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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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nicht am Boden mit einem Besen im Darm, tagaus, tagein sitze ich hier und zergrübele mir mein Scheißhirn, aber das kannst du nicht wissen …
    – Wo sind denn Lonyl und Motha …? Tiptop ist ein paar Schritte zurückgewichen. Er verzichtet auf die Bemerkung, dass Simpel ihm schon x Mal seinen irre harten Arbeitsalltag geschildert hat. Im übrigen ist es auch nicht das erste Mal, dass Tiptop durch die offene Wohnungstür zu Simpel reinkommt.
    – Wo wird Lony schon sein mitten in der Woche um zwölf, he, Tiptop? Was? Wirf mal deine grauen Zellen an, wo sind Siebenjährige für gewöhnlich um zwölf Uhr mittags unter der Woche? In den Sommerferien vielleicht?
    – Und Motha …?
    – Vergiss es, Tiptop. Sie kommt zum Infomeeting. Bis dahin wirst du dich gedulden müssen! Oder ist es für das Tiptop-Universum so unerlässlich, die genauen geografischen Motha-Koordinaten zu kennen?
    – Nein, nein, ich hab nur gedacht, man wird ja wohl noch fragen dürfen …?
    – Da sei dir verflucht nochmal nicht so sicher, Tiptop, ich weiß wirklich nicht, ob es erlaubt ist, andauernd so viele idiotische Fragen zu stellen wie du. Jedenfalls nicht in meinen vier Wänden. Du kannst nicht überall tun, was du willst, weißt du.

    Tiptop begreift (zum x-ten Mal), dass er besser den Schnabel hält, bis Simpel die Tagesordnung bekannt gibt. Simpel stellt fest, dass Tiptop verstummt ist, also wendet er sich wieder Schreibtisch, Papieren und Fenster zu. Simpel ist einer von denen, die andere, egal wen, ihren eigenen Gedanken überlassen, bis sie selber es für angebracht halten, Kontakt aufzunehmen oder ein Gespräch in Gang zu bringen. Diese antisoziale Eigenschaft geht wie so oft mit der Neigung zum Stimmungsdiktator einher. Simpel ist ein ausgeprägtes Exemplar dieses Charakters. Es ist ratsam, sich in einer neutralen Laune zu befinden, wenn man ihn aufsucht. Casco und Tiptop sind typische stimmungsneutrale Menschen, keiner von beiden sprüht vor Freude oder Eifer oder verbreitet sonst eine Stimmung, da sie keine zu verbreiten haben. Stimmungs-Chamäleons: Sie tragen lediglich eine kleine Portion zu derjenigen Stimmung bei, die die jeweilige Situation erfordert. In regelmäßigen Abständen und vor allem bei paranoiden Anwandlungen (also mindestens allwöchentlich) beklagt sich Simpel, dass sie an seinen Stimmungen schmarotzen, was Casco und Tiptop heftig abstreiten, mit dem Argument, dass man in seiner Gegenwart unmöglich in einer anderen Stimmung sein kann als er. Das nutzt Simpel freudig als Anlass zu einem Zank, der ihm fast jedes Mal erlaubt, irgendwann physisch gegen seine Pornokollegen vorzugehen; er schubst sie oder schleudert sie an die Wand und den Tisch usw. Zu der Erkenntnis, dass sie alle drei Recht haben, dringen sie nie durch.
    Tiptop schaut auf die Uhr: Halb zwölf – noch anderthalb Stunden bis zum Meeting. Tiptop setzt sich aufs Sofa, ein Wildleder-Ecksofa ca. vier, fünf Meter hinter Simpels Schreibtisch, auf der anderen Seite des Raums. Es ist durchgesessen und speckig, kurz gesagt widerlich. Tiptop ist tiptop gepflegt und gekleidet – tadellos, wie immer. Er versucht, sich nicht in die tiefste Kuhle des Sofas zu setzen, die am schlimsten aussieht. Vorm Sofa steht ein Sofatisch, und an der gegenüberliegenden Wand befindet sich die Unterhaltungsmaschinerie, ein Fernseher und ein Videogerät auf einem Bord aus Holzimitat, das völlig mit Filzstift zugeschmiert ist. Der Sofatisch ist mit mehrere Wochen alten Boulevardzeitungen und Fernsehprogrammen bedeckt, dazu die Krümel von zwei oder drei Wochen Stulle-aus-der-Hand-vorm-Fernseher-Mahlzeiten, Gläser mit sauer gewordener Milch, Kaffetassen und eine unüberschaubare Anzahl Einzelteile aus Kinder-Überraschungseiern. Jede Menge Papiere, Briefe, mindestens ein Dutzend Rechnungen, Reklamesendungen und Lonyl-Zeichnungen liegen auf einer Art Stapel, und oben auf dem Stapel thronen das BOSCH DUAL-COM und zwei Fernbedienungen (Fernseher und Video). Rechts vom Sofa liegt das Aufladegerät fürs Handy, halb zugemüllt unter einem weiteren Stapel alter Zeitungen und Papiere. Oben auf diesem zweiten Stapel sieht Tiptop einen mit Filzer beschriebenen Zettel: Nr. 422, am 14. Gruß Saddam . Der restliche Boden ist mit kaputtem Spielzeug bedeckt. Es ist sozusagen unmöglich, in Strümpfen durch das Zimmer zu gehen, ohne sich fluchend und jaulend spitze Plastikteilchen in die Fußsohlen zu treten. Auf dem Boden und an den Wänden jede Menge Filzstiftschmierereien. Auch gibt es

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