The Cutting
Mord begangen.« Bei Shockleys Worten ließ McCabe den Blick über die Menge gleiten. Der einzige wirkliche Nutzen dieser ganzen Zirkusveranstaltung lag darin, dass sie womöglich auch auf »ermittlungstechnisch interessante Personen« eine gewisse Anziehungskraft besaß. Er speicherte ein Gesicht nach dem anderen in seinem Gedächtnis ab. Er würde keines vergessen.
Shockley fuhr fort. »Ein junges Mädchen, Schülerin an einer Highschool, wurde ermordet und möglicherweise vergewaltigt. Die Leiche wurde auf einem verlassenen Grundstück an der Somerset Street abgelegt. Ich kann Ihnen versichern, dass dieses Verbrechen nicht ungesühnt bleiben wird. Die Polizei konzentriert alle Kräfte auf die Suche nach dem Täter oder den Tätern. Unsere Ermittlungen sind bereits ein gutes Stück vorangekommen. Geleitet werden sie von Detective Sergeant Mike McCabe, der sich als Spezialist für Tötungsdelikte in New York einen Namen gemacht hat« – Shockley deutete mit einer huldvollen Handbewegung in McCabes Richtung, und McCabe nickte huldvoll zurück – »und der seit einiger Zeit unser Dezernat für Personendelikte leitet. Seien Sie versichert, er und sein Team werden nichts unversucht lassen, um den oder die Mörder von Katie Dubois ausfindig zu machen. Ich werde jetzt Ihre Fragen beantworten.«
Ein halbes Dutzend Reporter hob die Hand. Luke McGuire vom Press Herald kam als Erster an die Reihe. »Chief, können Sie uns sagen, ob Sie schon irgendwelche Spuren verfolgen und, wenn ja, welche Vermutungen sich daraus ergeben?«
»Danke, Luke. Ja, es gibt tatsächlich einige Spuren, und wir verfolgen diese im Augenblick weiter …«
McCabe und Maggie tauschten einen Blick aus. Welche Spuren meinte Shockley bitte schön? Er wusste doch noch gar nichts von dem Video.
»… aber Sie werden sicherlich alle verstehen, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts über unsere Ermittlungen verlautbaren lassen können.«
Als Nächster kam Toni Taylor an die Reihe, eine attraktive Frau Mitte vierzig, die für das lokale ABC-Studio arbeitete. »Chief, wir haben erfahren, dass gestern eine weitere Frau als vermisst gemeldet worden ist. Hängen diese beiden Fälle irgendwie zusammen? Was können Sie uns darüber sagen?«
»Das ist richtig, Toni. Gestern Abend, ungefähr zu der Zeit, als Katie Dubois’ Leichnam entdeckt wurde, ist bei uns eine Vermisstenmeldung eingegangen. Es handelt sich um eine Geschäftsfrau aus Portland namens Lucinda Cassidy. Im Augenblick gibt es für uns aber, abgesehen von der zufälligen zeitlichen Überschneidung, keinen Anlass zu glauben, dass diese beiden Fälle irgendwie zusammenhängen.«
So ging das Frage-Antwort-Spiel noch ungefähr zehn Minuten lang seinen gewohnten Gang. McCabe wurde langsam unruhig. Er wollte sich endlich wieder seiner Ermittlungsarbeit widmen. Dann kam ein Journalist an die Reihe, den er nicht kannte. »Chief, Sie haben vorhin so lobende Worte für Sergeant McCabe gefunden. Könnte der Sergeant uns vielleicht noch ein bisschen mehr über seine Vorgeschichte und seinen beruflichen Werdegang mitteilen?«
McCabe nahm den Mann ins Visier und fragte sich, was er wohl wusste, wenn er überhaupt etwas wusste. Noch bevor er den Mund aufmachen konnte, hatte Shockley die Frage übernommen, geschmeidig wie ein Profi. »Wenn Sie gestatten, dann möchte ich diese Frage beantworten, Charlie.« Aha, der Mann hieß also Charlie und war Shockley offensichtlich bekannt.
»Sergeant McCabe ist ein bescheidener Mensch, der seine Leistungen vermutlich gar nicht ins rechte Licht rücken könnte. Ich möchte hier nur einige wenige Glanzlichter streifen. Innerhalb von nur zehn Jahren hat Michael McCabe es vom einfachen Streifenpolizisten zum Leiter der Mordkommission im Bezirk Midtown North des New York Police Department gebracht. Das ist einer der anspruchsvollsten Posten des ganzen Landes.« Shockley sprach weiter, und McCabe konnte regelrecht spüren, wie sich ihm die Zehennägel aufrollten. Vermutlich lief er gerade knallrot an, und er hoffte inständig, dass er nicht allzu grimmig dreinschaute. Maggie schenkte ihm ein leicht amüsiertes Lächeln.
»Während der drei Jahre unter McCabes Leitung wurden in Midtown North über sechzig Mordfälle aufgeklärt«, fuhr Shockley fort, »mit einer Verurteilungsrate von über neunzig Prozent – einer der besten Werte in der Geschichte des New York Police Department. Unter den Festgenommenen waren etliche Bandenführer und Drogenbosse, aber auch, und das
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