The Cutting
Antrag vorbereitet?«
»Hab ich.«
»Dann bringen Sie mir den doch kurz vorbei. Ich werfe einen Blick darauf und sage Ihnen, ob noch Verbesserungen notwendig sind.«
Bevor McCabe sich auf den Weg zu Lund machte, rief er noch bei Aaron Cahill an.
»Wie geht’s, wie steht’s, McCabe?« Die tiefe Stimme des Polizisten aus Orlando dröhnte durch den Hörer. Es war ein beinahe tröstlicher Klang. »Haben Sie Ihren Herz-Fall schon gelöst?«
»Sieht so aus, als wären wir hinter demselben Irren her, Aaron. Im Nachtschränkchen unseres Opfers ist eine Visitenkarte von Harry Lime aufgetaucht.«
»Was Sie nicht sagen. Steht da vielleicht auch drauf, was Harry so macht? Ich meine, abgesehen davon, dass er hübsche Mädchen zerstückelt.«
»Stellvertretender Direktor des Sportinstituts der University of West Florida.«
»Ich gehe davon aus, dass die Karte gefälscht ist, oder?«
»Ja. An der Universität gibt es keinen Mitarbeiter namens Lime. Die Nummer auf der Karte gehört zu einem nicht vergebenen Anschluss bei Florida Power and Light.«
»Hmm. Die University of West Florida ist droben in Pensacola. Meine Mutter wohnt ganz in der Nähe. Faxen Sie mir die Visitenkarte durch. Ich werd mich mal umhören. Vielleicht kriege ich ja was raus. Gibt es sonst noch was zu berichten?«
McCabe erzählte Cahill von den Gesprächen mit Tobin Kenney und Joanne Ceglia. »Viel Konkretes war nicht dabei«, fügte er am Schluss hinzu.
»Wenigstens haben Sie eine Personenbeschreibung, zumindest teilweise.«
»Von hinten.«
»Mehr, als wir je hatten. Noch was?«
»Ja. Lime war mit einem SUV unterwegs, Farbe wahrscheinlich dunkelgrün. Genau so ein Fahrzeug haben wir auf dem Überwachungsvideo beim Fundort der Leiche entdeckt. Und in der Nähe wohnt ein Arzt, ein Herzchirurg, der ein solches Fahrzeug besitzt. Ich versuche gerade, einen Durchsuchungsbefehl dafür zu bekommen. Das wäre alles.«
»Hört sich ja ganz danach an, als würden Sie Fortschritte machen.«
»Wollen wir’s hoffen. Und wie sieht’s bei Ihnen aus? Viel zu tun?«
»Wer, ich? Ach was, nein.« Cahills Stimme bekam einen sarkastischen Unterton. »Wir vertreiben uns hier bloß die Zeit bis zum nächsten Wirbelsturm, der für Ende dieser Woche angekündigt ist. Ich kann Ihnen sagen, McCabe, das war bis jetzt schon ein fürchterlicher Sommer hier unten, und es soll ja noch mehr auf uns zukommen.«
»Ja, ich hab’s gelesen.«
»Sind die Fallakten, die ich Ihnen zugeschickt habe, angekommen?«
»Liegen hier auf meinem Schreibtisch. Hatte noch keine Gelegenheit, sie durchzulesen. Das mache ich heute Abend zu Hause. Lassen Sie uns die Tage nochmal telefonieren.«
»Okay, ich muss los. Halten Sie mich auf dem Laufenden.« Cahill legte auf.
21
Montag, 13.30 Uhr
Wäre Katie Dubois so gestorben, wie Teenager normalerweise sterben, infolge einer Krankheit, eines Unfalls oder einer Überdosis Alkohol oder Drogen, ihre Beerdigung hätte kein besonderes Interesse geweckt. Aber unter den gegebenen Umständen gehörte sie zu den herausragenden Medienereignissen des Jahres in Maine. Die Presse war ebenso zahlreich vertreten wie Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Die Detectives Margaret Savage und Michael McCabe trafen schon früh bei der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis ein, der Hauptkirche der Diözese Portland, einem mächtigen, neogotischen Bauwerk aus rotem Backstein mit einem sechzig Meter hohen Turm, der von einem goldenen Kreuz gekrönt wurde.
Wie vereinbart stellte Maggie sich an den Haupteingang und versteckte sich, so gut es ging, hinter den wartenden Journalisten und Pressefotografen. Starbucks hatte ihr eine digitale Spiegelreflexkamera gegeben, die zumindest halbwegs professionell aussah. Sie hatte den Auftrag, jede Person, die die Kirche betrat oder verließ, zu fotografieren. Als Starbucks ihr die Kamera überreicht hatte, war sie beim Anblick der zahllosen Knöpfe, Tasten und Schalter ziemlich verwirrt gewesen. Starbucks hatte dann auf Vollautomatik gestellt und ihr gezeigt, auf welchen Knopf sie drücken musste, um Fotos zu schießen. Bis jetzt klappte es ganz gut.
McCabe ging hinein. Er war schon ein paarmal in der Kathedrale gewesen, zu Weihnachtskonzerten mit Casey, und letztes Jahr war auch Kyra mitgekommen. Jedes Mal hatte er bei Anblick des hohen, strahlend hellen, weiß-goldenen Innenraums kurz mit dem Gedanken gespielt, sich wieder der Religion zuzuwenden, die er vor zwanzig Jahren hinter sich gelassen hatte. Aber er
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