The Cutting
Maine.«
»Was wollen Sie von Allard?«
»Ich möchte einfach nur mit ihm sprechen.«
»Tja, das dürfte ziemlich schwierig werden.«
»Ach ja? Wieso denn das?«
»Stan Allard hat während der letzten vier Jahre eigentlich mit niemandem mehr geredet.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Allard tot ist?«
»Davon ging man zumindest stark aus, als er beerdigt wurde.«
Vielleicht hielt Sessions das ja für witzig. »Hören Sie, ich habe hier einen Mord an der Backe, der unter Umständen mit einem Fall zusammenhängt, den Allard früher mal untersucht hat.«
»Was soll das denn für ein Fall gewesen sein?«
»Der Mord an einem gewissen Lucas Kane. Können Sie mir sagen, wer damals Allards Partner gewesen ist?«
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Das war ja wie Zähneziehen, dachte McCabe. Schließlich sagte Sessions: »Tja, das war dann wohl ich. Wir waren gemeinsam für den Mordfall Kane zuständig.« Wieder Schweigen. »Welchen Zusammenhang gibt es denn da mit Ihrem Fall?«
McCabe empfand eine instinktive Abneigung gegen Sessions. Er beschloss, erst einmal nicht konkret zu werden. »Unter Umständen ist ein alter Kumpel von Kane hier oben in einen Mordfall verwickelt.«
»Inwiefern denn verwickelt?«
»Das wissen wir noch nicht genau.«
So schlichen sie eine Weile beide um den heißen Brei herum. Keiner wollte als Erster substanzielle Informationen preisgeben. Sessions knickte als Erster ein. »Also gut, was wollen Sie über Kane wissen?«
»Ich habe die Presseberichte über den Mord an Kane gelesen. Das hört sich alles danach an, als hätten Sie und Ihre Leute den Eindruck gehabt, dass es sich um ein Attentat irgendeiner Drogengang gehandelt habe.«
»Das war die Standardannahme. Wir haben aber nie irgendwelche konkreten Hinweise gefunden. Niemand hat irgendwas gehört. Niemand hat irgendwas gewusst. Wir hatten nichts weiter in der Hand als eine an einen Stuhl gefesselte Leiche, der das Gesicht und der halbe Schädel weggepustet worden waren. Nicht ein einziger Zahn war noch übrig, den man für eine zahnärztliche Identifikation hätte verwenden können.«
»Woher haben Sie dann gewusst, dass es Kane war?«
»Das war nicht weiter schwierig. Größe, Körpergewicht und Haarfarbe stimmten überein. Wir haben die Fingerabdrücke der Leiche überall in der Wohnung gefunden. Und in seinem Auto auch. Außerdem ist er von seinem Liebhaber, der auch bei ihm gewohnt hat, offiziell identifiziert worden. Er hat gesagt, es sei Kanes Körper. Haare, Muttermale und Narben, alles an Ort und Stelle. Hat sogar über den Schniedel des Typen gewitzelt. ›Ich vergesse nie einen Penis‹, hat er gesagt.«
»Dann sind Sie also sicher, dass es sich bei der Leiche tatsächlich um Kane gehandelt hat?«
»Ja. Zu guter Letzt haben wir seine Identität mit Hilfe einer DNA-Analyse zweifelsfrei nachgewiesen. Und außerdem ist Lucas Kane nie wieder in den Clubs und am Strand gesichtet worden. Wir sind uns sicher.«
»Was können Sie mir über Kanes persönlichen Hintergrund sagen?«
»Nicht viel. Sein Vater war ein berühmter Musiker. Die beiden hatten nicht viel miteinander zu tun. Kane ist gegen Ende der Achtziger aus New York hier runtergezogen, als der Art-déco-Wahn und die Schwulenszene sich in South Beach so richtig breitmachten.«
»Wovon hat er gelebt? Hatte er Geld?«
»Nach allem, was wir wissen, nicht, aber damals hatten gut aussehende Typen wie Kane in South Beach ein leichtes Spiel. Eine Weile hat er vom Sex gelebt. Dann hat er sein Geschäftsmodell ausgedehnt, bis er schließlich Nobel-Zuhälter und Dealer war.«
»Gibt es für die Fingerabdrücke, die Sie in der Wohnung gefunden haben, Übereinstimmungen mit der FBI-Datenbank?«
»In Kanes Fall nicht. Anscheinend ist er noch nie zuvor erkennungsdienstlich behandelt worden. Und nie im Gefängnis gewesen.«
»Das finde ich aber ziemlich überraschend.«
»Fand ich auch. Ich hätte gedacht, dass Kane bei seinem Lebensstil bestimmt schon ein, zwei Mal festgenommen worden sein müsste, aber nein, nicht einmal von uns.«
»Gab’s noch andere Abdrücke in seiner Wohnung?«
»Ziemlich viele unvollständige und verschmierte. Überwiegend von seinem Freund.«
»Duane Pollard?«
»Woher kennen Sie den denn?«
»Bloß aus den Zeitungsartikeln. Erzählen Sie mir was über ihn.«
»Er war Kanes Leibwächter, sein Geldeintreiber und gleichzeitig sein Liebhaber. Ein ehemaliger Elitesoldat. Im Grunde genommen ein Schläger. Hatte seinen Spaß daran,
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