Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
Vom Netzwerk:
Nummer an, und Speedo begreift fast sofort, dass er angeschissen ist. Fieberhaft fummelt er hinter dem Resopaltresen nach einem Stift, er kriegt einen grünweißen Kugelschreiber in die Finger, da sieht er, dass Biijinez zu ihm herschaut; er zieht die Hand ruckartig zurück und tut so, als ob nichts wäre. Die Nummer ist fertig angesagt, und Speedo erinnert sich an gar nichts. Er sagt wieder Scheiße und will eben auflegen, da hört er:

    – Wählen Sie 1, um zu verbinden, oder 2 für eine nochmalige Ansage der Nummer.

    Speedo schaut den Apparat an und sagt zum dritten Mal Scheiße. Eine Wählscheibe, nichts von wegen Tonwahl. In einem verzweifelten Versuch steckt er den Finger ins Loch für die 2 und dreht bis zum Anschlag. Nichts. Er hört nichts als die rasend schnell klickenden Zählerschritte. Speedo unterbricht die Leitung mit dem Finger, heimlich, um Biijinez’ Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen, dann lässt er los und wählt erneut die 180. Langsam dreht er die Scheibe und führt sie ebenso langsam zurück, damit es keine Geräusche gibt. Bescheuertes altmodisches Scheißzeugs, denkt er. Während des Freizeichens linst er nochmals über den Tresen und langt verstohlen nach dem Kugelschreiber. Dann fängt dasselbe wieder an:

    – Hier ist die Auskunft, ja bitte?
    – Jaaa, die Nummavon … nn … Caco-ssch-coOFosehhh…
    – Wie bitte?
    – Casscchh-coo … Fosceh …
    – Casch- und dann?
    – Caschcschoo … Fo-Fos-Foschthee-rr.

    Etcetera. Speedo klammert sich an den Kugelschreiber. Seine Fingerspitzen sind weiß, er steht mit gekrümmtem Rücken da. Seine dünnen Bierbeine sind in der Mitte geknickt und verschwinden unter der Lederjacke, ohne beim Hintern einen größeren Halt einzulegen, aus dem schlichten Grund, dass kein Hintern da ist. Diesmal kriegt er die Nummer mit. Kritzelt sie hin, unterbricht wiederum die Leitung mit dem Finger, ohne aufzulegen, lautlos, schielt zu Biijinez hinüber und auf die Nummer runter. Speedo würde zwölf Flaschen Schnaps verwetten, dass er sie noch nie zuvor gesehen hat. Er wählt, und nach viermaligem Läuten meldet sich Casco. Casco hat eine ausgesprochen angenehme Telefonstimme. Speedo reißt sich zusammen.

    – Casco.
    – Heei C-CaACasco … HiiaissSschpie’oh …
    – Hallo Speedo, wie geht’s denn so, du bist bei der Arbeit, wie ich höre …?
    – Mmnjaa … Du Cassch-sc…?
    – Ja?
    – Iiich … happn … Naaah-ch-chricht v-vv… vonSssii…
    – Von Simpel? Was denn?
    – Ssoo-lll-llst kommn Imfotie—iehmink … tieh-… M! … M! … M! mieieiehtin—n-nnk MEE-TINK! … TINK!
    – Wann denn?
    – Einuah …
    – Heute??
    – Mhmm ..
    – Aber ich bin gestern Abend mit Simpel aus gewesen, und er hat keinen Ton gesagt. Bist du sicher, dass es heute ist, Speedo? Wann hast du mit Simpel gesprochen?
    – Ach-chhh-tuah …
    – Heute früh?
    – Mhmm …
    – Um eins? Das ist ja gleich nachher … wo denn? Wo läuft das Meeting?
    – Pappa-paha-papapahansss …
    – Verflucht … ja … Scheiße … ja, okay. Wo bist du jetzt, Speedo?
    – Rrrodds …
    – Okay, das liegt günstig. Das schaffst du doch in einer Dreiviertelstunde, oder?
    – Mhmm …
    – Gut. Also, bis nachher, Speedo. Und danke für den Anruf.

    (Klick)

    Speedo schlurft zurück zu Holger und findet, der Bierspiegel in seinem Glas steht tiefer als vorhin. Er schaut hinüber zu Holgers Glas, es ist leer. »Sch-scha-aisse«, sagt Speedo und versucht zu artikulieren, dass er zwar alles Bier anschreiben lässt, aber dennoch ein Budget zu respektieren hat. Holger quittiert Speedos Lallen, das wohl ein kleiner Protest oder eine Warnung sein soll, mit niederschmetternder Gelassenheit. Speedo würde nämlich niemals die Hand gegen jemanden erheben, das gehört zu den wenigen Dingen, die Holger in seinem versoffenen Kopp noch weiß.

AM SELBEN TAG, 12.45 H
(Aus Eisenmanns Perspektive)
    Ich renne weiter. Wenn die Polizei hinter mir her wäre, wer Offizielles, irgendein Kontrollorgan, dann wäre ich schon lange stehen geblieben. Dann hätte ich mich längst hart auf den Boden schmeißen und mir Handschellen anlegen lassen. Vielleicht würden sie mir irgendwas ins Ohr zischen. Aber so ist es eben nicht, Scheißpech für mich. Ich kann nicht aufhören zu rennen, what so ever . In meiner Brust tut etwas tierisch weh. Mein Unterkiefer schlappt runter, bei jedem Schritt schlagen meine Zähne aufeinander, ich kann spüren, wie mein Gesicht schwabbelt, wenn meine Füße auf dem Boden auftreffen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher