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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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weniger Scotch zu trinken und dafür dreimal in der Woche ins Fitnessstudio zu gehen. Oder wenigstens zweimal.
    Nachdem McCabe ungefähr fünfzig Meter weit abgestiegen war, setzte er den Fuß auf einen kleinen Felsvorsprung, doch dieser gab urplötzlich nach, und bevor er reagieren konnte, landete McCabe auf dem Bauch und rutschte ein paar Meter durch die matschige, steinige Erde. Eine Baumwurzel bereitete seiner Rutschpartie ein schmerzhaftes Ende. Seine Taschenlampe landete ungefähr einen Meter weiter rechts. Sie funktionierte noch. Ihr flackernder Strahl traf ungefähr drei Meter weiter auf zwei schwarze Augen, die McCabe direkt anstarrten. Er blieb vollkommen regungslos liegen, atmete möglichst flach, ließ das, was ihn da anstarrte, keinen Augenblick aus den Augen. Von oben erklangen die Stimmen der anderen: »Hey, Mike, ist alles in Ordnung?« – »Hast du dir wehgetan?«
    Er blieb stumm, aus Angst, das Tier, oder was immer es auch sein mochte, zu erschrecken. Eine Katze? Vielleicht eine große Ratte? Jetzt nahm er mit der linken Hand ein bisschen feuchte Erde auf und warf sie in Richtung der Augen. Nichts. Behutsam schob er sich ein paar Zentimeter auf die Taschenlampe zu. Immer noch nichts. Noch einen knappen halben Meter. Und noch einen. Er legte die Hand um den Schaft der Taschenlampe und hob sie auf. Immer noch keine Bewegung. Die Rufe von oben wurden lauter. Er leuchtete direkt in die Augen. Sie leuchteten zurück. Jetzt konnte er die Umrisse eines Gesichts erkennen. Eine weiße Schnauze. Eine schwarze Nase. Er kroch darauf zu. Er wollte nicht rufen, stattdessen zog er sein Handy hervor und wählte Maggies Nummer. »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Es geht mir gut«, erwiderte er. »Ich habe ihren Hund gefunden. Er ist tot.«

4
    Von einem gleichmäßig pulsierenden Kopfschmerz begleitet kehrte Lucinda Cassidy allmählich ins Bewusstsein zurück. Sie war am Leben. Dessen war sie sich sicher, aber sie wusste nicht, wo sie war und warum. Sie schlug erst das eine Auge auf. Dann das andere. Sie blickte direkt in ein helles Deckenlicht und musste die Augen zusammenkneifen, so lange, bis ihre Pupillen sich darauf eingestellt hatten. Sie lag ausgestreckt auf einem Bett, das an beiden Seiten von Gittern begrenzt wurde. Das Zimmer, in dem das Bett stand, war klein und weitgehend leer. Alles, was sich darin befand, schien weiß zu sein, mit Ausnahme des Krankenhausnachthemds, das sie trug. Es war am Rücken offen und mit lauter kleinen blauen Blumen bedruckt. Krankenhausbett. Krankenhauskittel. Also war sie vermutlich in einem Krankenhaus. Hatte sie einen Unfall gehabt? Sie konnte sich an nichts erinnern. Und die Kopfschmerzen machten es auch nicht einfacher.
    Das Zimmer sah ganz anders aus als die Krankenzimmer, die sie bislang gesehen hatte. Es gab keinen Fernseher und kein Telefon. Keinen Trennvorhang an der Decke. Keine Tasten oder Schalter, mit denen man eine Krankenschwester rufen konnte. Lediglich das Bett, ein kleines Nachttischchen und einen einsamen Stuhl an der Wand neben der Tür. Lucy versuchte, den linken Arm zu heben, wollte den wummernden Schmerz hinter ihren Augen und an den Schläfen wegmassieren, doch der Arm rührte sich nicht von der Stelle. Also zog sie fester und erkannte, dass ihre Hand- und Fußgelenke nicht etwa, wie sie gedacht hatte, mit Verbänden umwickelt, sondern gefesselt waren. Ihre Hände und Füße waren mit Leinenbandagen am Bett festgebunden worden. Nein. Kein Krankenhaus. Ein Gefängnis. Sie war keine Patientin. Irgendjemand hielt sie hier gefangen. Aber wer? Und warum?
    Langsam ließ das schummrige Gefühl in ihrem Kopf nach, und die Erinnerung kehrte wieder. Sie erinnerte sich an den Nebel. Sie erinnerte sich daran, wie sie die Western Prom entlanggelaufen war und den Mann mit der Subkutanspritze getroffen hatte, den Mann, der sich Harry Potter nannte. Und mit einem Anflug von Verzweiflung erinnerte sie sich auch an Fritz.
    Der Mann musste sie hierher gebracht haben. Wo immer er jetzt sein mochte. Okay, die Frage nach dem »Wer« war also geklärt. Und das »Warum« hatte garantiert etwas mit Sex zu tun. Mit einer Lösegeldforderung jedenfalls nicht. Sex-Sklaverei? Um Himmels willen. Das passierte vielleicht irgendwelchen Mädchen aus der Ukraine, aber doch nicht Absolventinnen des Bates College mit einem guten Job in einer Werbeagentur in Neuengland.
    Harry Potter würde sie vermutlich vergewaltigen. Diesen Namen mit einer solchen Tat in Zusammenhang zu bringen

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