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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Bundesstaates Maine in der Hospital Road von Augusta. Terri Mirabito betrat den Raum. Sie trug ihre blaue Arbeitskleidung und war gerade dabei, sich ein Paar Operationshandschuhe überzustreifen.
    »Guten Tag zusammen«, sagte sie mit lauter Stimme. »Fangen wir an?«
    Terri war klein, einen Meter fünfundfünfzig vielleicht, und ein kleines bisschen mollig. Ihr rundes, freundliches Gesicht und der schwarze Lockenschopf machten sie auf jeden Fall zu einer hübschen Erscheinung. Bevor er Kyra kennengelernt hatte, hatte McCabe sich ernsthaft überlegt, ob er sie vielleicht mal zum Essen einladen sollte. Auch wenn eine Dinnerkonversation zwischen einem Beamten der Mordkommission und einer Gerichtspathologin womöglich eine ziemlich makabre Angelegenheit geworden wäre.
    Schweigend sah McCabe zu, wie sie ihrem Assistenten José Guerrera die Fallakte aus der Hand nahm und laut vorlas. »Heute ist der 17. September 2005, Fall-Nummer: 106-97-4482. Katherine Dubois. Weiß, weiblich, sechzehn Jahre alt. Geboren am 16. Juli 1989. Der Leichnam wurde von der Mutter der Toten, Joanne Ceglia, wohnhaft in der Dexter Street 324, Portland, Maine, eindeutig identifiziert. Größe: 1,61 Meter, Gewicht: 45,2 Kilogramm.« Sie fuhr mit den allgemeinen Angaben fort und trug dabei immer wieder Ergänzungen in die Akte ein. Sie besah sich die Fotos, die Guerrera schon vor ihrem Eintreffen gemacht hatte, und fand daran nichts auszusetzen.
    Dann begann sie mit einer gründlichen Untersuchung des Leichnams, der einst Katie Dubois gewesen war. Sie stellte neun kreisförmige Verbrennungen zweiten Grades fest, die jeweils einen Durchmesser von etwas über einem Zentimeter besaßen und in unregelmäßigen Abständen auf ihrem Körper verteilt waren, sechs im Brustbereich und drei an den Innenseiten der Oberschenkel.
    »Sind ihr die Verbrennungen vor oder nach dem Tod zugefügt worden?«, wollte McCabe wissen.
    »Davor«, erwiderte Terri. »Nach dem Tod rötet sich das Gewebe längst nicht mehr so stark, wie es hier der Fall ist.«
    McCabe fragte sich, warum, um alles in der Welt, der Täter ihr diese Brandwunden zugefügt hatte. Warum hatte er ihr auch das noch angetan? Zur Strafe, weil sie sich gegen ihn gewehrt hatte? Auf diesem Obduktionstisch wirkte Katie so zart, ihr kaum entwickelter Körper so mädchenhaft, so verletzlich noch im Tod. McCabe konnte sich kaum vorstellen, dass sie nicht vollkommen verängstigt und gefügig gewesen war.
    McCabe sah Terri aufmerksam bei der Arbeit zu. Sie summte einen alten Beatles-Song vor sich hin, »Hey Jude«, unmelodisch, wahrscheinlich ganz unbewusst. Penibel inspizierte sie jeden einzelnen Millimeter, suchte nach Haaren oder Fasern, die nicht von Katie stammten, nach irgendwelchen Hinweisen darauf, wo und bei wem Katie gewesen sein könnte. Sie fand nichts. Dann hielt sie unter den Finger- und Zehennägeln nach Hautpartikeln oder Haaren Ausschau, die von einem möglichen Angreifer stammen könnten. Dabei fiel McCabe auf, dass Katies Zehennägel leuchtend bunt lackiert waren, jeder mit einer anderen Farbe. Auf dem großen Zeh, an dem irgendjemand, wahrscheinlich Guerrera, einen Zettel mit Katies Fallnummer 106-97-4482 befestigt hatte, war ein Smiley zu erkennen. Der Nagellack war McCabe in der Düsternis der Müllkippe gar nicht aufgefallen, und er ärgerte sich über seine Schlampigkeit. Erneut fand Terri nichts. »Blitzsauber«, murmelte sie mehr an sich selbst als an die Polizisten gerichtet.
    Dann machte sie sich auf die Suche nach Spermaspuren und nahm Abstriche von Katies Vaginal- und Analbereich. McCabe hatte schon Dutzende Obduktionen von sexuell misshandelten Frauen miterlebt, aber hier fühlte er sich zum ersten Mal als Eindringling, irgendwie völlig fehl am Platz. Er stellte sich vor, dass Caseys Leiche auf solch einem Edelstahl-Obduktionstisch lag, von Scheinwerfern angestrahlt, den Blicken gesichtsloser Polizisten und wissbegieriger Pathologinnen ausgeliefert, und er wünschte sich, irgendwo anders zu sein. Er verscheuchte das Bild aus seinen Gedanken. Ihm war klar, dass er hier sein musste – um seinetwillen und um des Mädchens willen … und in gewisser Weise auch um Caseys willen. Terri fuhr mit ihrem Bericht fort: »Schwere Blutergüsse an Vagina und Anus, die auf gewaltsamen Geschlechtsverkehr oder auf die Verwendung eines Dildos oder eines anderen Fremdkörpers hindeuten. Das Opfer könnte vor Eintreten des Todes mehrfach vergewaltigt worden sein.«
    Guerrera berichtete, dass die

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