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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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unternehmen, um den Mörder zu fangen. Die Medien wollen, dass Sie auf den Pressekonferenzen zur Verfügung stehen, und genau das will ich auch. Fälle wie diese kommen in Portland ja eigentlich so gut wir gar nicht vor, aber genau diese Fälle sind mit ein Grund dafür, weshalb ich mich sowohl der Gewerkschaft als auch der Kommissariatstradition entgegengestellt und Ihnen diesen Job angeboten habe. Keine Sorge. Das meiste übernehme sowieso ich. Sie müssen nichts weiter tun, als dazustehen und professionell auszusehen.«
    Einen Augenblick lang starrte McCabe schweigend das Bild von Casey auf seinem Schreibtisch an.
    »Mike, sind Sie noch da?«
    »Wann soll’s denn losgehen?«
    »Um elf. Vor dem Rathaus.«
    »Also gut. Aber tun Sie mir einen Gefallen, Chief. Fälle wie dieser locken jedes Mal die ganzen Irren aus ihren Löchern. Also lassen Sie uns so wenig Einzelheiten wie möglich preisgeben.« Mit Hilfe der Einzelheiten ließen sich die glaubhaften Informanten sehr schnell von den Schwindlern unterscheiden.
    »In Ordnung«, erwiderte Shockley. »Wie wär’s, wenn wir den fehlenden Ohrring oder die genaue Positionierung des Leichnams verschweigen?«
    »Wie wär’s, wenn wir auch das herausgetrennte Herz für uns behalten? Das ist der wesentliche Punkt.«
    Shockley blieb stumm. Er wusste, dass die Einzelheiten, die mit Katies Herz zu tun hatten, den Medien so richtig einheizen würden. McCabe nahm an, dass es ihm schwerfiel, das aufzugeben.
    »Also gut«, sagte Shockley schließlich. »Das mit dem Herzen behalten wir für uns.«
    »Das ist die richtige Entscheidung«, erwiderte McCabe. »Ich werde da sein. Maggie auch.«
    »Gut«, meinte Shockley und legte auf.
    Wütend starrte McCabe das stumme Telefon in seiner Hand an. Aber es war nicht die bevorstehende Pressekonferenz, die ihm so zu schaffen machte. Das war eine Selbstverständlichkeit, gehörte eben zum Spiel. Was ihn aber wirklich ankotzte, war das Gefühl, dass Shockley, tief in seinem Innersten, Katie Dubois’ Ermordung als Gelegenheit betrachtete, positive Schlagzeilen zu bekommen, Schlagzeilen, die vielleicht sogar seiner mutmaßlichen Bewerbung um das Amt des Gouverneurs etwas Schwung verleihen könnten. Besonders dann, wenn Mike McCabe, der Bulle von außerhalb, der Bulle, den Shockley gegen den Widerstand vieler im Präsidium durchgesetzt hatte, den Fall aufklärte. Genau das war es, was ihn ankotzte.
    McCabe zwang sich, Shockleys Pressekonferenz aus seinen Gedanken zu verbannen. Er fuhr seinen Computer hoch und gab bei Google »Cumberland Medical Center«, »Portland« und »Herzchirurgie« ein. Auf der Webseite des Cumberland erfuhr er, dass das Herzzentrum, das Levenson Heart Center, das Juwel in der Krone der Klinik bildete und bereits zum dritten Mal in Folge auf die Liste der hundert besten Herzkliniken der Vereinigten Staaten aufgenommen worden war. Kurze Zeit später wusste er auch, dass ein gewisser Dr. Philip Spencer das Herzzentrum leitete und anscheinend auch der unumstrittene Starchirurg der Klinik war.
    Mit einem Klick auf Spencers Namen holte er sich seine Biografie auf den Schirm. Tufts University Medical School, Abschluss 1988. Assistenz in der Brust- und Herzchirurgie des Bellevue Hospital, New York, 1988–92. Weiterführende Ausbildung auf dem Gebiet der Herztransplantation am Brigham Hospital in Boston, 1992–96. 1996 – also vor neun Jahren – Umzug nach Maine als Leiter der neu gegründeten Transplantationschirurgie im Cumberland. Die Auflistung von Spencers Ehrungen und Preisen nahm mehrere Seiten in Anspruch. Wenn irgendjemand wusste, wie man ein menschliches Herz entfernte und wer in Maine sonst noch dazu in der Lage war, dann Spencer, so viel war klar.
    Er rief in Spencers Büro im Cumberland an, aber der Doktor war nicht da. Überrascht stellte McCabe fest, dass seine Privatnummer im Telefonbuch stand. Er wohnte im West End, in der Nähe der Klinik. McCabe wählte, und eine Frau meldete sich.
    »Mrs. Spencer?«
    »Ja?«
    »Hier spricht Detective Michael McCabe, Polizei Portland. Ist Ihr Mann zu Hause?«
    »Leider nein. Ich glaube, er wollte joggen gehen.«
    »Könnten Sie ihn bitten, mich zurückzurufen, sobald er wieder da ist?«
    »Darf ich fragen, worum es geht? Für die Kinderhilfe haben wir bereits gespendet.« Ihrer Stimme und ihrem Auftreten nach war sie eindeutig eine Angehörige der Yankee-Aristokratie.
    »Mrs. Spencer, es geht nicht um eine Spende. Wir untersuchen ein Gewaltverbrechen, und Dr. Spencer

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