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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Tasche hängen. Sie stolperte, befreite sich und suchte verzweifelt nach einem Ausweg.
    »Da ist sie. Ergreift sie!«, rief die Stimme eines Mannes.
    Sie stieß mit dem Rücken gegen das Tor und blickte verzweifelt zu den Frauen im Garten. Es schien, als habe sie sie beim Kartenspiel gestört, bei dem sie nach der Hinrichtung entspannten. Und die vornehmen Damen, die weißen Krempen ihrer Hüte erwartungsvoll wippend, beäugten Gaia mit Neugierde und Vorsicht.
    »Helft mir«, flehte sie.
    Soldaten bedrängten sie. Einer zog grob an ihrer Tasche, ein anderer versuchte, ihr das Baby zu entreißen.
    »Nein!«, stieß sie aus. Den Kampf um die Tasche gab sie auf, doch das Kind hielt sie mit aller Macht fest. Mit angstgeweiteten Augen setzte sie sich zur Wehr, kauerte sich an die Mauer und schützte das Baby mit ihren Armen.
    Die Soldaten hatten sie eingekesselt. Sie konnte ihre glänzenden Stiefel sehen, ihre schwarzen Beinkleider, die furchterregenden Läufe ihrer Gewehre. Ihr Herz hämmerte wie wild in ihrem Brustkorb, und sie rang nach Atem. Noch nie im Leben hatte sie solche Angst gehabt. Auf ihrer verzweifelten Flucht war ihr die Kapuze vom Gesicht gerutscht, und sie hielt den Kopf gesenkt, im Wissen, dass ihr wildes Haar ihr vernarbtes Gesicht bedeckte.
    »Wir haben sie, Capt’n«, sagte einer der Männer.
    »Nicht schießen.«
    Gaia hielt den kleinen Kopf des Babys an ihren Hals, sodass sich seine Konturen sanft an ihre warme Haut schmiegten. Einer der Soldaten trat näher, und sie zuckte zusammen, als er ihr das Haar zurückstrich, um ihr Gesicht freizulegen.
    »Da schau sich einer das an«, sagte der unbekannte Soldat leise.
    Gaia blinzelte, ihre Wangen brannten, und Wut stieg in ihr hoch, als sie fühlte, wie sie taxiert wurde: eine Missgeburt und eine Kriminelle. Sie kämpfte gegen den Soldaten an, doch da seine Hand ihr Haar weiter gepackt hielt, schoss heißer Schmerz in ihre Kopfhaut.
    Als Nächster trat ein groß gewachsener, blonder Soldat vor. »Ich glaube, wir haben Euer verschwundenes Mädchen von draußen gefunden, Captain«, sagte er leise.
    Gaia besah sich die Gruppe der Männer. Grey stand auf der sonnenbeschienenen Straße. Ertrug seine schwarze, faltenfreie Uniform und eine neue, schimmernde Borte über der linken Brusttasche. Er war es gewesen, der den Befehl gegeben hatte, nicht zu schießen. Seine Züge unter der schwarzen Krempe seines Huts waren unnachgiebig und hart.
    Das Gesicht noch immer von der unerbittlichen Faust des Soldaten emporgezogen, tätschelte Gaia das Baby. »Schaut, wen Ihr ermordet habt«, zischte sie, » Captain .«
    Er zeigte keine Reaktion. »Bringt sie ins Gefängnis«, sagte er dann. »Das Baby lasst ihr bis auf Weiteres bei ihr. Ich werde dem Säuglingsheim Bescheid geben, dass sie einen Neuzugang bekommen.«
    Der Wachmann, der ihr Haar festhielt, ließ endlich los, doch nur, um sie unsanft auf die Füße zu ziehen.
    »Aber Captain«, sagte der Blonde, »das ist doch dieses Balg …«
    Gaia sah Captain Greys Augen kurz blitzen, doch seine Stimme blieb ruhig. »Es ist immer noch ein Baby, Bartlett«, verbesserte er ihn. »Und wie es aussieht, ein gesundes. Die Fähigkeiten dieses Mädchens sind offensichtlich zu wertvoll, sie zu verschwenden. Der Protektor wird davon erfahren.«
    Gaia rang nach Atem, als sie seine Worte hörte. Bevor sie auch nur den Blick senken konnte, spürte sie schon die ersten, zaghaften Bewegungen des kleinen Jungen, den sie so besitzergreifend an ihren Hals hielt. Dann befreite sie seinen leichten Körper aus dem klammen, verschwitzten Stoff ihrer Tunika und legte ihn locker an ihre Schulter. Der Kopf des Jungen hüpfte auf vertraute Art, seine fleckige Haut bekam etwas Farbe, und mit einem Rudern seiner Arme stieß er seinen ersten, klagenden Schrei der Empörung aus: Empörung darüber, am Leben zu sein.

8
    Das Leben zuerst
    Das Gefängnis war nicht, was Gaia erwartet hatte.
    Es gab keine dunklen, feuchten Steinwände, keine Ketten oder Haufen schmutzigen Strohs. Der blonde Wachmann, Sergeant Bartlett, und vier weitere Männer führten sie in eine kleine, hell erleuchtete, antiseptische Kammer und ließen sie dort mit dem Baby zurück. Auf Gaias Seite hatte die Tür weder Klinke noch Schlüsselloch, es gab aber auf Augenhöhe eine kleine Öffnung. Der Tür gegenüber ließ ein offenes, aber vergittertes Fenster die schwache Brise herein.
    Der kleine Junge, den sie in ihre feuchte, blutbefleckte Tunika gewickelt in ihren Armen hielt,

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