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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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noch mehr.
    Der junge Somali zoomte sich in den Teil des Bildes, wo der Menschenklecks direkt neben dem Wagen zu erkennen war. »Wir kennen die Höhe des Autos und die Höhe des Zauns, von daher können wir sagen, dass der Mann ziemlich groß ist. Ich würde mal schätzen, dass man mit Hilfe einer einfachen trigonometrischen Funktion bei ungefähr 1,86 m landet, vielleicht auch zwei, drei Zentimeter mehr.«
    »Noch was?«
    »Er sieht nicht direkt in die Kamera, und das Filmmaterial ist von minderwertiger Qualität. Aber er hat breite Schultern, scheint weiß zu sein und trägt eine Baseballmütze. Selbst aus diesem Winkel ist erkennbar, dass er ein längliches Gesicht hat. Vielleicht auch eine große Nase, aber das ist nur eine Vermutung.«
    »Ein groß gewachsener, schmalgesichtiger, weißer Arzt mit Baseballmütze. Tja, das schränkt den Kreis der potenziellen Täter doch ein bisschen ein«, meinte Tasco.
    McCabe sah zu, wie Starbucks sich erneut der Tastatur zuwandte. Er ließ das Bild weiterlaufen bis zu der Stelle, wo der Menschenklecks die Heckklappe aufmachte und seine Fracht entlud. Starbucks spulte noch ein Stückchen weiter und hielt das Band an. Jetzt hielt der Mann, in dem sie einen weißen Mediziner vermuteten, seine Trophäe in den ausgestreckten Armen und trug sie vorsichtig auf das Grundstück. Ein Bräutigam, der seine Braut über die Schwelle trägt. Mitten in einer belebten Stadt. Der Kerl war ausgesprochen risikofreudig. Vielleicht machte das ja einen Teil des Reizes aus.
    Starbucks ließ die Szene etliche Male vor- und wieder zurücklaufen und blieb schließlich bei dem Bild stehen, das den besten Blick auf das Bündel im Arm des Mannes ermöglichte. Er schien es mit einem hellen Stoff umwickelt zu haben. Starbucks zoomte dichter heran. »Von den Umrissen her könnte das durchaus Katie sein«, sagte McCabe. »Aber vielleicht auch nur ein Haufen Müll von einem Typen, der zu faul war, bis nach Riverside rauszufahren.«
    »Die Form ist aber ziemlich seltsam für einen Müllbeutel«, entgegnete Tasco. »Und außerdem hat Jacobis Team auf dem ganzen Gelände nichts gefunden, was auch nur annähernd so aussieht.«
    »Bis auf Katie.«
    »Ja, bis auf Katie.«
    Sie schauten sich die übrigen Abschnitte des Bands an, auf denen nur das geparkte Auto zu sehen war. Im Lauf der elf Minuten fuhren zwei weitere Autos vorbei, aber ansonsten passierte nichts, was sie irgendwie weitergebracht hätte. »Gehen wir damit an die Öffentlichkeit«, sagte McCabe. »Vielleicht finden wir ja einen oder beide Fahrer der vorbeifahrenden Autos. Vielleicht fällt ihnen noch irgendetwas zu dem geparkten Wagen ein, das uns weiterbringt.«
    »Ich beschäftige mich noch ein bisschen hiermit«, meinte Starbucks. »Wenn ich die einzelnen Pixel verändere, kann ich wahrscheinlich die Auflösung verbessern. Dann bekommen wir vielleicht eine etwas genauere Vorstellung davon, wie der Typ aussieht. Was er anhatte. Aber, wie gesagt, die Qualität des Materials ist wirklich schlecht.«
    McCabe warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war schon fast Zeit für Shockleys Pressekonferenz. »Okay. Ich schaue später noch einmal vorbei. Aber jetzt muss ich zu einer Pressekonferenz, Befehl vom GS.« Das war der Spitzname, den die Einheit Chief Shockley verpasst hatte. »Der Große Shockley«.

7
    Samstag, 11.00 Uhr
     
    Die Pressekonferenz fand auf den breiten Granitstufen des hundert Jahre alten Jugendstilrathauses von Portland statt und begann pünktlich. Das Ereignis war, wie von McCabe nicht anders erwartet, perfekt inszeniert worden. Kamerateams und Reporter der regionalen Sender standen zusammen mit Journalisten aller wichtigen Lokalzeitungen im Pulk am Fuß der Treppe und schauten zu Shockley hinauf. Unter ihnen erkannte McCabe auch einen freien Mitarbeiter einer der großen New Yorker Boulevardzeitungen. Vermutlich nicht der Einzige.
    Chief Shockley wurde vom Bürgermeister und etlichen Stadtratsmitgliedern flankiert. An die hundert Schaulustige waren ebenfalls gekommen. Shockley hatte sich dem Anlass entsprechend in Schale geworfen. McCabe und Maggie Savage postierten sich hinter ihm, ein kleines Stück nach rechts versetzt. Zumindest, sinnierte McCabe, war keine Kapelle erschienen, um das Ganze mit einem stürmischen Fanfarenchor zu eröffnen. Aber wahrscheinlich nur, weil Shockley nicht daran gedacht
hatte.
    »Wie die meisten unter Ihnen bereits wissen, wurde in unserer Stadt in den vergangenen achtundvierzig Stunden ein brutaler

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