The Cutting
drei Stockwerke hinauf bis zu der Vier-Zimmer-Eigentumswohnung, die er sich mit Casey und, so oft wie möglich, auch mit Kyra teilte.
Er zog die schlammverdreckten Schuhe aus, ließ sie im Flur stehen und betrat die Wohnung. Dann machte er Caseys Zimmertür auf, kniete sich neben ihr Bett und betrachtete das Gesicht des schlafenden Mädchens. »Habe ich dich etwa angelogen?«, fragte er sie stumm. »Habe ich dich glauben gemacht, dass Sicherheit möglich ist – in einer Welt, in der es keine Sicherheit gibt?« Selbstverständlich hatte er das, aber es war eine Lüge aus Liebe gewesen. Die unbarmherzige Wahrheit würde früh genug über sie hereinbrechen. Er konnte nur hoffen, dass es nicht auf die gleiche brutale Weise geschah wie bei Katie Dubois. Er strich Casey eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn und gab ihr einen Kuss, der so sanft war, dass sie davon sicher nicht aufwachen würde.
Ihre Augenlider flatterten, und dann schaute sie ihn aus blauen Augen, die Sandys so ähnlich waren, an. Das erste fahle Licht eines Herbstmorgens umhüllte sie. »Was ist denn passiert?«, fragte sie. »Du siehst ja schrecklich aus.«
»Ich habe eine ziemlich harte Nacht hinter mir«, flüsterte er. »Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt hab.«
»Ich war sowieso schon fast wach. Bist du in Ordnung?«
»Du solltest mal den anderen Typen sehen«, grinste er.
»Du hast dich geprügelt?« Sie setzte sich halb auf, um ihn besser sehen zu können.
»Nein, war bloß Spaß. Schlaf weiter. Ich erzähl’s dir morgen früh.«
Sie schaute zum Fenster hinaus auf den schmalen roten Streifen im Osten, der kontinuierlich breiter wurde. »Eigentlich ist es ja schon Morgen.«
»Aber früh genug, um noch ein bisschen weiterzuschlafen.« Er gab ihr noch einen Kuss. Sie schlang ihm die Arme um den Hals und zog ihn zu sich hinunter. »Nicht«, sagte er. »Du wirst ja ganz schmutzig.«
»Macht nichts«, erwiderte sie und ließ ihn los. »Kyra ist da. Jane ist nach Hause gegangen.«
Er lächelte. »Gute Nacht, Süße. Bis morgen früh.«
Dann ging er in sein Schlafzimmer.
Aus dem Bett ließ sich Kyra mit schläfriger Stimme vernehmen: »Bin ich froh, dass du kommst. Ich hab mir langsam Sorgen gemacht.«
»Leidet ihr eigentlich alle unter Schlafstörungen? Kann man sich denn nicht mal mehr in sein eigenes Schlafzimmer schleichen, ohne gleich einen Tumult auszulösen?«
Sie knipste die Nachttischlampe an. »Du siehst nicht besonders gut aus.«
»Ich bin sozusagen über eine Klippe gestürzt.«
»In treuer Pflichterfüllung? Oder nur so zum Spaß?«
Er zog sein zerrissenes Jackett aus, ließ es zu Boden fallen und sank auf den Schaukelstuhl aus gebogenem Birkenholz in der Zimmerecke. »Wir haben die kleine Dubois gefunden.«
»Das habe ich gehört. Es war in den Elf-Uhr-Nachrichten.«
»Irgendwelche Details?«
»Eigentlich nicht. Bloß, dass sie ermordet und vielleicht auch vergewaltigt worden ist.«
Kyra lag auf der Seite, den Kopf auf den angewinkelten Arm gestützt, und schaute ihn an. Zugedeckt war sie nur mit einem dünnen Baumwolllaken, das die Kurven ihres langen, schlanken Körpers betonte, und trotz seiner Erschöpfung stellte McCabe fest, dass er sie wollte. Dass er sie, um genau zu sein, brauchte.
»Du solltest besser duschen gehen«, sagte sie, als sie sein Verlangen wahrnahm. »Ich gehe doch nicht mit jemandem ins Bett, der aussieht, als hätte er ein Schlammcatch-Turnier verloren.«
Sie schlüpfte aus dem Bett, nackt, und kam auf ihn zu. »Komm, ich helfe dir«, sagte sie.
Sie zog ihn auf die Füße und begann, sein zerrissenes Hemd aufzuknöpfen. Er ließ sich von ihr ausziehen, streckte wie ein kleines Kind die Arme aus, damit sie ihm die Ärmel aufknöpfen und das Hemd ausziehen konnte. Sie öffnete den Reißverschluss seiner Hose, und diese fiel zusammen mit der Unterhose zu Boden. Er stieg heraus. Spielerisch ließ sie den Finger an der Unterseite seiner Erektion entlanggleiten, auf und ab. Er streckte die Hand nach ihr aus.
Sie wich zurück. »Auf keinen Fall«, sagte sie. »Erst, wenn du sauber bist.«
Sie stiegen gemeinsam unter die Dusche. Das heiße Wasser regnete auf sie hinab und reizte die zerkratzten, geröteten Hautstellen auf seiner Brust und an den Armen. Behutsam wusch sie ihn, zuerst den Körper und dann die Haare, und machte, wie jedes Mal, eine Bemerkung über die vielen grauen, die seit dem letzten Mal dazugekommen waren. Dann wusch er sie. Danach blieben sie einfach eine ganze Weile unter
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