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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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fixierte sie noch einen Moment. Dann wandte er sich Captain Grey zu. »Ihr habt Euch in ihr getäuscht, Captain«, sagte er trocken. »Sie ist gefährlich. Ich an Eurer Stelle würde mich ihrer so schnell wie möglich entledigen.«
    Gaia schluckte. Ihr Blick flog zu Captain Grey. Der nickte den Wachen nur zu, und sie zogen Gaia zur Tür.
    »Seid vorsichtig mit ihm!«, rief Gaia. »Kümmert Euch gut um ihn, Schwester.«
    Schwester Khol wandte nicht einmal den Kopf, als man Gaia aus dem Raum zog, und Gaias Verwirrung und Angst steigerten sich noch.
    »Bitte«, flehte sie Captain Grey über die Schulter hinweg an, »Ihr werdet dem Baby doch nichts tun, oder?«
    »Wenn du mit den Wachen kooperierst«, sagte er, »können wir uns nachher unterhalten.«
    Sie warf noch einen beklommenen Blick auf das Baby und Greys steinernes Gesicht. Seine Augen waren kalt und unnachgiebig, doch etwas in seinem strengen Blick ließ sie ihre Gegenwehr aufgeben. Die Wachen brachten sie rasch den Gang hinab, eine Treppe hinunter, dann eine weitere. Sie schienen tiefer in das Gefängnis vorzudringen, und sie sah mehrere Türen mit kleinen Sichtfenstern, alle geschlossen. In regelmäßigen Abständen waren Glühbirnen an der Decke angebracht, die der Reihe nach angingen, sowie sie sich ihnen näherten, und die allgegenwärtige Elektrizität war ein weiterer Beweis dafür, dass sie eine fremde Welt betreten hatte.
    Eine Stunde oder länger musste sie in einer kleinen, fensterlosen Kammer ausharren. Gelegentlich warf jemand durch das Sichtfenster einen Blick auf sie. Dann ertönte ein Summen, die Tür ging auf, und ihre Eskorte holte sie wieder ab und brachte sie in ein Arbeitszimmer mit einem Schreibtisch darin, mehreren Stühlen, einer Lampe, einem Telefon und etwas, das sie für einen Computer hielt, den ersten, den sie je vor sich sah.
    »Soll ich sie fesseln, Captain?«, fragte einer der Männer.
    Captain Grey trat durch die Tür. »Bitte«, sagte er.
    Überrascht fühlte Gaia, wie raue Hände ihr geübt die Handgelenke auf dem Rücken überkreuzten und zusammenbanden. Es kostete sie all ihren Stolz, sich nicht vor Schmerz zu krümmen. Endlich ließ der Mann sie los. Eine Strähne ihres Haars hatte sich aus dem Band gelöst, und die Uhr war aus ihrer roten Tunika gerutscht und hing ihr lose um den Hals. Sie warf den Kopf zurück, doch die Strähne fiel ihr wieder über das linke Auge. Ungeduldig richtete sie den Blick auf Captain Grey und wartete darauf, dass er ihrem Blick begegnen und sie seine Absichten erkennen lassen würde.
    Seine Augen aber ruhten auf einem Gegenstand in seiner Hand: ein zitronenförmiges Nadelkissen. Alle Nadeln waren tief in das Sägemehl gebohrt, sodass nur die Nadelköpfe auf der Oberfläche des Kissens schimmerten. Gaia stockte der Atem. Das ist meins , dachte sie. Er hatte also ihre Tasche durchsucht. Bedächtig nahm er seinen Hut ab und legte ihn neben das Nadelkissen auf den Tisch, und zum ersten Mal sah sie sein ganzes Gesicht. Seine Augenbrauen waren schwarz, seine Züge noch ebenmäßiger, als es bei Kerzenlicht den Anschein gemacht hatte. Er wandte sich an die Wachen. »Lasst uns allein«, sagte er.
    Die Männer verließen augenblicklich den Raum und schlossen die Tür. In der nachfolgenden Stille schlug Gaias Herz so laut in ihrer Brust, dass sie fürchtete, er könnte es hören. Sie bewegte ihre Handgelenke, um herauszufinden, wie fest die Stricke geknotet waren, und spürte einen beißenden Schmerz. Captain Grey stand hinter dem Schreibtisch, sagte kein Wort und drehte mit spitzen Fingern seinen Hut auf dem Tisch einmal um die eigene Achse. Als er endlich den Blick hob, war sie nicht auf einen so ruhigen, leidenschaftslosen Gesichtsausdruck gefasst gewesen.
    »Dir ist klar, in was für Schwierigkeiten du steckst, oder nicht?«, fragte er. Obwohl seine Stimme leise war, hallte sie unerwartet stark in dem kleinen Raum.
    Gaia schüttelte den Kopf, und als sie sah, wie sein Blick über ihr Gesicht wanderte, es mit bedächtiger, zermürbender Gründlichkeit studierte, wünschte sie, ihr Haar wäre offen und könnte ihre Narbe verbergen.
    Schließlich runzelte er die Stirn. »Gaia«, sagte er, »du hast die Leiche einer Verräterin geschändet, um ein Baby zu retten, das von Rechts wegen tot sein sollte.«
    Sie fragte sich, ob er merkte, dass er ihren Vornamen gebrauchte, so als wären sie einmal befreundet gewesen. »Ich dachte mir schon, dass es sterben sollte«, gab sie zu. »Aber ich musste es einfach

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