Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
Vom Netzwerk:
konnte. Die Tür zitterte, hielt aber stand.
    »Das wird sie nicht lange aufhalten«, sagte Leon.
    Maya an ihrer Brust fühlte sich in der Dunkelheit sogar noch kleiner an, und Gaia legte beide Arme um sie. »Wo sind wir?«, fragte sie.
    »Das ist der Tunnel hinter den Weinkellern«, sagte er. »Erinnerst du dich an die Karte?«
    Sie hörte ein kratzendes Geräusch, und gleißendes Licht brach aus dem Kopf eines Zündholzes. Zuerst erschien Leons zusammengekniffenes Gesicht in dem Lichtschein, dann hob er den Docht einer Kerze. Ein gewaltiges Trommeln an der Tür ließ Gaia zusammenzucken. Sie sah, dass sie eine Bank im Gebälk der Tür verkeilt hatten, die aber schon nachzugeben begann.
    »Sie kommen!«, rief Gaia.
    Leon nahm sich noch ein paar Kerzen aus einer Schachtel auf einem Regal, dann setzte er sich in Bewegung. Er hob die Kerze und leuchtete in einen engen Tunnel, der in die Felssohle getrieben worden war. Die Flamme schirmte er mit der anderen Hand ab. »Bleib dicht bei mir.«
    »Geh nur. Ich hab dich.«
    Sie packte die Rückseite seines Hemds und rannte hinter ihm her. Die einzelne Flamme war genug, sie die dunklen Steinwände und die Decke des Tunnels erkennen zu lassen, die in regelmäßigen Abständen mit Holzpfeilern abgestützt worden waren. An einer Stelle gabelte sich der Tunnel, und Leon wählte den rechten Gang. Dann gabelte er sich abermals, und er ging nach links.
    Sie hörten ein Krachen und Splittern hinter sich, und laute Stimmen.
    »Halt dich fest! Los jetzt!«, rief Leon und lief noch schneller, sodass die Kerzenflamme wie wild flackerte.
    Mit jeder Abzweigung fielen die Stimmen der Männer weiter zurück und waren schließlich verstummt. Nur noch ihr eigener angestrengter Atem und ihre Schritte waren zu hören. An manchen Stellen war der Tunnel eingebrochen, und sie mussten über das Gestein und durch staubigen Schutt klettern. Maya wimmerte leise in ihren Armen, und Leon sah über seine Schulter zu ihr her.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er wieder.
    »Haben wir uns schon verlaufen?«, fragte sie.
    Er lachte. »Fiona, Evelyn und ich haben hier oft gespielt«, sagte er, und seine Stimme klang unheimlich und gedämpft zwischen den engen Wänden. »Weißt du noch, wie du mich gefragt hast, ob wir Verstecken gespielt haben? Das war hier. Nimm meinen Arm. Neben mir ist jetzt Platz.«
    »Es ist bloß ein bisschen unheimlich«, sagte sie. Etwas berührte ihr Gesicht, leicht wie eine Feder, und als sie aufsah, war die Decke von zarten silbernen Spinnweben überzogen. Sie schaute den Weg zurück, den sie gekommen waren. »Ich kann niemanden mehr hören«, sagte sie.
    Leon nickte und hob die Kerze in die unbewegte Luft. »Sie werden kommen«, sagte er. »Sie brauchen nur länger, weil sie nicht wissen, wie wir an den Abzweigungen gegangen sind. Komm weiter.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Da vorne gibt es eine Stelle, wo wir das entscheiden können. Wenn sie nicht eingestürzt ist«, sagte er.
    Einige Minuten hasteten sie schweigend weiter, bis sich der Tunnel vor ihnen verbreiterte. Der Weg teilte sich an dieser Stelle abermals. Als Leon schließlich anhielt, ließ sie seinen Arm los und sah sich um. Mehrere hölzerne Weinkisten umstanden in einem unregelmäßigen Rechteck eine kleine Fläche an der nächstgelegenen Wand. Zu ihren Füßen hatten Mäuse ein altes graues Kissen zu ihrem Nest gemacht. Es lag inmitten von schwarzem Mäusekot und Getreidehülsen. Leon entzündete ein paar frische Kerzen mit dem Stumpf der alten und reichte ihr die erste weiter. »Hier«, sagte er.
    Sie hob die Kerze, um in die Kisten zu leuchten. Fetzen angenagten Papiers häuften sich darin, die Überreste von Comicbüchern und Zeitschriften, und dazwischen sah sie die unverkennbaren Umrisse eines Jo-jos und anderer Spielsachen. Darüber, in einem Regal, lagen Stapel von Papier. Eine Karte der Enklave und Wharftons war an die Wand geheftet, versehen mit farbigen Markierungen und fleckig von der Feuchtigkeit. Die kühle, nach Erde riechende Luft war ihr unheimlich und nicht sehr einladend. Es fiel ihr schwer, sich vorzustellen, dass Kinder hier gespielt hatten. Normale Kinder …
    »Was ist das für ein Ort?«
    »Das Hauptquartier. Unser Fort. Fiona, Evelyn und ich haben uns hier verkrochen, vor langer Zeit.« Mit der Spitze seines Stiefels stieß er gegen eine Blechdose, in deren Innerem Murmeln klapperten. »Fiona war besessen davon, herauszufinden, wer meine wirklichen Eltern sind und wo sie lebten. Besonders, als ich

Weitere Kostenlose Bücher