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The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder

Titel: The Dead Forest Bd. 1 Die Stadt der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O'Brien Caragh
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Mund, »es tut mir leid. Da kannte ich die Gesetze noch nicht.«
    Er zuckte die Achseln. »Deine Ausbildung war im Wesentlichen dem Zufall überlassen«, sagte er. »Zweifelsohne hast du einige falsche Moralvorstellungen übernommen: dass es wichtiger wäre, das Leben eines Babys zu retten, als die Gesetze der Enklave zu befolgen, zum Beispiel. Unsere Gesetze aber schützen das Gemeinwohl, und es steht dir nicht zu, dich über sie hinwegzusetzen.«
    Sie senkte den Blick und hoffte, dass sie angemessen unterwürfig wirkte. Dieser Mann war absolut davon überzeugt, das Richtige zu tun. Das machte ihn nur noch erschreckender. Bruder Iris rückte seine Brille wieder auf der Nase zurecht und berührte abermals den Bildschirm. »Ich möchte, dass du mir sagst, was du über das Band deiner Mutter weißt«, sagte er.
    Gaia versteifte sich und dachte an Leons Warnung. »Ich weiß nicht sehr viel«, fing sie an, »ich glaube, dass es ein Code ist. Ich sollte auf das Band achtgeben und es nicht verlieren.« Dass ihre Mutter gewollt hatte, dass sie es vernichtete, erwähnte sie nicht.
    »Wer hat das gesagt? Deine Mutter?«
    Sie schüttelte den Kopf. Hoffentlich war die alte Meg längst auf und davon und sicher im Toten Wald angelangt. Wenn nicht, war sie wahrscheinlich auf dem Weg dorthin gestorben. Gaia zögerte eine Sekunde, dann fiel ihr ein, wie rücksichtslos Bruder Iris den Tod des Vogels angeordnet hatte. »Die alte Meg«, sagte sie. »Eine Freundin meiner Mutter. Sie gab mir das Band in der Nacht, als meine Eltern verhaftet wurden.«
    Er runzelte die Stirn, und Gaia vermutete, dass dies neu für ihn war. Sie schöpfte einen winzigen Funken Hoffnung. Vielleicht gelangte er zu der Meinung, dass sie ihm nützlich sein könnte.
    »Wo ist die alte Meg jetzt?«, fragte er.
    Sie wandte den Blick zu den hohen Fenstern zu ihrer Rechten. Sie konnte sehen, wie die Spitze des Obelisken den Nebel durchstach. Sie wand sich unbehaglich auf dem Stuhl, die Hände noch immer auf dem Rücken gefesselt.
    »Antworte mir!«, befahl er schroff.
    Gaia zuckte zusammen. Der Kanarienvogel in seinem Käfig piepste schrill. »Sie ist weggegangen«, sagte Gaia. »Sie wollte die Stadt verlassen.«
    »Niemand verlässt die Stadt«, widersprach er. »Hat sie gesagt, wohin sie geht?«
    Gaia schluckte schwer. »Ins Ödland. Zum Toten Wald.«
    Bruder Iris’ Augen funkelten amüsiert. »Der Tote Wald existiert nicht«, sagte er. »Das ist ein Ort aus einem Märchen.«
    Sie war verwirrt. »Aber …«
    Er schüttelte den Kopf. Seine Augen hinter den getönten Gläsern blickten nun beinahe mitfühlend. »Ich vergesse immer, dass du noch ein Kind bist«, sagte er. »Zudem von außerhalb der Mauer.« Er zögerte und strich sich über das Kinn. »Ich sehe schon, das könnte eine Weile dauern«, sann er. Dann beugte er sich über seinen Bildertisch und drückte einen Knopf. »Macht ein Zimmer für sie fertig«, sagte er leise. »Nein, im dritten Stock. Und eine Dusche und frische Kleider auch, wo wir schon dabei sind. Sie riecht etwas streng.«
    Gaia fühlte, wie sie rot wurde, versuchte aber, ihre Scham zu unterdrücken. Es war nicht ihre Schuld, dass sie sich im Gefängnis nicht regelmäßig hatte waschen können. Der Mann betrachtete sie. »Hast du Durst?«, fragte er.
    Sie nickte. Sie hatte an diesem Morgen kein Essen bekommen. Er griff nach einer Kanne Tee und schenkte eine Tasse ein. Das duftende Aroma durchzog den Raum, und sie fragte sich schon, wie sie denn trinken sollte, solange ihre Hände gefesselt waren, als er die Tasse an seine eigenen Lippen hob.
    »Erzähl mir mehr über das Band«, sagte er.
    Ihr Durst, den sie zuvor kaum wahrgenommen hatte, verstärkte sich nun noch, und neidvoll beäugte sie die Tasse, die er in seinen Händen hielt.
    »Mehr weiß ich nicht«, sagte sie.
    »Du hast versprochen, zu kooperieren«, erinnerte er sie.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Das tue ich ja.« Verzweifelt suchte sie nach den richtigen Worten. »Fragt mich etwas.«
    »Nahm deine Mutter das Band mit, wenn ihr zu einer Geburt gegangen seid?«
    »Nein«, sagte sie.
    »Hat sie es dir je gezeigt, bevor die alte Meg es dir in jener Nacht gegeben hat?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich wusste nicht, dass es existiert.«
    »Hat deine Mutter dir je Nachrichten in einem ungewöhnlichen Alphabet geschrieben?«
    Gaias Herz schlug in ihrer Brust. Sie befeuchtete die Lippen. »Nein«, sagte sie.
    »Ich sehe es, wenn du lügst«, sagte er milde.
    »Nein«, wiederholte sie. »Mein

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