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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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Kameramann beeindruckt – beim Versuch, kurz vor der Polizeistunde noch rasch ein paar Halblitergläser zu leeren. Den Rand des Glases tief zwischen die Mundwinkel geschoben, schüttet er sich die Flüssigkeit in den weit aufgesperrten Schlund, er schluckt, schüttet weiter, verschluckt sich, auf beiden Seiten des Glases läuft Bier daneben, seine Brust, sein Bauch werden nass, er stößt auf, sein Hals wird kurz und dünn, er zieht das Kinn ruckartig zurück, wenn es ihm hochkommt, Speedo setzt das Glas nicht ab, er prustet, schüttet einen großen Schluck rein, muss wieder aufstoßen, Bier läuft ihm aus der Nase, er schluckt, seine Wangen sind tränennass, er schluckt, verschluckt sich, schluckt weiter, stößt wiederum auf, er senkt das Glas, verschluckt sich, versucht zu rülpsen, Schaum kommt ihm aus dem Mund, er setzt das Glas zu einem weiteren Schluck an, er schluckt, stößt auf undsoweiter. Nach insgesamt zwölf, dreizehn Minunten endet das Video mit dieser Demonstration von Prä-Alkoholismus.

    Tiptop unterdrückt ein Gähnen und spult den Film, auf dem Wildledersofa sitzend, mithilfe der Fernbedienung an den Anfang zurück, desinteressiert sieht er seine Socke am linken Fuß an, das linke Bein liegt über dem rechten. Die Schuhe hat er pflichtschuldigst draußen ausgezogen, genau wie er es in seiner Kindheit bei Freunden zu Hause zu tun pflegte. Tiptop weiß genau, dass Simpel sich ohne weiteres z.B. über in der Wohnung getragene Schuhe aufregen kann, falls er nichts anderes findet, worüber sich aufzuregen lohnt, aber das hat Tiptop heute den fälligen Anschiss nicht erspart. Seine Socke ist sauber und weiß. Er zieht am großen Zeh den Saum zurecht und denkt an nichts, bis er es klicken hört, das Video ist fertig zurückgespult. Der Film wandert zurück ins Regal und Tiptop zurück aufs Sofa. Simpel sitzt immer noch da und wendet ihm den Rücken zu. Er tut offenbar nichts. Tiptop langweilt sich so sehr, dass ihm gleich der Hintern abfällt, er überlegt, ob er nicht schon mal zu PapaHans und Sonja vorgehen soll, verwirft das aber wieder; es war eigentlich noch nie angeraten, zu früh bei PapaHans zu erscheinen, er hat es nie selber versucht, sich aber Mal ums Mal erzählen lassen, von Simpel nämlich, dass das nicht gerade die beste Idee der Welt wäre. Auch erwägt er, nochmal nach Hause zu gehen, er wohnt nur drei Minuten von hier, aber hält sich die Möglichkeit offen, falls Simpel nicht bald loslegt, nichts ist besser als Simpel, wenn er loslegt, findet Tiptop, vor allem, da er weiß, dass er Teile von Nachmittag und Abend mit Casco verbringen wird, höchstwahrscheinlich auf einem Trip: auf Koks (die Peinlichkeiten, die ihn auf dem Infomeeting erwarten, werden hoffentlich im Rausch verdampfen), und da ist es gut, möglichst viele neue Simpelstories zur Hand zu haben. Simpelstories sind immer am besten, wenn man sie aus erster Hand hat und siegesgewiss darbieten kann.
    Simpel steht auf und zieht sich seine nicht gerade aufsehenerregenden PAPERWORK-Hosen zurecht. Das ebenso wenig aufsehenerregende Hemd vervollständigt recht geglückt den Versuch, auszusehen wie Otto Normalverbraucher – reine Tarnung.
    Simpel baut sich auf der anderen Seite des Sofatischs auf, gegenüber von Tiptop, und zündet sich eine Zigarette an. Er spitzt die Zunge zur Röhre und stößt den Rauch des ersten Zugs dadurch aus. Mit dem Rauch kommt ein fast unhörbares ÜÜÜ heraus. Tiptop sitzt immer noch auf seinen vier Buchstaben, er blickt auf, wartet, dass Simpel loslegt. Simpel steht da und überlegt. Er nimmt immer eine Position der vor-vortraglichen Reflexion ein, bevor er etwas sagt. Ein weiterer Lungenzug simpelseits bringt Tiptop dazu, seine Zigaretten hervorzuholen. Im Umkreis von DESIREVOLUTION gibt es nur Raucher; PapaHans hat bei wiederholten Ungelegenheiten (im Zusammenhang mit DESIREVOLUTIONs Geschichte oder Betrieb kann man eigentlich nichts als Gelegenheit bezeichnen) seine Aversion gegen die Humor- und Freudlosigkeit der Nichtraucher zum Ausdruck gebracht. Tiptop steckt sich eine an und reibt sich mit dem Finger über die Zähne, bevor Simpel loslegt. Simpel nimmt einen weiteren Zug, der Rauch kommt mit seinen Wörtern heraus, was seine Stimme noch rauer werden lässt als sie ohnehin ist.

    – Hast du schon mitgekriegt, dass Sonja angefangen hat, über die Van GmbH zu mosern? Sie hat Angst, dass Speedo sich zu Tode säuft, und jetzt liegt sie PapaHans in den Ohren, er soll den Vertrag auflösen.
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