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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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identische Holztüren, die mit geschnitzten Figuren und Bäumen verziert waren.
    Dann hörte Gaia auf einmal das Lachen eines Kindes. Ein kleiner Junge von zwei oder drei Jahren kam in einem leuchtend blauen Schlafanzug um die Ecke gerannt. Er trug ein paar flauschige, rosa Hausschuhe, die eindeutig zu groß für ihn waren, und hatte einen kleinen gelben Ball in den Händen. Sein Lachen war hell und fröhlich und passte so gar nicht zu der verzweifelten Lage, in der sich Gaia befand. Sie stand ganz still und gebannt, in vollem Bewusstsein, dass der Junge sie und die Wachen jeden Moment sehen musste.
    Er rannte so schnell, dass er schon fast an ihnen vorüber war, ehe er sie wahrnahm, dann kamen seine Hausschuhe ins Rutschen, und sein Lachen verstummte auf einen Schlag. Er stolperte über seine eigenen Füße, und schon lag er am Boden, und sein Ball sprang ihm aus der Hand. Automatisch wollte sie zu ihm, um ihm zu helfen, doch starke Hände hielten sie zurück.
    Der kleine gelbe Ball schlitterte über die weißen und schwarzen Fliesen und kam vor ihr zum Liegen. Er erwies sich als das zitronenförmige Nadelkissen ihres Vaters.
    Auf welchen verschlungenen Wegen konnte das Nadelkissen aus Leons Tasche zu diesem Kind gereist und sein Spielzeug geworden sein?
    Im nächsten Moment kam ein Mädchen von neun oder zehn um die Ecke. Blondes Haar bauschte sich um ihr rosiges Gesicht. »Michael!«, rief sie, atemlos vor Freude. »Wenn du mir nicht sofort meine Hausschuhe zurückgibst …« Sie verstummte, als sie die Gruppe erblickte, und blieb stehen. Der Junge krabbelte vorwärts und griff sich das Nadelkissen, dann lief sie zu ihm hin, bückte sich und nahm ihn auf den Arm. »Tante Genevieve!«, rief sie.
    Eine dritte Person kam nun wutentbrannt um die Ecke »Was um aller Welt …«
    Gaia starrte sie an. Dies war die Frau, die sie erst am Tag zuvor gesehen hatte, als sie mit Leon unterwegs gewesen war: Genevieve Quarry, die Frau des Protektors. Und sie war außer sich. »Britta. Bring ihn zurück in die Küche. Sofort«, sagte Genevieve zu dem Mädchen.
    Die Kinder wichen einen weiteren Schritt zurück und rannten dann davon. Genevieve stürmte auf sie zu. »Wie könnt ihr es wagen!«, fuhr sie die Wachen an.
    »Entschuldigt, Schwester Quarry«, sagte die Wache. »Mir wurde gesagt, ich solle sie in aller Frühe zu Bruder Iris bringen.«
    Gaia fühlte, wie sich Genevieves durchdringender Blick auf sie richtete, und wich unwillkürlich zurück.
    »Dann macht eure Arbeit«, sagte sie verächtlich. Sie klopfte an die Tür zu Gaias Linken, und sofort wurde diese von innen geöffnet.
    »Schaff diesen Pöbel aus meiner Eingangshalle, Winston«, sagte Genevieve.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Winston glatt, trat beiseite und winkte Gaias Gruppe hinein. »Ein Versehen, das sich nicht wiederholen wird.«
    Genevieve verschwand schon wieder in den Tiefen ihres Hauses. »Miles wird davon erfahren«, sagte sie noch über die Schulter, und ihre leise Stimme hallte deutlich hörbar wider.
    Winston war ein untersetzter Pförtner in mittleren Jahren mit einem kleinen Mund und einem Gesicht, das wenig über ihn verriet, selbst wenn er gerügt wurde. Er nickte nur abermals, geleitete sie rasch nach drinnen und schloss die Tür.
    Gaia erwartete, dass Winston die anderen Wachen zur Rechenschaft ziehen würde, doch er sagte nichts und ging voran durch einen Korridor. »Achtung, Stufe«, meinte er höflich und wies mit dem Finger, ehe er sie zwei Stufen hinab und dann mehrere Flure entlang führte. Gaia konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bastion zwei verschiedene Seiten besaß: das wunderschöne, elegante Heim, das Genevieve und die Kinder bewohnten, und die nüchterne Seite, die sie als Gefangene kennenlernte. In gewisser Weise ist es ein Muster dieser ganzen Gesellschaft , dachte Gaia.
    »Wir sind da. Einen Moment«, sagte Winston schließlich und blieb vor einer hohen Holztür stehen. Andere, ähnliche Türen säumten den mit einem Läufer ausgelegten Gang. An beiden Enden des Flurs waren Fenster.
    Winston klopfte an, und eine Stimme bat sie herein. Die Wände des großen, hohen Raums waren von Büchern gesäumt, und der Boden war mit einem üppigen Teppich ausgelegt, der ihre Schritte dämpfte. Ein gelber Kanarienvogel in einem Käfig an einem der Fenster gab ein aufgeschrecktes Trällern von sich.
    »Was soll das werden?«, fragte eine verärgerte Stimme, und Gaia erblickte einen kleinen, grauhaarigen Mann mit Brille und

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