handle ich mir mit Sicherheit Ärger ein. Aber dann denke ich an Sebastian und an Donna LaDonna und alles andere, was in meinem Leben zurzeit schiefläuft, und sage mir: Scheiß drauf! Ich habe immer versucht, ein braves Mädchen zu sein, und wohin hat mich das gebracht?
Nirgendwohin.
»Ist das okay für dich?«, ruft Randy.
»Total okay.«
»Und dieser Sebastian Kydd hat also mit deiner schlimmsten Feindin getanzt?«, hakt Randy nach.
»Jep.«
»Und er hat uns beide zusammen im Chuckie’s gesehen«, sagt Walt zu Randy.
»Vielleicht ist er ja auch schwul«, sage ich.
»Ich glaube, ich kenne den Typen.« Randy nickt. »Ist er groß und blond und sieht aus
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