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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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»Starbucks« gegeben, weniger aufgrund irgendeiner Ähnlichkeit mit dem Steuermann Starbuck aus Herman Melvilles Moby Dick als wegen seiner Kaffeesucht.
    Starbucks war im Jahr 2000 als Fünfzehnjähriger mit der ersten Flüchtlingswelle aus Somalia und dem Sudan nach Portland gekommen, auf der Flucht vor dem Völkermord in seiner Heimat. Shockley hatte ihn, noch während er die Highschool besuchte, auf Teilzeitbasis eingestellt. Zu jener Zeit hatte Shockley die fixe Idee gehabt, die Völkervielfalt in der Polizeidirektion aktiv zu fördern. Diese Phase war von kurzer Dauer gewesen.
    Der Junge hatte in seiner Heimat noch nie einen Computer angefasst, aber er lernte schnell. Er war ein Naturtalent. Einer der besten, die McCabe je gesehen hatte. Er war in der Lage, sich die Grundlagen komplizierter Programme in wenigen Stunden selbst beizubringen und sie innerhalb weniger Tage meisterhaft zu beherrschen. Er war ohne jeden Zweifel der Computerfreak Nummer eins in der Polizeidirektion, vielleicht sogar in der ganzen Stadt. Gerade kauerte er vor einem seiner Flachbildmonitore, das dunkelbraune Gesicht in tiefe Konzentrationsfalten gelegt.
    Als McCabe und die anderen näher kamen, hob er den Blick und ließ augenblicklich ein breites Lächeln sehen. »Gute Nachrichten, Detectives!« Seine Stimme war energiegeladen und schwoll bei dem Wort »Detectives« fast zu einem lauten Rufen an. Obwohl er bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr nur Somali gesprochen hatte, war mittlerweile fast kein Akzent mehr zu hören. »Das Auto ist eindeutig ein SUV. Vielleicht ein Lexus, vielleicht auch ein BMW. Baujahr 2002 oder 2003.« Starbucks fuhr mit dem Zeigefinger über die hintere Kante des Kleckses, der dank seiner Bemühungen jetzt erkennbar mehr Ähnlichkeit mit einem Auto hatte als vorher. »Sehen Sie? Hier, die hintere Dachkante? Jetzt sehen Sie mal.« Neben dem immer noch ziemlich unscharfen Bild aus der Überwachungskamera klappte jetzt ein zweites Bild von einem sehr viel schärferen Geländewagen auf. »Hier hätten wir einen Lexus, Baujahr 2002. Gleiche Position. Gleicher Winkel. Man sieht, dass die Kantenführung die Gleiche ist.«
    Die Umrisse sahen tatsächlich fast identisch aus. Dann schob sich ein ähnliches Bild von einem anderen Wagen über den Lexus. »Und das hier ist ein BMW«, sagte Starbucks.
    Erneut eine große Ähnlichkeit mit dem Klecks, aber nicht ganz so groß wie vorher. Ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, sagte McCabe: »Eddie, könnt ihr sämtliche in Maine zugelassenen Lexus-SUVs der Baujahre 2001 bis 2005 aus dem Zulassungsverzeichnis raussuchen? Die BMWs auch, und seht auch gleich noch in New Hampshire nach, wenn ihr schon dabei seid. Und dann versucht ihr, die ermittelten Autobesitzer mit einer Datenbank abzugleichen, in der alle männlichen Ärzte aufgeführt werden, vor allem Chirurgen und Pathologen. Biologen und Biologielehrer vielleicht auch noch. Alle über Sechzigjährigen könnt ihr rausschmeißen. So alt ist unser Mann nicht. Starbucks, kannst du noch irgendwas machen, wodurch wir mehr über den Kerl erfahren, der da aus dem Wagen steigt?«
    Starbucks ließ den Videofilm Bild für Bild vorwärtslaufen, um vielleicht eine Aufnahme zu entdecken, der sich zusätzliche Informationen entlocken ließen. McCabe sah zu. Als der menschenähnliche Umriss am Heck des Fahrzeugs angekommen war, blieb er kurz stehen und wandte sich zur Straße, vielleicht um nachzusehen, ob er beobachtet wurde, aber er blickte nicht direkt in die Kamera. Im besten Fall ein Viertel- bis Drittelprofil, mehr von der Seite als von vorn. Aber das war immerhin besser als nichts.
    Starbucks’ Finger huschten über die Tastatur, und das Bild auf dem Monitor sah immer mehr nach Mann und immer weniger nach Klecks aus. »Starbucks«, meinte McCabe, »du musst genau festhalten, was du da machst, um das Bild zu vergrößern. Falls wir das Band jemals vor Gericht verwenden wollen, dann muss jeder einzelne Schritt wiederholt werden können und nachprüfbar sein.«
    »Kein Problem, Sergeant. Ich schreibe alles auf, und außerdem speichere ich jeden einzelnen Bearbeitungsschritt auf einer nicht löschbaren CD. Jederzeit wiederholbar und nachprüfbar. Wie viel wir dabei über den Täter erfahren, das steht auf einem anderen Blatt.« Selbst, wenn das Video sie zu dem Killer führen würde, es würde alleine nicht ausreichen, um den Täter zweifelsfrei zu identifizieren oder ihm die Tat nachzuweisen, das wussten sie beide. Sie brauchten

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