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The Cocka Hola Company: Roman

The Cocka Hola Company: Roman

Titel: The Cocka Hola Company: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matias Faldbakken
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vorbereitet hat. Soll ich sie vorlesen? Nein? Oder sie gleich ins Archiv tun? Ich schau mal drüber, ob was für heute dabei ist … hmmm … blabla … mmm … ööönein … eeenein … nein, das braucht man alles nicht vorzulesen. Interessiert euch wohl auch nicht besonders … lassen wir das. Aber bevor das Meeting weitergeht, könnte ich euch noch eine kleine Ritmeestergeschichte vorlesen, die ich vor ein paar Tagen im Archiv gefunden habe, dann wisst ihr, worum es in diesen Exposés so geht. Ich hab sie rausgelegt, also ich glaube, ich will mal … hiiiier ist sie, sie ist nicht lang, keine Angst, okay, es geht los:

    … Lisa ist ein kleines Mädchen. John ist ihr Vater. Lisa und John haben es gut miteinander. Lisa ist erst acht. Sie weiß, dass sie John, ihrem Vater, alles erzählen kann. John hört ihr immer zu. Und er antwortet auf alles, was sie sagt. Wenn Lisa ihrem Vater etwas erzählt, über das sie nachgedacht hat, dann antwortet er, und seine Antworten füllen irgendwie die Löcher in dem, was sie erzählt hat. Und dann fällt Lisa etwas Neues ein, was sie zum Thema sagen kann, und dann füllt John die neuen Löcher. Und immer so weiter. Darum redet Lisa so gern mit ihrem Vater, mit ihrem Papa, wie sie ihn nennt. Sie redet gern mit ihrem Papa, weil er Ordnung in die schwierigen Sachen bringt, über die sie nachdenkt. Die Dinge sind da oben in Lisas Kopf oft ein bisschen durcheinander. Oft stellt sie sich vor, ihre Gedanken sind wie ein verwurschteltes Bettlaken. Und dann kommt John, ihr Papa, und streicht das Laken glatt, und alles wird schön ordentlich. Jedes Mal, wenn Lisa mit ihrem Papa geredet hat, ist sie ruhig im Kopf. Und wenn sie im Kopf ruhig ist, wird sie auch im Bauch ruhig, und dann ist sie froh. Lisas Papa, der so einen schönen Namen hat, John, macht Lisa froh.
    Inzwischen ist Lisa vierzehn und redet nicht mehr so oft mit ihrem Papa wie früher. Aber sie haben trotzdem ein gutes Verhältnis zueinander. Jeden Tag isst Lisa zu Hause zu Abend. Die eine Hälfte des Tages ist sie in der Schule, die andere Hälfte läuft sie mit ihren Freundinnen rum, aber zum Abendessen ist sie bei ihrem Papa. Jeden Tag. Mit anderen Worten: Lisa und ihr Papa brauchen einander nicht mehr so wie früher. Das sollte man nicht missverstehen, sie brauchen einander natürlich immer noch, aber sie müssen nicht mehr die ganze Zeit beieinander sein, um zu wissen, dass sie füreinander da sind. Und beim Abendessen reden sie miteinander. Wie es in der Schule geht, über Lisas Lehrer, mit wem sie befreundet ist und mit wem nicht. Lisa findet es gut, alle Beziehungen zu den Menschen um sie herum in Worte zu fassen. Dann wird sie ruhig im Kopf und ruhig im Bauch, und sie wird froh. Lisa fühlt sich geborgen, wenn sie wieder zu ihren Freunden hinausgeht, nachdem sie mit ihrem Papa geredet hat. Mehr und mehr Menschen kommen in Lisas Leben, während sie heranwächst, und gehen auch wieder hinaus – aber Papa John ist immer da. Und Papa John macht Lisa froh.
    Jetzt ist Lisa einundzwanzig. Sie hat einen Job, in dem sie Geld verdient, und eine eigene Wohnung, in der sie wohnt. Die Wohnung ist nicht weit von Papa Johns Wohnung entfernt, und sie besucht ihn, so oft sie kann. Mindestens einmal pro Woche, nie seltener, oft sogar zweimal. Sie ruft vorher an und sagt Bescheid, dass sie kommt. Lisa hat sich nämlich ein Mobiltelefon gekauft, und so kann John schon mal die Töpfe rausholen und was Leckeres zum Abendessen kochen, wenn sie kommt. Und beim Essen reden John und Lisa miteinander über alles Mögliche, so wie immer. Jetzt kann John ihr auch erzählen, was ihn so beschäftigt, denn Lisa ist inzwischen so groß, dass auch sie hier und da mal ein Loch in dem füllen kann, was er erzählt. Und darüber ist John unheimlich froh. Früher hat er Lisa lieb gehabt, einfach nur, weil sie da war, weil es sie gab. Jetzt ist er froh, dass es sie gibt und dass sie so schöne Sachen sagt, die ihn ruhig werden lassen, erst im Kopf und dann im Bauch. So enden Lisas Besuche immer damit, dass Lisa froh ist und ihr Papa auch.
    Jetzt liegt Lisa gerade in ihrem Bett und schaut an die Decke. Neben Lisa liegt ihr Freund. Er heißt Carl. Lisa findet, dass Carl sehr gut aussieht. Aber jetzt denkt sie nicht daran, wie gut Carl aussieht. Jetzt denkt sie daran, was sie gestern zu Carl gesagt hat, und dass ihr darum heute eine bestimmte Stelle ein bisschen wehtut. Gestern hat sie zu Carl gesagt: »Geh mir an den Arsch, Carl, geh mir an den Arsch, hör

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