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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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brauchte Pflege, und sie wünschte, sie hätte ihre Tasche oder wenigstens etwas Nahrung für ihn.
    »Du kleine Erbse«, murmelte sie. »Armer mutterloser Wurm.«
    Sie zitterte, als eine lebhafte Erinnerung sie überkam, an das, was sie seiner Mutter gerade angetan hatte. Sie fragte sich, ob die Familie der Toten versuchen würde, das Kind ausfindig zu machen. Sie konnte sich nicht einmal an den Namen der Mutter erinnern. Loretta? Sie begann sich zu wünschen, sie hätte Buch über die Geburten geführt, bei denen sie geholfen hatte. Noch konnte sie sich an alle erinnern, aber mit der Zeit würde sie sie wahrscheinlich durcheinanderbringen. Gaia dachte an das Band in dem Päckchen an ihrem Bein und war mehr denn je davon überzeugt, dass es sich dabei um eine ebensolche Geburtenliste ihrer Mutter handelte. Wenn die Wachen es fänden, würden sie schnell erkennen, dass es wertvoll war, und sie würde in noch größerer Gefahr schweben, weil sie es ihnen verheimlicht hatte.
    Schnell zog sie den Saum ihres Rocks hoch und nahm den Beutel ab. Sie warf einen raschen Blick zur Tür, um sich zu vergewissern, dass niemand zusah, dann knotete sie ihn auf und entnahm das braune, seidenbestickte Band. Die Markierungen ergaben für sie nicht mehr Sinn als zuvor, aber es war klar, dass jeder sie als Code erkennen würde. Sie drehte der Tür den Rücken zu, bettete den warmen kleinen Kopf des Kinds behutsam an ihren Hals und ging zum Fenster. Würde sie es wagen, das Band einfach fortzuwerfen, es dem Spiel des Windes zu überlassen? Unter sich sah sie eine enge Straße. Gaia befand sich in einem der oberen Stockwerke und konnte die Gebäude mit ihren sauberen weißen Ziegeln und den Solarpaneelen überblicken, die schwarzen und weißen Wasserspeicher, die Leitungen, die von Dach zu Dach liefen, und die weiß getünchten Schornsteine. Einer der Schornsteine war breiter als die anderen und aus schwarzen Ziegeln gebaut. Da konnte sie auf einmal den Geruch frisch gebackenen Brotes riechen.
    »Der Bäcker«, flüsterte sie.
    Hätte sie Dereks Freund doch nur früher gefunden! Wenn sie ihm doch nur das Band bringen könnte! Schritte näherten sich auf dem Flur, und sie musste eine Entscheidung treffen: das Band aus dem Fenster werfen oder es behalten, nur damit die Wachen es ihr abnehmen konnten.
    Rasch setzte sie sich in den Schneidersitz und legte das Kind in ihren Schoß. Dann strich sie mit beiden Händen ihr langes braunes Haar hinter dem Kopf zusammen. Nur selten entblößte sie ihr vernarbtes Gesicht so unverblümt, und ihre Finger hatten keine Übung darin, Bänder in ihr Haar zu flechten, aber sie wickelte es sich zweimal um den Kopf und machte dann einen Knoten auf der Rückseite, wie sie es andere Mädchen hatte tun sehen.
    Sie war gerade fertig, als Augen in der Türöffnung erschienen. Sie nahm das Baby wieder auf und erhob sich.
    Captain Grey trat als Erster ein, gefolgt von Schwester Khol, Sergeant Bartlett, einer weiteren Wache und einem älteren Mann, der einen kleinen Koffer trug. Umgeben von einer Aura der Autorität rückte sich der ältere Mann seine Brille zurecht und näherte sich dem Baby.
    »Einen Tisch«, sagte der Mann, und Sergeant Bartlett eilte davon.
    »Seid Ihr Arzt?«, fragte Gaia.
    Doch er hatte ihr das Baby bereits abgenommen, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
    »Vorsichtig«, sagte sie.
    Sergeant Bartlett kehrte mit einem kleinen Tisch zurück, der mit einem Bogen weißen Papiers bespannt war.
    »Was habt Ihr vor?«, fragte Gaia, als der Arzt den Säugling auf den Tisch legte. Aufgeregt sah sie hinüber zu Schwester Khol, doch deren Gesicht blieb teilnahmslos.
    »Bringt sie fort«, sagte der Arzt. Er beugte sich über das Baby und steckte sich ein Gerät aus Gummi und Metall in die Ohren.
    Gaia sah die Wachen auf sich zukommen und wich in die Ecke zurück. »Bitte!«, rief sie. »Ihr werdet ihm doch nicht wehtun, oder? Ich glaube, es geht ihm gut. Er muss nur gefüttert und gebadet werden. Wenn wir etwas gereinigte Luft für ihn hätten …«
    Der Arzt fuhr herum. »Gereinigte Luft? Du meinst Sauerstoff? Was weißt du von Sauerstoff?«
    Sie wich weiter zurück, doch die Wachen packten sie von beiden Seiten. Finger bohrten sich in ihre Arme.
    »Ihr habt Sauerstoff außerhalb der Mauer?«, wollte der Arzt wissen. Er klang erbost.
    Gaia sank zwischen den Wachen zusammen. »Nein.« Sie stockte. »Ich habe im Tvaltar gesehen, dass man ihn schwachen Kindern gibt. Ist das denn falsch?«
    Der Arzt

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