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The Cutting

The Cutting

Titel: The Cutting Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Abstriche keinerlei Spermaspuren ergeben hatten. »Er hat entweder Kondome benutzt, oder er hat sich mit irgendwelchen Sexspielzeugen begnügt.« Er sprach mit einem leichten spanischen Akzent, der in dem kalten, sterilen Raum irgendwie fehl am Platz wirkte.
    Terri warf McCabe einen Blick zu. »Alles in Ordnung bei dir?«, sagte sie. »Du siehst ziemlich blass aus.«
    »Ja, alles okay.« Er ging nicht weiter darauf ein.
    Terri nickte und fuhr mit ihrer Arbeit fort. Sie untersuchte den Einschnitt in Katies Bauchdecke. Vorsichtig entfernte sie das kleine Schmuckstück, das den Nabel des Mädchens zierte. Dann griff sie zum Skalpell und machte zwei Schnitte, von den Schultern bis hinunter zu dem bereits geöffneten Brust- und Bauchraum. Dann verlängerte sie den Schnitt, indem sie das Skalpell vom Nabel bis zum Schambein führte. Sie klappte das bereits zersägte Brustbein auf und fing an, jedes einzelne Organ des Mädchens herauszutrennen, es gründlich zu untersuchen und zu wiegen – mit Ausnahme des fehlenden Herzens natürlich. Jetzt, wo der Körper weit geöffnet war, drang der Gestank des verfaulenden Fleisches in McCabes Nase, und er spürte die Übelkeit in sich aufsteigen. Das war bei jeder Obduktion der Moment, wo der Leichnam für McCabe jede Verbindung zu den Lebenden verlor, wo seine menschliche Identität ein für alle Mal Vergangenheit wurde. McCabe lenkte seine Gedanken von Katie weg und hin zu den nächsten Ermittlungsschritten im Fall Dubois. Gleichzeitig fragte er sich, ob Lucinda Cassidy vielleicht noch am Leben war und wie um alles in der Welt er sie rechtzeitig finden sollte, bevor auch sie auf einem solchen Edelstahltisch landete.
    Eine Stunde später war die Obduktion beendet. Terri zog die Handschuhe aus und begleitete McCabe und Maggie zur Tür. Sie blickte McCabe an. »Wie gesagt: Irgendjemand mit chirurgischen Kenntnissen hat das Herz dieses Mädchens herausgetrennt. Die Betonung liegt auf den chirurgischen Kenntnissen. Ein Herz zu entfernen ist keine schwierige Prozedur, vor allem dann, wenn es einem egal ist, ob der Patient – das Opfer – dabei stirbt, oder wenn man sogar will, dass er stirbt.«
    »Wie kann man denn jemandem das Herz entfernen, ohne dass er stirbt?«, wollte Maggie wissen.
    »Das ist nichts Außergewöhnliches«, erwiderte Terri.
    »Wie meinst du das denn?« Maggie war jetzt völlig durcheinander.
    »Man nennt das eine Transplantation. Ein krankes Herz wird entfernt und ein gesundes eingesetzt. In den meisten Fällen kann der Empfänger des Herzens danach ein vollkommen normales Leben führen, zumindest für eine gewisse Zeit.«
    Eine Transplantation hatte McCabe noch gar nicht in Betracht gezogen. Eine faszinierende Vorstellung. Er schaute Terri an. »Hältst du das auch nur im Entferntesten für denkbar?«, fragte er sie. »Dass Katies Herz im Zusammenhang mit einer Transplantation herausgeschnitten wurde?«
    »Denkbar wäre das schon, aber ich halte es für verdammt unwahrscheinlich. Natürlich ist die Nachfrage nach Spenderherzen größer als das Angebot. Es mag sogar Menschen geben, die bereit wären, dafür einen Mord zu begehen. Es gibt schließlich viele Patienten, die sterben müssen, weil sie kein Spenderherz bekommen. Aber die Sache ist die: Für eine erfolgreiche Transplantation braucht man einen modern eingerichteten Operationssaal, und ich kann mir nicht vorstellen, dass eine amerikanische Transplantationsklinik ein Spenderherz akzeptieren würde, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist. So etwas gibt es einfach nicht.
    Aber davon einmal abgesehen«, fuhr Terri fort, »ist dieses Herz fachmännisch herausgetrennt worden. Ein sauberer Brustschnitt, höchstwahrscheinlich mit einem Skalpell. Und das Brustbein ist meines Erachtens mit einer Stryker-Knochensäge zersägt worden. So eine benutze ich auch für meine Obduktionen. Ist aber außerhalb von Krankenhäusern oder Räumen wie diesem hier schwer zu finden. Jedenfalls würde ich sagen, dass ihr vielleicht – und ich betone VIELLEICHT – nach einem Mörder sucht, der eine ärztliche Ausbildung hat. Möglicherweise, aber nicht notwendigerweise, ein Chirurg. Möglicherweise, aber nicht notwendigerweise, ein Herzchirurg. Oder, ebenfalls möglicherweise, ein Pathologe. Mehr kann ich leider nicht sagen. Katie Dubois war zu Beginn der Operation – so möchte ich es einmal nennen – noch am Leben, ihr Herz hat geschlagen. Unmittelbare Todesursache war die Entfernung des Herzens. Was mich wirklich

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