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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Hals.«
    »Aber Vater. Denk an den Genpool«, sagte Rafael und trat neben seinen Vater. »Du musst an ihre Gene denken.«
    Zu Gaias Entsetzen packte der Protektor auf einmal ihr Kinn und riss es hoch, sodass sie nach vorn stolperte und er ihr Gesicht inspizieren konnte.
    »Würdest du das hier denn wollen?«, zischte der Protektor zu seinem Sohn.
    Rafaels Augen verengten sich. Er betrachtete sie eingehend, und sie starrte trotzig zurück. Dann wandte er den Blick ab, sah kurz hin zu Leon und ließ den Kopf hängen. Seine Antwort war offensichtlich: nein.
    Und trotz allem, angesichts all der Gefahren, die sie bedrohten, tat es ihr noch weh, dass jemand, ein Junge, sie hässlich fand. Auf einmal loderte Hass gegen sie alle in Gaia hoch.
    Der Protektor sah es und lächelte flüchtig. »Das dachte ich mir«, sagte er, ließ ihr Gesicht los und wandte sich wieder seiner Familie zu. »Ich kann sie keiner Familie, die ich kenne, aufnötigen, egal, wie gut ihre Gene sind. Sie ist eine Missgeburt, keine Heldin. Eher mache ich Myrna Silk zur Heldin.«
    Leon hatte die Unterhaltung angespannt verfolgt. »Ich würde Gaia nehmen«, sagte er. Seine ruhige Stimme klang in der weiten Halle lauter und fest.
    Gaia hielt den Atem an und drehte sich zu ihm um. Sein ruhiger, unerschütterlicher Blick ruhte auf ihr. Ihr fiel auf, dass er in der Gegenwart des Protektors kaum ein Wort gesprochen hatte, als ob er seinen Adoptivvater so sehr verachtete, dass er ihm nicht die Genugtuung geben wollte, ihn um sein Leben bitten zu sehen. Gaia aber verteidigte er.
    Leons Vater lachte spöttisch. »Großartig«, sagte er.
    »Er hat recht, Miles. Kannst du das nicht erkennen?«, fragte Genevieve. »Stell dir die Wirkung vor, wenn wir sie aufnehmen würden. Er wäre in tiefer Demut zurückgekehrt, und sie wäre die Hoffnung der Enklave. Sie könnten sogar Kinder haben, genau die Kinder, die du brauchst, alles unter unserer Kontrolle, und wir, wir wären die wahren Helden.«
    Das Gesicht des Protektors verhärtete sich. »Du vergisst, was er getan hat«, sagte er bitter.
    In der darauf entstehenden Stille regte sich das Baby und gab ein leises, saugendes Geräusch von sich. Instinktiv drückte sie es enger an sich, um es zu beruhigen.
    »Ich habe es nicht vergessen«, sagte Genevieve leise.
    Gaias Blick flog von einem angespannten Gesicht zum nächsten. Genevieve hatte die Hände vor die Brust gepresst, und Evelyn neben ihr schien in Gedanken versunken. Rafael, der ebenfalls etwas abseits stand, hatte die Hände in den Taschen vergraben. Der Protektor war wie aus Stein. Schließlich wandte sie sich Leon zu, der unnachgiebig die Zähne zusammenbiss, seine lebhaften Augen leuchteten herausfordernd. Einen flüchtigen Moment spürte Gaia die Präsenz seiner toten Schwester so greifbar, als ob der Zwilling gerade lebend die Treppe hinter Evelyn herabgestiegen wäre, nur um sogleich wieder zu verschwinden.
    Ein Hauch von Farbe glühte auf Leons Wangen. »Zum letzten Mal«, sagte er leise. »Ich habe sie nie angerührt.«
    Der Protektor sprach langsam und deutlich. »Du bist ein Perverser und ein Lügner. Soweit es mich betrifft, könntest du ebenso gut auch ein Mörder sein.« Er wandte sich abrupt ab. »Tu es unauffällig, Winston«, sagte er. »Jetzt.«
    Gaia fühlte, wie Winston und die Wachen auf sie eindrangen, und Evelyn schrie protestierend auf. Aber Genevieve und Rafael waren die Einwände ausgegangen, und Gaia erkannte erschrocken, dass Leon wie festgefroren dastand und nichts tat, um sich zu widersetzen, als ob etwas von dem, was sein Vater gesagt hatte, bewies, dass er den Tod verdiente. Was war diese heimtückische Macht, die sein Vater über ihn hatte?
    »Nein!«, rief Gaia.
    Aus einem Impuls heraus zog sie Leons Arm in die eine unerwartete Richtung: Sie stürzten nach vorne, auf die Treppe zu. Der Protektor griff nach ihnen, aber Genevieve verlor das Gleichgewicht und taumelte in seine Arme. Gaia stieß hart gegen Rafael, der nach ihrem Arm griff, doch sie riss sich wieder los. Dann rannten sie und Leon die große, geschwungene Treppe empor und gewannen wichtige Sekunden Vorsprung vor den Wachen, die sich zwischen der Familie hindurchdrängelten, um ihnen zu folgen.
    Gaia nahm zwei Stufen auf einmal in ihrem Spurt. Nahe dem oberen Ende der Treppe überholte Leon, die Hände noch immer auf dem Rücken gefesselt, sie und führte sie rasch nach rechts. »Schnell!«, rief er Gaia zu, und sie flog ihm nach, um eine weitere Ecke, und stieß sich mit

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