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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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warf noch einen letzten Blick auf die Leiche und kam dann hinterher.
    »Das ist der Mann, der die Leiche entdeckt hat«, sagte der Polizist. »Er sagt, dass er gerne bereit sei, uns mehr darüber zu erzählen, wenn wir ihm vielleicht einen kleinen Schluck Whisky besorgen könnten.«
    »Ach, tatsächlich«, erwiderte McCabe. »Tja, ich schätze, darüber müssen wir mal nachdenken.«
    Der Mann, der da am Streifenwagen lehnte, war ein dürrer, kleiner Kerl, knapp über eins sechzig groß. Sein Blick huschte unruhig zwischen McCabe und Maggie hin und her. Für Polizisten hatte er eindeutig nicht viel übrig.
    »Wie heißen Sie?«, wollte McCabe wissen.
    »Lacey. Dennis Patrick Lacey.«
    »Können Sie sich irgendwie ausweisen, Dennis?«
    Der Mann reichte McCabe einen Führerschein, ausgestellt vom Bundesstaat Maine. Er war vor drei Jahren abgelaufen. Lacey war fünfundfünfzig Jahre alt. McCabe hätte ihn zehn Jahre älter geschätzt. Er gab ihm den Führerschein zurück.
    »Wrestling-Fan?«
    »Hä?«
    McCabe deutete auf Laceys T-Shirt, dessen Vorderseite vom grimmigen Gesicht eines Wrestlers und den Buchstaben WWE geziert wurde.
    »Himmel, nein. Diesen Mist geb’n sie ei’m bei der Kleiderausgabe. Lauter Sachen, die sonst niemand hab’n will.«
    Lacey schien so weit klar im Kopf zu sein. McCabe warf Maggie einen Blick zu, und sie klappte ein kleines Diktiergerät auf.
    »Hier spricht Sergeant Margaret Savage, Portland, Maine, Police Department. Wir haben den 17. September 2005, 21.54 Uhr. Die folgende Befragung wird auf einem verlassenen Grundstück an der Somerset Street in Portland, Maine, durchgeführt. Beteiligte sind Detective Sergeant Michael McCabe, ebenfalls vom Portland Police Department, sowie Mr. Dennis Lacey, wohnhaft in … Mr. Lacey, können Sie uns sagen, wo Sie wohnen?«
    »Wo immer ich’n Plätzchen zum Schlafen finde.«
    McCabe fing an. »Können Sie uns bitte sagen, was Sie heute Abend gesehen haben?«
    »Ich hab damit nix zu tun!«
    »Das glauben wir Ihnen ja«, erwiderte McCabe so sanft, wie er nur konnte. »Wir möchten nur wissen, was Sie gesehen haben, damit wir denjenigen finden können, der es getan hat.«
    Lacey blickte McCabe an, als wollte er abschätzen, inwieweit man ihm trauen konnte. Schließlich zuckte er mit den Schultern und fing an: »Herrje, es war gruselig.« McCabe erkannte in den verwischten Lauten die Spuren eines irischen Akzents und fühlte sich durch den melodiösen Singsang an seine eigenen irischen Großeltern erinnert. »An ’nem warmen Abend, so wie heute«, sagte Lacey, »da schleich ich mich manchmal auf die Müllkippe hier. Einfach um dazusitzen. Die Sterne anschau’n. Bisschen was trinken. Paar Gedichte lesen. Manchmal bring ich mir auch was zu essen mit, wenn ich Geld dafür hab.«
    »Sie lesen Gedichte?«, hakte Maggie nach. »Was denn für Gedichte?«
    Lacey griff in seine Gesäßtasche und zog ein schmutziges, sehr abgenutztes Taschenbuch von Yeats hervor. Das reichte er Maggie. »Ich bin Seemann«, sagte er, und seine Worte klangen fast ganz klar. »Vollmatrose … war ich jedenfalls. Mittlerweile bin ich bloß noch voll. Auf See hab ich oft nächtelang die Sterne angeschaut und viel gelesen.«
    »Sie lesen Yeats?«, sagte sie erstaunt.
    »Yeats und auch’n paar andere irische Dichter. Ich mag den Klang der alten Sprache«, erwiderte er. »Ich bin jetzt ganz allein, versteh’n Sie, und die Worte sind meine einzigen Begleiter. Hier macht mich keiner an oder sagt mir, ich solle gefälligst die Klappe halten.«
    Lacey fing an zu rezitieren und blieb nur einige wenige Male hängen.
     
    »Nun steh ich auf und gehe, nach Innisfree ich geh,
    Dort mach ich eine Hütte, aus Lehm und Rohr gebaut: Dort will ich Bohnen reihen, ein Bienkorb steht im Klee,
    Und allein sein im Schlag, der von Bienen laut …«
     
    Sämtliche Streifenpolizisten starrten Lacey an. McCabe auch. McCabe vielleicht am allermeisten. Als der alte Seemann eine Pause einlegte, um sein Gedächtnis zu durchforsten, wartete McCabe einen Augenblick ab, dann ergänzte er Yeats’ nächste Zeile.
     
    »Dort werd ich Frieden spüren, denn der fällt langsam ein …«
     
    »Ach, Sie kennen den alten William Butler?«, sagte Lacey. »Ungewöhnlich für ’nen Bullen.«
    McCabe grinste. »Für einen Seemann genauso. Also, verraten Sie mir jetzt, wann Sie das Mädchen entdeckt haben?«
    »Zuerst hab ich sie gar nich geseh’n. Hab überhaupt nix geseh’n. Erst als ich aufgestanden bin, weil ich mal

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